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Energiewende made in Zittau

Zittau. Im Juni wurde in Zittau die Fraunhofer-Einrichtung für Energieinfrastrukturen und Geothermie IEG eröffnet. Das Forschungsinstitut befasst sich mit den Energiesystemen der Zukunft.

Nach Cottbus hat das Fraunhofer IEG jetzt in Zittau seinen zweiten Standort in der Lausitz eröffnet. In den Mandauhöfen wird zukünftig in Sachen Energiewende geforscht. »Die Lausitz ist eine Region der Energie und eine Region mit Energie«, freut sich der Lausitz-Rückkehrer Mario Ragwitz, einer der beiden Leiter des Fraunhofer IEG: »Mit dieser regionalen Kompetenz im Rücken wollen wir als Fraunhofer IEG hier die klimaneutralen Energiesysteme der Zukunft entwickeln und zum Einsatz bringen. Wir forschen beispielsweise an Hochtemperaturwärmepumpen und Wärmenetzen der nächsten Generation sowie an innovativen Modellen zur Planung von Energieinfrastrukturen auf der Ebene der Transport- und Verteilnetze.“ Dazu arbeitet man mit vielen Partnern zusammen, so etwa mit der Hochschule Zittau/Görlitz, dem Energietechnologie-Netzwerk Energy Saxony, dem Kompetenzzentrum Klimaschutz in energieintensiven Industrien (KEI), mit Anlagenbauern, Energieversorgern sowie den Stadtwerken der Region.

 

Aufgenommen hat die Fraunhofer IEG ihre Arbeit im Jahr 2019. Mittlerweile sind 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an acht Standorten in den Kohleregionen aktiv. In Zittau werden zunächst 12 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter anwendungsnah mit Blick auf die regionale Industrie forschen. »Am Standort Zittau wollen wir konkret, anwendungsnah und mit Blick auf die regionale Industrie forschen«, sagt Clemens Schneider, der den Standort Zittau leitet und an Technologien zur effizienten Wandlung verschiedener Energieformen wie Strom und Wärme forscht. »Wir planen Test- und Demonstrationsstände, die zeigen, welche Rolle regenerative Wärmequellen – etwa Geothermie, Seethermie und Abwärme – in zukunftsfesten Wärmenetzen für Haushalte, Gewerbe und Industrie spielen.«

 

12,2 Millionen von Bund und Land

 

Die Mandauhöfe könnten dabei nur ein Übergangsdomizil sein, denn Fraunhofer will in den kommenden Jahren bauen. Zum einen soll nahe der Hochschule ein neues Gebäude für die Verwaltung und das theoretische Arbeiten entstehen. Zum anderen soll ein Labor auf dem Gelände der Stadtwerke gebaut werden. Der Bund unterstützt die Ansiedlung in Zittau mit 7 Millionen Euro, der Freistaats steuert weitere 5,2 Millionen Euro bei. Das Geld fließt in Planung, Bau und Erstausstattung der beiden Gebäude.

 

Zu den wichtigen Innovationsprojekten des Fraunhofer IEG gehört unter anderem „FernWP“. Hier geht es darum, Großwärmepumpen (GWP) und Hochtemperaturwärmepumpen (HTWP) als Ersatz für die heute genutzte Wärme aus Kohlekraftwerken in Stellung zu bringen. Dabei gilt es, einige Hemmnisse der Technologie auszuräumen, beispielsweise die lange Amortisationszeit, was ihre Konkurrenzfähigkeit aus wirtschaftlicher Sicht trübt.

 

Auch beim Referenzkraftwerk Lausitz (RefLau) mischt das Fraunhofer IEG als Forschungspartner mit. In Schwarze Pumpe soll ein innovatives Wasserstoff-Speicherkraftwerk entstehen. „Dieses produziert mithilfe von Strom aus erneuerbaren Energien grünes Gas. Vor Ort wird der grüne Wasserstoff nicht nur im Stromsektor, sondern auch in den Bereichen Verkehr, Industrie und Wärme eingesetzt“, schreibt das Bundeswirtschaftsministerium zu dem Projekt. Der Bund fördert das RefLau mit rund 28,5 Millionen Euro.

 

Diese und viele andere Projekte sollen Lösungen aufzeigen, wie konkret Sektorenkopplung, grüne Wärmenetze, Geothermie-Versorgung und Wasserstoffinfrastrukturen umgesetzt werden können. Das wiederum soll zu neuen Geschäftsmodellen führen und hoch qualifizierte Fachkräfte halten und anlocken.

 

Sachsens Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow sagt aus Anlass der Eröffnung des Fraunhofer IEG in Zittau: »Die Art, wie wir künftig Energie für verschiedenste Bereiche bereitstellen und daraus ein völlig neues, stabiles und nachhaltiges Versorgungssystem machen, ist eine Frage von Innovationskraft und Technologie. Die Lausitz ist Energieregion und hat beste Voraussetzungen in Forschung und Entwicklung auf diesem Gebiet. Ich freue mich, dass mit dem neuen Standort des Fraunhofer IEG in Zittau die weitere Vernetzung mit der Hochschule Zittau/Görlitz, dem Fraunhofer IWU und dem DLR-Institut für CO2-arme Industrieprozesse und damit die Forschungsarbeit zur Energiewende einen zusätzlichen Schub bekommt. Im engen Austausch mit Partnern in Wirtschaft und Stadtgesellschaft wird hier gleichzeitig organisiert, dass neue Technologien und Anwendungen in Ausbildung und Praxis überführt werden.«


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