Klaus Heinz-Dieter Michel

Warum ein Löbauer Pfingsten ins Ith-Gebirge fuhr

Im Ith-Gebirge, einem Teil des Weserberglandes in Niedersachsen, fanden sich in den ersten Junitagen begeisterte Segelflieger aus ganz Deutschland ein. Sie brachten Maschinen vom Typ des Grunau-Babys mit. Unter ihnen war auch ein Löbauer.

Vom legendären Flugzeugbauer Edmund Schneider in Grunau bei Hirschberg im Riesengebirge, der heutigen Euroregion Neisse, um 1925 konstruiert und erbaut, erfreuen sich diese Segler in der Szene historischer Modelle großer Beliebtheit. Eine Besonderheit war die Vorstellung eines Cumulus mit aerodynamischen Elementen des Grunau-Babys. Der Prototyp dieses Cumulus wurde zwischen 1949 und 1951 von einem Flieger aus Zittau, dem Piloten Karl Heinz Kneschke, maßgebend mitentwickelt. Die Entwicklung fand im Raume Salzgitter statt. Kneschke, der weitläufig mit der Zittauer Seifensiederdynastie um Johann Gottfried Kneschke verwandt war, verunglückte am 1961 mit dem Motorflugzeug Auster MK V tödlich. Sein Sohn, Dr. Klaus Heinz-Dieter Michel, war nun zu der Veranstaltung im Ith-Gebirge geladen, die auch das Interesse des MDR-Fernsehens fand. Das Flugzeug wurde gemeinsam mit dem Besitzer, Christian Kroll aus der Eifel, gerüstet. Die Geschichte seines Flugzeuges mit der Kennung D - 6059 hat Christian seit dem Kauf 1977 akribisch erforscht. Aus dem Flugbuch geht hervor, dass die Luftsportgemeinschaft am Ith Baupläne von Kneschke erworben hatte und es in Eigeninitiative der Mitglieder fertigte. Es hatte schon viele Flugstunden in der Ausbildung der Segelflieger absolviert, als es 1965 einer Gewitterfront vorangetrieben wurde, die für den Piloten nicht sichtbare innerdeutsche Grenze überflog und erst in Peseckendorf, einem Ort im heutigen Sachsen Anhalt, landete. Über die Modalitäten der Rückführung hat der Pilot, nachdem ihm der Ort seines Niederganges bewusst wurde, leider nichts hinterlassen. Zu solchen Veranstaltungen präsentieren Flieger auch immer wieder ihre neuesten Arbeiten. So auch diesmal. Nach dem Cumulus von Christian Kroll gibt es nun in Deutschland einen weiteren Cumulus, der von Sportfreunden aus Niedersachsen aufgebaut wurde und die Kennung D - 6068 trägt. Sie würdigen damit nicht nur die Entwickler der ersten Stunden nach dem verheerenden Kriege, sondern hohe luftsportliche Leistungen ehemaliger Piloten, die mit diesem Modell in den 1950er-Jahren anlässlich eines Fliegerlagers in der Schweiz einen bravourösen Seilstart vom Gletscher des Jungfraujoches hingelegt haben. Nach der Flugzeugparade waren Windenstarts geplant. Die Besucher und der Kameramann warteten jedoch vergeblich auf die „Männern in den fliegenden Kisten“. Die ersten Regentropfen fielen noch während der Ausfahrt der Winde. Christian sagte: " ...wir lieben auch unsere Flugzeuge ...", und so wurde wieder abgerüstet und alles in die Transportwagen verstaut. Die Besucher hatten dafür Verständnis, fanden sich zum Mittagsmahl im Casino ein, plauderten miteinander, genossen die Natur des Ith und es ging die Meinung um, dass das nächste Treffen historischer Segelflugzeuge wohl 2018 in Grunau, in der Euroregion Neisse, stattfinden würde.


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