

Zu diesen Ergebnissen kommt der DAK-Gesundheitsreport, den die Kasse im Oktober vorstellte. Demnach sind in Sachsen nur die Menschen im Kreis Bautzen mit einem Krankenstand von 5,6 Prozent statistisch noch häufiger krank. Dagegen bleiben die Dresdner mit einem Krankenstand von
4 Prozent am seltensten krankheitsbedingt zu Hause.
Rückenschmerzen sind größte Arbeitskiller
Im Landkreis Görlitz stiegen die Ausfalltage im Vergleichszeitraum bei allen wichtigen Krankheitsarten an. Die meisten Fehlzeiten verursachten erneut Muskel-Skelett-Erkrankungen wie Rückenschmerzen. Diese Diagnose war Grund für mehr als jede fünfte Krankschreibung (22,1 Prozent). Mit einem Anteil von
15,2 Prozent kamen Atemwegsbeschwerden wie Erkältungen und Bronchitis auf den zweiten Platz, wobei es hier ein Plus von fast 39 Prozent gab. Um fast 17 Prozent nahm die Zahl der Verletzungen und Vergiftungen zu, die mit 14,1 Prozent Rang drei belegen. Arbeitsausfall aufgrund von psychischen Erkrankungen wie Angstzuständen und Depressionen stieg um knapp sieben Prozent auf 13,5 Prozent an.
Beratung per Videochat
„Wir informieren regelmäßig über den Krankenstand“, sagt Andreas Motzko von der DAK-Gesundheit. „Dafür werten wir die Ausfalltage unserer Versicherten in der Region aus. Unternehmen können aus dieser Analyse wichtige Impulse für ihr betriebliches Gesundheitsmanagement gewinnen. Um zum Beispiel längeren Erkrankungen durch Rückenleiden oder seelische Probleme vorzubeugen, bieten wir als Kasse Arbeitgebern konkrete Hilfe an.“ Die Kasse geht dabei neue Wege, bietet seit kurzem eine medizinische Beratung per Videochat an. An dem Online-Angebot nehmen Ärzte aller Fachrichtungen teil. Versicherte können ihre Fragen so von zu Hause aus klären. Wichtig: Die Ärzte können im Videochat nicht behandeln und keine Diagnose stellen. Versicherte bekommen aber eine ausführliche Beratung.
Unterschiede bei Frauen und Männern
Die DAK-Gesundheit untersucht in ihrem diesjährigen Gesundheitsreport schwerpunktmäßig den Unterschied von Frauen und Männern in den Krankheitsprofilen und im Umgang mit Krankschreibungen. Für die Studie wertete das IGES Institut die Fehlzeiten aller erwerbstätigen Mitglieder der DAK-Gesundheit in Sachsen sowie im Landkreis Görlitz aus. Es wurden zudem bundesweit mehr als 5000 Beschäftigte im Alter von 18 bis 65 Jahren befragt.
Ein Fazit: Frauen in Sachsen fehlen häufiger im Job als Männer. Ihr Krankenstand lag im vergangenen Jahr 18 Prozent höher. Im Landkreis Görlitz betrug der Unterschied zwei Prozent. „Der viel zitierte kleine Unterschied ist in unserer Region kleiner als gedacht“, sagt Andreas Motzko. „Die Studie zeigt auch, dass Männer und Frauen von ganz unterschiedlichen Krankheiten betroffen sind.“
Im Landkreis Görlitz erkranken Männer mehr als viermal so oft (plus 336 Prozent) am Herz-Kreislauf-System wie Frauen. Diese hingegen leiden dreimal häufiger (plus 224 Prozent) an psychischen Erkrankungen wie Depressionen. Bei den Krebsleiden zeigt sich ein gegenläufiger Trend zum Land. Im Landkreis Görlitz haben Männer knapp ein Drittel (30 Prozent) mehr Ausfalltage als Frauen. Das ist insofern auffällig, als dass Frauen landesweit 27 Prozent mehr Fehltage aufgrund von Krebserkrankungen haben, was durch das vergleichsweise frühe Auftreten von Brustkrebs bedingt ist.
Frauen neigen zu Präsentismus
Obwohl Frauen den höheren Krankenstand haben, schleppen sie sich sogar häufiger als Männer krank zur Arbeit. Experten sprechen vom Präsentismus. 67 Prozent der Frauen in Sachsen waren 2015 mindestens einmal krank bei der Arbeit, bei den Männern nur 62 Prozent. Als Hauptgründe gaben Frauen in der Befragung an, dass sie ihre Kollegen nicht hängen lassen wollten (86,5 Prozent) oder auch ihre Arbeit fertigstellen müssten (63 Prozent).
Auch tragen Frauen immer noch einen großen Anteil bei der Betreuung kranker Kinder: Mehr als jede vierte Frau (26,8 Prozent) gab in einer Befragung an, dass sie sich bei einer Erkrankung des Kindes selbst krank gemeldet hat, weil sie sich nicht anders zu helfen wusste. Bei den Männern sagten das nur 17,5 Prozent.
(pm/tok)