

„Die Vorbereitungen waren sehr turbulent“, sagt Wolfgang Rasper, der Vorsitzende des Rallye- Renn- & Wassersport-Clubs Lausitz. Schlaflose Nächte bereiteten ihm dabei nicht die schlechte Netzabdeckung im Rallye-Gebiet (die ist man schon gewohnt) oder die Auflagen, die wegen der Afrikanische Schweinepest zu beachten sind. Es war die Frage, wer den Wegebau übernimmt. „Am 11. September waren wir fast so weit, dass wir absagen mussten“, sagt Rasper. Viele Jahre hatte ein Sponsor die Aufgabe übernommen, das Sponsoring jetzt aber zurückgefahren, weil ein Auftrag im Tagebaubereich, also bei der LEAG, wegfiel. Deshalb stand die Rallye plötzlich ohne Wegebauer da. Erst ein Brandbrief an den LEAG-Vorstand brachte Bewegung in die richtige Richtung. Nun übernimmt die LEAG-Tochter GMB den Bau der Wege und die Rallyeautos können vom 9. bis 11. November doch über die Schotterpisten brettern.
Auf Wertung gefahren wird dieses Jahr am Freitag und Samstag. Am Freitag geht’s dabei in der Wertungsprüfung Sprey, die zwei Mal gefahren wird, durch die umgestaltete Arena mit neuer Streckenführung. Die ist in Deutschland einzigartig, weil auch hier auf Schotter gefahren wird, nicht auf Asphalt. Für die Zuschauer bietet sie mit Flutlicht, künstlich geschaffener Sprungkuppe und sehr vielen Streckenkilometern auf relativ kleinem Areal eine besondere Atmosphäre und die Möglichkeit, jedes Auto mehrmals zu sehen. „Man ist hier einfach hautnah an der Action“, sagt Bastian Hartmann vom Organisationsteam.
Seit Mitte September ist die Nennung zur Veranstaltung möglich und die ersten bekannten Namen haben ihre Teilnahme schon zugesagt. Stammgast Peter Scharmach kommt wieder aus dem neuseeländischen Christchurch nach Boxberg. Als Co-Pilot nimmt wieder René Meier aus dem sächsischen Wilkai-Haslau im Skoda Fabia Rally2 Evo neben ihm Platz. Das Duo war bereits 2022 bei der Lausitz Rallye gefahren. Ebenfalls im Skoda startet auch der vierfache Lausitz-Rallye-Gewinner Anders Gröndal. Er bringt diesmal mit Veronica Engan eine Co-Pilotin mit in die Lausitz, die über reichlich WRC-Erfahrung verfügt.
Im Jahr 2015 durfte die Rallye erstmals einen Meisterschaftslauf der „FIA European Rally Trophy“ (ERT) durchführen. Ein Prädikat, dass Fahrer aus der ganzen Welt anlockt. Nicht durch Zufall stand beispielsweise vergangenes Jahr mit Andreas Mikkelsen ein WRC2-Champion ganz oben auf dem Treppchen. Auch dieses Jahr ist die Lausitz wieder Austragungsort eines Meisterschaftslaufes der ERT. Natürlich sind auch andere Prädikate wieder am Start, darunter der DMSB Schotter-Rallye-Cup, die ADMV-Rallye-Meisterschaft, die Sächsische Rallyemeisterschaft und der Schotter-Cup.
Ein noch sehr junges Format bringt außerdem Nachwuchsfahrer aus der ganzen Welt in die Lausitz. Die 26. Lausitz-Rallye ist finaler Lauf eines FIA-Nachwuchsprogramms. Es begann im Jahr 2021 mit der virtuellen Jagd nach Bestzeiten. Um talentierte Fahrerinnen und Fahrer zu sichten, hatte die FIA zu Onlineturnieren im offiziellen WRC-Videospiel eingeladen. Bei den Auswahlveranstaltungen in über 50 Ländern konnten Teilnehmer im Alter von 17 bis 26 Jahren ihr Können unter Beweis stellen. Weltweit nahmen ca. 6700 Kandidatinnen und Kandidaten teil, wobei sich die besten Fahrer des jeweiligen Landes für das kontinentale Finale ihrer Region qualifizieren. Die Regionen umfassen Europa, den Nahen Osten und Nordafrika, Afrika, Asien-Pazifik und Amerika.
Die fünf Gewinner der „Continental-Finals“ und die Siegerinnen der Frauen-Finals durchlaufen 2023 das Programm FIA Rally Star. Vom virtuellen Auto ging es also für sie in echte Boliden. Zu der Ausbildung gehört neben diversen Trainings auch der Teilnahme an mindestens sechs Rallyes. Dafür werden den Nachwuchs-Teams hochmoderne Ford Fiesta Rally3 von M-Sprot zur Verfügung gestellt. Die vier besten Starter dieses Programms bekommen im Folgejahr die Teilnahme an der FIA Junior-WRC ermöglicht. Alle anfallenden Kosten werden dabei von der FIA übernommen, somit können auch Starter, die nicht die nötigen finanziellen Mittel besitzen, an dieser Sichtung teilnehmen.
Im Kalender der FIA Rally Star finden sich viele namhafte Veranstaltungen wie die Rally San Marino, die Rallye Weiz (Österreich), die Rally Nova Gorica (Slowenien), Rallye Saarema (Estland) und die WRC RallyRACC Spain (Spanien). Den Abschluss bildet die Lausitz-Rallye.
„Das gesamte Team der Lausitz-Rallye freut sich sehr, diesen jungen und aufstrebenden Rallye-Teams die Möglichkeit geben zu können, sich auf den charakteristischen Strecken im Lausitzer Kohlerevier zu beweisen“, heißt es vom Rallye- Renn- & Wassersport-Clubs Lausitz. Man sehe die Teilnahme der FIA Rally Star als eine weitere unglaubliche Bereicherung der Rallye, die durch den Start der zukünftigen Rallye-Profis noch einmal internationaler werde. „Und vielleicht befindet sich auch ein zukünftiger Rallye-Weltmeister unter den Teilnehmern.“