Landkreis Görlitz. Für die Störche im Kreisgebiet werden dringend Betreuer gesucht.
Der Reichenbacher Storch ist wieder da. Der große Vogel zeigt sich unentschlossen. Katrin Tschischkale, Chefin des Oberlausitzer Landschaftspflegverbandes (LPV) schildert, wie Adebar von einem Horst zum nächsten wechselt. Manchmal sitzt der Vogel auch auf einem Baugerät. Dass dem Storch die Entscheidung schwerfällt, ist kein Wunder. Das hängt mit der Sportplatzsanierung und einem ungewollten Umzug vor einigen Jahren zusammen.
Der Reihe nach. 2014 siedelten sich in der Kleinstadt erstmals Störche auf einem alten Schornstein an. Der Schornstein war baufällig und musste entfernt werden. In dem Zuge bekam das Storchenpaar einen künstlichen "Ersatzneubau" auf einem Masten in Nähe der Grundschule. Da wird seit einer Weile der Sportplatz gebaut. Im Zuge der Baumaßnahme brauchte es erneut einen Nest-Neubau, damit sich der Storch von den Bauarbeiten nicht gestört fühlt. Der Horst wurde auf dem Dach der Grundschule errichtet. Das war 2023. Die Baumaßnahmen zum Sportplatz laufen, Adebar ist aus dem Winterquartier wieder da und fliegt mal das eine, dann das andere Nest an. "Das Baugeschehen scheint ihn absolut nicht zu stören", sagt Katrin Tschischkale.
Auch anderenorts sind die Störche aus dem Süden zurück in die Oberlausitz gekommen, um in der Region zu brüten und ihre Jungtiere groß zu ziehen. "Wir haben in Sachsen noch recht viele Brutpaare", schätzt die LPV-Chefin ein. Durch den Verlust von Lebensräumen und Nahrungshabitaten verzeichne die Statistik seit Jahren dennoch massive Rückgänge. Umso wichtiger sei deshalb die Betreuung der bestehenden Horste. Im Landkreis Görlitz gibt es mit aktueller Zählung 53 Horste. Störche sind standorttreu, nutzen ihre Nester viele Jahre. Derzeit sind vier Horstbetreuer im Kreisgebiet aktiv.
Der älteste von ihnen ist Joachim Benitz aus Löbau. Er liest sogar die Ringe der Störche ab. "So ist es auch möglich, die Flugrouten der Adebare zu verfolgen", erklärt Katrin Tschischkale. Martina und Frank Hohlstein aus Görlitz betreuen die meisten Nester, bauten Kontakte zu vielen Einwohnern auf, die ihnen Informationen über die Störche zuarbeiten. Auch der Reichenbacher Storchenstandort wird von Familie Hohlstein betreut. Im Norden kümmert sich Andrea Platzk aus Bad Muskau um die Nester. Neben der Storchenbetreuung vermittelt die Helferin Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen Wissen über die geflügelten Glücksboten.
Welche Aufgaben die Betreuer von Storchenpaaren haben, dazu informiert der LPV. Angaben über Ankunftszeit im Brutgebiet und Abflug ins Winterquartier sind zu notieren, Hinweise über Totfunde und Todesursachen, Horstkämpfe, Ringfunde zu dokumentieren. Auch das Sammeln von Informationen zu im Kreisgebiet überwinternden Störchen und bevorzugte Nahrungsflächen gehören dazu. "Bei akuten Gefährdungssituationen, verletzten und apathisch wirkenden Störchen, zerstörten Horsten melden unsere Betreuer diese Vorkommnisse an die Untere Naturschutzbehörde", sagt Katrin Tschischkale.
Gesucht werden Helfer aktuell für die Gebiete Bernstadt a. d. Eigen, Bertsdorf-Hörnitz, Großschönau, Hähnichen, Hainewalde, Hohendubrau, Horka, Kreba- Neudorf, Mittelherwigsdorf, Mücka, Niesky, Oderwitz, Olbersdorf, Quitzdorf am See, Rothenburg, Seifhennersdorf, Waldhufen und Zittau.
Wer Storchenbeobachter werden möchte, kann sich hier melden:
- Untere Naturschutzbehörde, Lydia Jungnickel Telefon: 03581 6633158, Mail
lydia.jungnickel@kreis-gr.de oder -
- Katrin Tschischkale, Landschaftspflegeverband Oberlausitz, Telefon 8035828 70414, Mail
landschaftspflegeverband-ol@web.de