pm/cj

Droht Wohnungsmangel im Alter?

Kreis Görlitz. Bereits heute werden 12.300 Seniorenwohnungen gebraucht, hat das Pestel-Institut analysiert.
Treppen sind mit einem Rollator nicht passierbar.

Treppen sind mit einem Rollator nicht passierbar.

Bild: pm

Die Baby-Boomer gehen bis 2035 komplett in Rente. "Dann werden im Landkreis Görlitz rund 77.800 Menschen im Ruhestand sein", heißt es seitens des Pestel-Instituts. Das geht aus einer Regional-Untersuchung zum Senioren-Wohnen hervor, die das Institut gemacht hat. „Der Wohnungsmarkt im Kreis Görlitz ist mit der neuen Rentnergeneration der geburtenstarken Jahrgänge komplett überfordert. Es fehlen Seniorenwohnungen“, sagt Matthias Günther vom Pestel-Institut. Schon jetzt gebe es einen massiven Mangel an altersgerechten Wohnungen. „Das wird sich in den nächsten Jahren allerdings noch enorm verschlimmern. Oder anders gesagt: Der Kreis Görlitz rast mit 100 Sachen auf die graue Wohnungsnot zu“, so Matthias Günther. Der Leiter des Pestel-Instituts nennt dazu konkrete Zahlen: So gibt es aktuell rund 124.600 Haushalte im Landkreis Görlitz. In 43 Prozent davon leben Senioren. „Bereits heute braucht der Kreis Görlitz rund 12.300 Wohnungen für die älteren Menschen, die nicht mehr gut zu Fuß sind. Doch diese Seniorenwohnungen gibt der Wohnungsmarkt im Kreis Görlitz bei weitem nicht her“, sagt Matthias Günther. Eigentlich sei der Bedarf sogar noch höher, so das Pestel-Institut. „Denn ein Großteil der altersgerechten Wohnungen wird noch nicht einmal von Älteren bewohnt. Oft nutzen nämlich auch Familien den Komfort einer Wohnung ohne Schwellen, mit breiten Türen, Fluren und Räumen. Denn wo das Leben mit einem Rollator klappt, da kommt man auch mit einem Kinderwagen klar“, sagt Matthias Günther. Neben dem Neubau sei deshalb vor allem eine Sanierungsoffensive notwendig, um für mehr seniorengerechte Wohnungen im Kreis Görlitz zu sorgen.

In der Pressemitteilung heißt es unter anderem auch, dass der Bundesverbandes Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB) die Regional-Untersuchung zum Senioren-Wohnen beim PestelInstitut in Auftrag gegeben hat. Nach Institus-Angaben liegt die durchschnittliche Kaltmiete im Landkreis bei rund 4,70 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche. 49 Prozent der Seniorenhaushalte, die zur Miete wohnen, lebten sogar günstiger: Rund 11.900 Haushalte im Landkreis Görlitz, in denen Ältere leben, zahlten nach Angaben des Pestel-Instituts derzeit weniger als die Durchschnittsmiete. „Noch jedenfalls“, sagt Ökonom Matthias Günther. Denn das werde sich deutlich ändern, wenn der Staat nicht bereit sei, den Neubau von Seniorenwohnungen und den altersgerechten Umbau bestehender Wohnungen kräftig zu unterstützen. Dabei warnt der Wissenschaftler: „Eine Wohnung altersgerecht zu machen, kostet Geld und schraubt die Miete nach oben. Aber eine höhere Miete können sich viele Ältere einfach nicht leisten. Und erst recht nicht die Kosten für eine seniorengerechte Sanierung ihrer Wohnung.“ Dabei sei es für die öffentlichen Kassen in der Regel sogar deutlich günstiger, altersgerechten Wohnraum zu schaffen: „Andernfalls sind Ältere nämlich gezwungen, ins Heim zu gehen. Und die Kosten für einen Heimplatz stehen auf Dauer in keinem Verhältnis zu dem, was der Staat investieren müsste, um eine altersgerechte Wohnung zu schaffen“, so Matthias Günther


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