Geburtenstation ist Geschichte
Es ist eine der Auswirkungen der Umstrukturierung der Kreis-Krankenhauslandschaft: Zum 31. Dezember letzten Jahres schloss die Geburtenstation in Ebersbach. 2024 kamen aufgrund des Geburtenknicks und vielleicht auch geschuldet der unsicheren Situation des Standorts weniger Babys als in den Vorjahren auf die Welt. Hebamme Anne Goldberg nennt am Silvestertag gegenüber der Wochenkurier-Redaktion 244 Geburten für das Vorjahr. In Hochzeiten wurden in Ebersbach im Durchschnitt 400 bis 500 Babys geboren.
Mit Beginn 2025 ist die Geburtshilfe in die Krankenhäuser nach Zittau und Görlitz gelenkt. Das war im Vorfeld in vielerlei Hinsicht von Mitarbeitern und Bürgern kritisiert worden. Unter anderem initiierte eine Hebamme 2022 eine Unterschriftenaktion gegen die Schließung, die mehr als 24.000 Menschen unterzeichneten. Der Ebersbacher Kreißsaal ist dennoch Geschichte. Am Standort Ebersbach sollen künftig tagesklinische Eingriffe durchgeführt werden. Auch von einer Weiterentwicklung der Geriatrie war im letzten Kreistag die Rede, was wiederum abhängig davon sei, dass diese Investition eine »schwarze Null bringen muss«, wie Landrat Stephan Meyer sagte. Der CDU-Politiker sprach darüber, dass das Konzept der Notfallversorgung fortgeführt und ein zusätzlicher Krankenwagen angeschafft werden sollen. Angedacht ist für den Standort eine von der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen (KVS) geführte Hautarztpraxis. »Ein Modellprojekt«, wie Meyer betonte.
Acht Krankenhausstandorte gibt es im Kreisgebiet mit unterschiedlichen Trägern, die miteinander aufgrund der Strukturänderungen im Austausch sind. Das sind als Schwerpunktversorger das Städtische Klinikum Görlitz, die Fachkrankenhäuser in Großschweidnitz und Rothenburg, das Emmaus Niesky und die Regelversorger St. Carolus Krankenhaus Görlitz, des Weiteren das Klinikum Oberlausitzer Bergland (KOB) mit den Kliniken in Zittau und Ebersbach sowie das Kreiskrankenhaus Weißwasser. Der Kreistag beschloss im Dezember den bestehenden Darlehensvertrag bis zu einer maximalen Höhe von zehn Millionen Euro mit der Kreiskrankenhaus Weißwasser gGmbH und der Medizinische Versorgungszentren des Krankenhauses Weißwasser gGmbH um zwei Jahre bis zum 31. Dezember 2026 zu verlängern. Grund sind die »anhaltend negativen Jahresergebnisse«, wie aus der Tischvorlage hervorgeht. Bereits 2022 spitzte sich die Lage zu, sodass ohne die finanzielle Unterstützung im Jahr darauf die Liquidität aufgebraucht worden wäre. Deshalb das Darlehen, aus dem noch 5,35 Millionen Euro verfügbar sind.
Laut sächsischer Krankenhausplanung wird Weißwasser seit einem Jahr als Krankenhaus der Regelversorgung mit dem Zusatz Gesundheitszentrum geführt. Da spielt eine wichtige Rolle, die Versorgung der Bevölkerung auch im ländlichen und kleinstädtischen Bereich fernab der Metropolen nachhaltig gestalten und sichern zu können. Doch die Bezeichnung ist »ohne konkrete Inhalte«, heißt es in der Beschlussvorlage. Weder gibt es neue Ansätze der Versorgung, noch der Finanzierung. Mehr noch: »Eine Veränderung oder Verbesserung des Handlungsspielraumes ist aktuell nicht erkennbar. Diese Situation ist nicht zufriedenstellend«, so die Einschätzung der Verwaltung. Für das Klinikum Oberlausitzer Bergland wird ein Defizit von bis zu 11,3 Millionen Euro und für das Kreiskrankenhaus Weißwasser bis zu 4,3 Mio. Euro erwartet. »Die seit Jahren nicht vollständige Finanzierung von Investitionen durch den Freistaat Sachsen führt zur Belastung der Liquidität der Häuser«, heißt es in der Begründung.
So oder so stellt die Krankenhausreform den Landkreis vor immense Herausforderungen. Und noch ist »vieles unklar«, wie Landrat Meyer einräumte. Die Verwaltung will nun bis Juni diesen Jahres eine Zusammenfassung der erreichten Transformationsschritte erarbeiten. Der Kreistag wird sich dem Thema also weiter annehmen.