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Brückepreis geht an den Architekten Daniel Libeskind

Der amerikanische Architekt Daniel Libeskind erhält den Internationalen Brückepreis der Europastadt Görlitz/Zgorzelec.

Wie die Gesellschaft zur Verleihung des Preises mitteilt, wird damit sein architektonisches und künstlerisches Schaffen geehrt, das immer wieder Themen aufgegriffen habe, die „die Abgründe der Weltgeschichte im 20. und 21. Jahrhundert aufzeigen und den Betrachter zu der Einsicht führten, dass so etwas nie wieder passieren darf“. Libeskind hat mit seinem Schaffen auch in Deutschland z. B. mit den Entwürfen zum Jüdischen Museum in Berlin und zum Militärhistorischen Museum der Bundeswehr in Dresden, aber auch mit dem Imperial War Museum bzw. seinem Entwurf des Ground Zero Zeichen gesetzt. Die Brückepreis-Gesellschaft verweist darauf, dass sein Werk „den konstruktiven Austausch über alle Grenzen hinweg“ sucht und den Betrachter anhält, Toleranz zu üben sowie kulturelle, ethnische, religiöse und politische Vielfalt zuzulassen. In diesem Sinne wirken Architekt, sein Werk und dessen Ausstrahlung als globale Brücke zwischen den Menschen.

Die Begründung der Gesellschaft zur Verleihung des  Internationalen Brückepreises im Wortlaut:

Mit seinem architektonischen und künstlerischen Schaffen ist Daniel Libeskind einer der großen Brückenbauer unserer Zeit. Der US-Amerikaner polnisch-jüdischer Herkunft widmete sich immer wieder den Verwerfungen im menschlichen Miteinander. Sein Werk lässt den Betrachter dabei nie unberührt; er hält uns – Menschen, Völkern und Gruppen – einen Spiegel vor und zwingt zur Reflexion und zu einem Konsens der Menschlichkeit.  Seine Werke sind „gebaute Erinnerungskultur“, wie es Katrin Göring-Eckardt nannte: „Sie konfrontieren uns mit existenziellen Sinnfragen und Widersprüchen.“ Denn seine Architektur greift immer wieder Themen auf, die die Abgründe der Weltgeschichte im 20. und 21. Jahrhundert aufzeigen – die Schrecken des Terrors, die Shoah, ihre unzählbaren Kriege. Dabei ist seine Sicht kritisch, unparteiisch gegenüber jedermann und oft provokant. So stellt er die Massenmorde des Nationalsozialismus im Jüdischen Museum zu Berlin dar, wo „Leerstellen“ die Getöteten symbolisieren und beim Besucher Irritation und Orientierungsverlust erzeugen. Die traumatischen Reflexionen zum Holocaust haben ihn gelehrt, „die überwältigende Leere zu empfinden, die aus dem Verlust so vieler Menschen erwächst“, sagt Libeskind dazu. Er thematisiert die Grausamkeiten der Kriege im dekonstruktivistischen Imperial War Museum North ebenso wie im Militärhistorischen Museum der Bundeswehr in Dresden, dessen Fassade er durch einen Keil sprengt. Bei seinem Entwurf des Ground Zero setzte er sich mit dem rezenten Terrorismus auseinander.  Die Betrachtung seiner Architektur, die Dogmatik und ideologischen oder religiösen Alleinvertretungsanspruch, mangelnde Dialogbereitschaft sowie fehlende Menschlichkeit anprangert und deren Konsequenzen zeigt, führt den Betrachter zur Einsicht, dass „so etwas nie wieder passieren darf“. Seine Entwürfe und Bauwerke erinnern und mahnen. Sie sind damit „Denkmäler“ im besten Sinne des Wortes. Auf der anderen Seite halten sie den kritischen Betrachter an, den konstruktiven Austausch über alle Grenzen hinweg zu suchen, Toleranz zu üben, kulturelle, ethnische, religiöse und politische Vielfalt zuzulassen und zu fördern – zukunftsorientiert, aber ohne die Geschichte zu vergessen. In diesem Sinne wirken Architekt, sein Werk und dessen Ausstrahlung als eine globale Brücke zwischen den Menschen. 

Über den Preis

Der Internationale Brückepreis wird am 26. Oktober im Gerhart-Hauptmann-Theater der Stadt Görlitz vergeben. Frühere Preisträger waren u. a. die Herausgeberin Marion Gräfin Dönhoff, der Historiker Fritz Stern, der Klarinettist und Komponist Giora Feidman, EUPräsident Jean-Claude Juncker und der Publizist Timothy Garton Ash. Den Brückepreis 2017 erhielt der ehemalige Erzbischof von Oppeln Alfons Nossol. Der Brückepreis 2018 wird durch die Stiftung der Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien sowie zahlreiche Sachspenden aus der Görlitzer Bürgerschaft gefördert. Weitere Informationen unter


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