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Nach Volkshausbrand: Versicherung zahlt nicht

Das Volkshaus sollte nach dem Brand inzwischen beräumt, von innen gesichert und die Görlitzer Straße wieder freigegeben sein. Passiert ist das nicht, weil die Versicherung nicht zahlt.

Eigentlich sollte das Volkshaus schon von Asche und Schutt befreit, die großen Holzstützen auf der Görlitzer Straße verschwunden sein. Nach dem Brand im Volkshaus, der große Teile des Gebäudes zerstört hat, sollte das Haus im August und September beräumt werden. Danach wäre das Gebäude von innen gesichert worden, so dass die großen Stützen, die derzeit auf der Görlitzer Straße stehen und ein Befahren verhindern, verschwunden wären. Passiert ist all das nicht. Das hat einen Grund. „Die Gebäudeversicherung lehnt die Kostenübernahme ab“, erklärte Bauamtsleiterin Dorit Baumeister im Oktober bei einem Pressetermin, zu dem auch die Interessengemeinschaft „Freunde des Volkshauses“ eingeladen war. Man habe alle nötigen Unterlagen geliefert, habe auch beweisen können, dass die Stadt das Gebäude vor dem Brand stets gesichert und nötige Reparaturen durchgeführt hat, es also immer die Absicht war, es zu sanieren und wieder nutzbar zu machen. Weil die Versicherung auf diese Argumente aber nicht eingeht, hat sich die Stadt einen auf das Thema spezialisierten Anwalt gesucht. „Wir haben ihm alle nötigen Unterlagen zugearbeitet, er war auch schon vor Ort“, so die Bauamtsleiterin. Weißwasser will also kämpfen. Denn es geht um viel Geld. Allein für die Beräumung und die Sicherung des Gebäudes von innen nebst den zuvor dafür nötigen Planungsleistungen geht die Stadt von Kosten zwischen 420.000 und 470.000 Euro aus. Genau lässt sich das erst nach Abschluss der Arbeiten beziffern. „Es ist schlicht nicht möglich, die genauen Mengen, die beräumt werden müssen, vorher exakt zu erfassen“, erklärt Dorit Baumeister. Die Stadt will jetzt auf anderem Wegen an das Geld kommen, um die Görlitzer Straße schnellstmöglich wieder freigeben zu können. „Wir wollen mit dem Kreis und dem Freistaat über eine Bedarfszuweisung sprechen, uns das Geld also leihen“, sagt Oberbürgermeister Torsten Pötzsch. Klappt das nicht, käme noch ein Darlehen für die Zwischenfinanzierung infrage. All das kostet Zeit. Dass die Görlitzer Straße noch dieses Jahr wieder freigegeben werden kann, wird daher immer unwahrscheinlicher. Denn selbst wenn man das Geld für die Beräumung bekommt, muss auch die entsprechende Firma Zeit haben. Die hatte die Arbeiten aber für August und September eingeplant.  Das Volkshaus soll nach dem Brand vom 25. April nicht nur beräumt werden. Die Stadt will es sanieren und wieder nutzbar machen. Ein entsprechender Grundsatzbeschluss des Stadtrats vom Juni 2021 untermauert diese Absicht.  Das Architekturbüro Petrick hat die sogenannten Wiederherstellungskosten ermittelt und eine detaillierte Kostenabrechnung erstellt. Der Wiederaufbau würde demnach mit 3,6 Millionen Euro zu Buche schlagen. Nicht mit eingerechnet sind dort beispielsweise Kosten für eine neue Heizung. „Es geht in dieser Kostenaufstellung um eine Beseitigung der Brandschäden und einen Wiederaufbau des Hauses, so wie es vor dem Brand war“, erklärt Dorit Baumeister. Die Heizung hätte bei einer Sanierung sowieso erneuert werden müssen.

Es braucht ein Nutzungskonzept

Trotz der Schwierigkeiten mit der Versicherung denkt die Stadt schon an die Volkshaus-Zukunft. Denn es muss auch geklärt werden, wie eine Sanierung umgesetzt werden kann und wie das Volkshaus danach genutzt werden soll. Am 2. September tat sich da eine Fördermöglichkeit auf. Das Sächsische Staatsministerium für Regionalentwicklung gab da bekannt, dass Fördermittel für den „Erhalt und zur Umgestaltung herausragender Kulturdenkmäler der Industriekultur“ eingereicht werden können. Dann musste es schnell gehen, denn für die Anträge war nur bis 24. September Zeit. Die Stadt hat für das Volkshaus einen Antrag gestellt. Mit den Geldern, so sie bewilligt werden, soll eine Machbarkeitsstudie inklusive betriebswirtschaftlichem Betreibermodell erstellt werden. Ein tragfähiges Betreibungs- und Nutzungskonzept war bisher immer einer der Knackpunkte für eine Sanierung. Eine Entscheidung über den Fördermittelantrag soll voraussichtlich Ende November fallen. Bekommt Weißwasser die Förderung, will man im Januar ein Planungsbüro beauftragen. Die Machbarkeitsstudie soll helfen, für die Sanierung Gelder aus dem Strukturwandel-Fördertopf zu bekommen.  Hinweis: In der gedruckten Version dieses Artikels, die in der Ausgabe am 30. Oktober erschien, hieß es fälschlicherweise, dass zu der Pressekonferenz auch der Volkshausverein eingeladen war. Tatsächlich war aber die Interessengemeinschaft Freunde des Volkshauses bei dem Gespräch dabei. Wir bitten, diesen Fehler zu entschuldigen.


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