Vor etwa fünf Wochen erhielt Weißwasser den Zuschlag für das EU-Projekt „Bildung, Wirtschaft und Arbeit im Quartier“ (Biwaq). Rund 1,8 Millionen Euro stehen der Stadt als Projektträger jetzt bis Ende 2018 zur Verfügung. Die gilt es sinnvoll zu investieren.
Genau dafür hat Weißwasser einige Projektpartner mit ins Boot geholt. Mit dabei sind die Ausbildungsgesellschaft Rodig, der Verein „Wertewandel“ und die Berufsfachschule für Altenpflege Datey. Mit dem über drei Jahre laufenden Projekt hat sich die Stadt gleich mehrere Ziele gesteckt und dazu drei Handlungsbereiche etabliert.
Integration
Im ersten Bereich geht es um die Integration und Beschäftigung von (Langzeit)Arbeitslosen. Hier kommt die Ausbildungsgesellschaft ins Spiel. Dazu werden verschiedene Ausbildungsmodule in den Berufsfeldern Pflege und Handwerk und im Kreativbereich angeboten. Die Module haben dabei nicht alle die gleiche Länge, sollen vielmehr, wie die komplette Betreuung auch, so gut wie möglich auf die individuellen Bedürfnisse der Teilnehmer angepasst werden.
„Wir wollen die Menschen nicht nur wieder in den Arbeitsmarkt bringen. Es geht darum, sie zu unterstützen und auf die Zukunft vorzubereiten. Wir wollen beispielsweise auch auf die Hobbys und Interessen schauen, um zu sehen, inwieweit daraus vielleicht eine berufliche Zukunft werden kann“, erklärt Geschäftsführerin Roswitha Rodig.
Thorsten Rennhak, Sachgebietsleiter Stadtentwicklung in Weißwasser, ergänzt: „Natürlich ist ein Ziel, die Menschen aus der Arbeitslosigkeit zu holen und nach Möglichkeit auf den ersten Arbeitsmarkt zu bringen. Aber es geht auch darum, überhaupt die vorhandenen Potenziale zu wecken.“ Manch Langzeitarbeitsloser sei in einen gewissen Trott geraten, aus dem er herausgeholt werden müsse. Das könne auch durch einen Minijob oder eine ehrenamtliche Tätigkeit geschehen. Insgesamt ist das Projekt in diesem Bereich auf die Betreuung von 250 Personen ab 27 Jahren ausgelegt. Wer Interesse hat, kann sich einfach bei der Stadt oder der Ausbildungsgesellschaft melden.
Wirtschaft
Der zweite Bereich zielt auf die lokale Wirtschaft ab. „Wir befragen zunächst Unternehmen, um einen genauen Bedarf zu ermitteln“, erklärt Martin Kuder vom Verein Wertewandel. Danach sollen zielgerichtete Angebote, etwa Beratungen zum Marketing, Rechtsfragen oder dem Internet-Handel, ins Leben gerufen werden. Das alles bleibt für die Händler und Dienstleister der Stadt kostenlos.
Stadtentwicklung
Im dritten Projektbereich geht es um die Stadtentwicklung, also beispielsweise um die Frage, wie heute brachliegende Flächen oder leerstehende Geschäftsräume wieder mit Leben gefüllt werden können. Ein Ziel ist dabei die Sicherung der Villa der ehemaligen Glasfachschule. Die könnte sich sogar zu einem Anlaufpunkt für das Projekt entwickeln, in dem Vereine residieren und Beratungen für Arbeitslose angeboten werden. Stadtteilkoordinator Frank Schwarzkopf nennt hier die sogenannten „Wächterhäuser“ als Vorbild. In eine ähnliche Richtung könnte sich auch die Villa entwickeln.
Biwaq ist ein Programm des Bundesumweltministeriums. Für die Förderperiode 2015 bis 2018 wurden deutschlandweit 72 Kommunen ausgewählt. In Sachsen sind neben Weißwasser noch Ebersbach-Neugersdorf und Leipzig dabei.