Birgit Branczeisz

Riesen-Bild für den Lesesaal des Dresdner Stadtarchivs

Radebeul. Die Ostdeutsche Sparkassenstiftung gibt Geld für ein Monumental-Gemälde von Karl Mays Haus-Maler Sascha Schneider. 

Es ist eine Sensation. Ein Monumentalbild eines Dresdner Künstlers kehrt als Leihgabe nach Dresden zurück - in den Lesesaal des Stadtarchivs. "Denn wir haben eine der größten Wände in Dresden - 4,50 mal 2,50 Meter", so Prof. Thomas Kübler, der sich darüber besonders freut. Immerhin hat sein Archiv bereits die komplette Akte des Künstlers im Haus.

Es handelt sich um Sascha Schneider und sein riesiges Gemälde "Auf zum Kampf", das er 1903 gemalt hat. In dem Jahr wurde es auch einmalig auf der Sächsischen Kunstausstellung präsentiert. Dort lernte der Künstler offenbar Karl May und seine Frau Klara kennen. May war begeistert, entsprach der Stil des Symbolismus doch so dem eigenem Verständnis in einer Zeit, da sich die Menschen durch die Industrialisierung entwurzelt und moralisch verloren fühlten.

Seine Empfangszimmer ließ Karl May ausschließlich mit Sascha Schneider Bilder ausstatten, der Beginn einer Künstlerfreundschaft. Sascha Schneider entwarf auch eine komplette Buchdeckel-Ausgabe. Für das riesige Gemälde aufziehender Krieger, als Symbol letztlicher menschlicher Befreiung, fand sich jedoch kein Platz in der Villa von Karl May. 

Obwohl der Maler es schließlich an Klara May verschenkte, blieb es nicht in Radebeul. Es ging zunächst aufgerollt im Jahr 1960 mit der Verlegerfamilie Schmid und dem Karl-May-Verlag nach Bamberg. Dort soll es zweimal kurzzeitig gezeigt worden sein - seit es 1995 wieder von der Karl-May-Stiftung zurückgekauft wurde, blieb es allerdings originalverpackt mit den Aufklebern der Dresdner Kunstspedition "Hasenkamp" liegen.

"Wir haben vor drei Jahren etwa 50 Zentimeter weit hineingeschaut", so Restauratorin Claudia Hartwich. Wie das Gemälde auf den übrigen 4 Metern aussieht, bleibt die große Überraschung. Klar ist, das Leinwandbild wurde offenbar auch geknickt, es hat Abplatzungen und durch die enge Wicklung ziemlich gelitten. Claudia Hartwich wird sich in Räumen des Dresdner Landesamtes für Denkmalpflege einmieten, die extra für Großformate mit Arbeitstischen eingerichtet sind. Dort wird es liegend restauriert.

Wie lange das dauert, hängt vom Zustand des Bildes ab - ebenso die Kosten. Veranschlagt sind momentan 62.000 Euro. Etwa die Hälfte hat jetzt die Ostdeutsche Sparkassenstiftung dazugegeben. Geschäftsführerin Patricia Werner kannte das nahezu vergessene Gemälde und will es so in die Öffentlichkeit zurückholen. Wo es einmal seine endgültige Präsentationsfläche findet, scheint noch nicht ganz klar. Im Obergeschoss des Neubaus eines Karl-May-Museums? Oder bleibt es vielleicht doch "an der größten Wand Dresdens" im Stadtarchiv? Auf alle Fälle in Sachsen.


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