Constanze Junghanss

Neue Wolfsterritorien im Kreisgebiet

Görlitz. Zum Jahresanfang vermelden Schafhalter erneut Wolfsrisse im Görlitzer Umland. Die EU senkt den Schutzstatus des Wolfs. Auswirkungen hat das noch nicht.
Ein Wolf streift durch Görlitzer Umland.

Ein Wolf streift durch Görlitzer Umland.

Bild: Alexas_Fotos

Julia Naumann ist verzweifelt. Erneut hat der Wolf die Schafherde des Lindenhofes in Pfaffendorf im Landkreis Görlitz attackiert. "Letzte Nacht entdeckten wir vier tote und ein verletztes Schaf auf der Weide", berichtete die Hofmitarbeiterin am 10. Januar der Wochenkurier-Redaktion. Seit Oktober des Vorjahres sind damit 38 Coburger Fuchsschafe und Rauwollige Pommernschafe durch den Wolf beim Lindenhof ums Leben gekommen, die Herde auf nur noch acht Tiere geschrumpft. Trotz ausreichender Schutzmaßnahmen gab es mehrfach Übergriffe durch das Raubtier. Ob die Schafhaltung der alten Haustierrassen in Pfaffendorf damit eine Zukunft hat, scheint ungewiss. Julia Naumann weiß im Moment nicht, wie es weitergeht. Sie kann nicht nachvollziehen, weshalb bei den zahlreichen Rissgeschehen im Gebiet bislang von einem möglichen Abschuss nicht die Rede gewesen ist.


Denn mittlerweile senkte der Europarat den Schutzstatus für den Wolf von "streng geschützt" auf "geschützt". Die Folgen jedoch sind offen. Was die EU-Entscheidung für das ostsächsische Wolfsvorkommen bedeutet, erklärt Burkhard Beyer vom Sächsischen Umweltministerium gegenüber Wochenkurier so: "Die Absenkung des Schutzstatus muss zunächst noch in europäisches und nationales Recht umgesetzt werden. Diese Verfahren brauchen sicherlich noch einige Zeit. Insofern hat der Vorstoß des Europarats noch keine Folgen für das Wolfsmanagement und den Bestand."
Die Genehmigung zur sogenannten Entnahme gab es dennoch. Vor drei Monaten wurde ein Wolf aus dem Königshainer Rudel zum Abschuss freigegeben. "Zur Vermeidung erheblicher wirtschaftlicher Schäden", wie Karin Bernhardt, Pressesprecherin des Landesumweltamtes, erklärt. Die für den Abschuss zu Grunde liegenden Rissschäden fanden im Herbst im Raum Weißenberg (Kreis Bautzen) statt. "Insgesamt wurden dabei 17 Schafe geschädigt, davon acht getötet, acht verletzt und ein Tier musste notgetötet werden", nennt Karin Bernhardt die Zahlen.


Königshain befindet sich im Landkreis Görlitz. Das Königshainer Berge Rudel hatte im letzten Jahr erneut Nachwuchs bekommen. Vier Welpen waren das. Die Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf weist ab 2014 für das Königshainer Rudel 35 Welpengeburten in diesem Zeitraum nach. Mit 34 Territorien ist das sächsische Wolfsvorkommen östlich der Elbe nach wie vor am höchsten. Zu der Einschätzung kommt die Fachstelle Wolf des Freistaats. Neu dazugekommen sind im vorigen Monitoringjahr vier Territorien im Landkreis Görlitz. Da sind die Wolfsrudel Kottmarwald und Nonnenwald im Süden sowie die Rudel Reichwalde und Weißwasser im Norden. Gleichzeitig konnten die vier Wolfsterritorien Milkel, Linz, Tautewalde und Trebus in der Oberlausitz nicht mehr nachgewiesen werden. Die Zahl der Rudel ist im Görlitzer Kreisgebiet innerhalb von zehn Jahren von sieben auf 20 gewachsen, bis Oktober des Vorjahres wurden 71 Schadensmeldungen bei der Fachstelle Wolf registriert, davon 208 Schafe und Ziegen, aber auch sechs Gehegewildtiere, sechs Gänse und ein Rind waren betroffen. Aktuellere Zahlen weist die Statistik noch nicht aus. Zu den Rissen in Pfaffendorf zum Jahresanfang 2025 kamen nach Wochenkurier-Informationen auch Risse in Sohland am Rotstein und Gersdorf in der Gemeinde Markersdorf dazu.

Das Thema Wolf erhitzt seit Jahren die Gemüter. Vor allem in den Landkreisen Görlitz und Bautzen ist die Wolfsdichte besonders hoch, was wiederum zu Konflikten vor allem mit Weidetierhaltern führt.


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