Constanze Junghanß

Drillinge im Minidorf

Kittlitz/Löbau. Als Kathleen Nahrstedt im Frühling 2020 das erste Ultraschallbild in ihren Händen hielt, war die Überraschung enorm.
Damit hatten die werdende Mutter und ihr Mann Frank nicht gerechnet: Drei schwarze Punkte auf dem Ultraschallfoto, drei Fruchtblasen. Die Bestätigung der Frauenärztin erfolgte prompt. Kathleen Nahrstedt erwartete Drillinge. "Wir haben in unseren Familien bisher keine Mehrlingsgeburten gehabt", sagt die Kittlitzerin. Ihre damals dreijährigen Tochter hatte sich ein Geschwisterchen gewünscht, erzählt die junge Frau. Es wurden drei kleine Schwestern. Nahrstedts heirateten noch vor der Geburt. Da war Mama Kathleen im sechsten Monat. Mia, Elli und Flora erblickten vor vier Jahren nach einer unkomplizierten Schwangerschaft das Licht der Welt. Die Drillinge wurden per Kaiserschnitt in der 34. Woche und damit ein wenig früher als eine Schwangerschaft dauert, im Dresdner Klinikum auf die Welt geholt.
Zuhause in Krappe krempelten die Babys das Familienleben um. Drei Winzlinge stillen, drei Kinder windeln, drei Kinder für den Ausflug im XL-Kinderwagen - gebraucht und aus Berlin besorgt - zurecht machen: Babys im Dreifachpack und die kleine, "große" Schwester Hanni: Eine schöne, aber auch anstrengende Zeit für das Paar.
Jetzt besuchen Mia, Elli und Flora die Kittlitzer Kita, ihre Schwester Hanni die Grundschule im Ort. Die 34-Jährige arbeitet in Löbau in einem Steuerbüro, ihr Mann als KfZ-Meister in Markersdorf. Das Familienleben mit Drillingen hat sich eingespielt. Und ist turbulent: Die Geschwister wollen der Mama mit bunten Perlen die Haare schick machen, auf dem Sofa hüpfen, Bilder ausmalen und Schnittchen essen. Am liebsten alles gleichzeitig. Ein wenig Unterstützung bei der Hilfe im Haushalt wäre schön, sind sich die Eltern einig. Finanzielle Zuschüsse gibt es für Drillinge nicht. Eine Haushaltshilfe selbst zu bezahlen, ist für die junge Familie nicht drin. In den ersten Lebenswochen der Mädchen genehmigte die Krankenkasse eine solche helfende Hand noch, später gab es eine kleine Unterstützung vom Jugendamt. "Aber nur bis zum ersten Lebensjahr der Mädchen", sagt Kathleen Nahrstedt. Ohne die Hilfe von Franks Familie wäre einiges nur sehr schwer zu wuppen.
Dabei haben Mia, Elli und Flora sogar einen berühmten Paten. Ministerpräsident Michael Kretschmer übernahm die Ehrenpatenschaft, wie Kathleen Nahrstedt erzählt. Eine Urkunde zeugt davon und die Einladungen zu den Drillingstreffen in Sachsen. Das ist im Freistaat traditionell bei Drillingsgeburten so geregelt, verbunden mit einem einmaligen Zuschuss in Höhe von 1200 Euro pro Kind, wie der Kommunale Sozialverband aktuell angibt. Kinder wachsen schnell. Nahrstedts müssen alles in dreifacher Ausführung kaufen: Schuhe, Shirts, Hosen. Der Kitaplatz kostet dreifach. Mit der Einmalzahlung kommt man da nicht weit.
Dass Kita und Schule in wenigen Autominuten erreichbar sind und auf dem Arbeitsweg der Eltern liegen, ist ein Plus. Im Minidorf selbst gibt es kaum Infrastruktur. Rein rechnerisch stellt Familie Nahrstedt rund 16 Prozent der gesamten Einwohnerschaft von Krappe. 37 Menschen leben laut Statistik in dem zu Kittlitz zählenden Ortsteil. Im großen Garten hinter dem Haus warten Schaukel, Sandkasten und Spielgeräte auf die Mädchen. "Wir fahren aber auch gern miteinander in den Tierpark und auf die Spielplätze der Umgebung", sagt die Vierfach-Mama.

Meistgelesen