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Alles außer Toilettenpapier gehört in den Hausmüll

Die wochenlange Klopapier-Knappheit hat dazu geführt, dass vermehrt auch Alternativen ins Klo wanderten. Das brachte den Stadtwerken Weißwasser einige Probleme. In Görlitz bereitet eher Fett Sorgen.

Aktuell entspannt sich die Lage wieder und viele Märkte haben wieder Klopapier in ihren Regalen. Viele Wochen lang sah das aber anders aus. Die Stadtwerke Weißwasser fanden im März und April vermehrt Feuchttücher, Zellstofftaschentücher und Küchenrollenpapier im Abwasser. Diese Klopapier-Alternativen lösen sich aber schlecht oder gar nicht auf, was zu Verstopfungen und lahmgelegten Pumpen führt. So kam es beispielsweise Mitte April zu einer Verstopfung in der Kläranlage Boxberg. Dort holten die Mitarbeiter hauptsächlich Feuchttücher aus der Anlage. Auch in den Hauptpumpwerken in Trebendorf, Krauschwitz und in Klitten kam es in den vergangenen Wochen zu Störungen. Das kostet nicht nur Zeit, sondern auch Geld. Im Jahr summieren sich die Kosten für Störungsbehebungen auf einen fünfstelligen Betrag, wie die Stadtwerke Weißwasser mitteilen. Wie hoch der Anstieg an Klopapier-Alternativen im Abwasser in der Zeit des Klopapiermangels ausfiel, können die Stadtwerke noch nicht beziffern, da die Abrechnung aus der Entsorgung noch fehle. Man warnte aber trotzdem schon Ende März nochmals davor, Feuchttücher, Zellstofftaschentücher und Küchenrollenpapier in die Toilette zu werfen. „Alles außer Toilettenpapier sollte generell in den Hausmüll“, sagt Pressesprecherin Bettina Brandt. Es gebe vereinzelt auch Feuchttücher auf dem Markt, die sich auflösen, der überwiegende Teil tue das aber nicht.

Mehr Fett im Abwasser

Bei den Stadtwerken in Görlitz sorgen Feuchttücher und Co. aktuell nicht für mehr Probleme als üblich. „Die Stadtwerke Görlitz AG beschäftigt bereits seit vielen Jahr das Thema Feuchttücher in der Abwasserentsorgung sowie in Summe die unsachgemäße Nutzung der Toilette als Mülleimer. Aktuell verzeichnen wir jedoch keinen Anstieg von Feuchttüchern, Toilettenpapier-Alternativen und Co. in unserem Abwassernetz“, teilt Sprecherin Belinda Brüchner auf Anfrage mit. Sie weist aber darauf hin, dass Klopapier-Alternativen und die Verwendung der Toilette als Mülleimer jedes Jahr zu Problemen in der Abwasseraufbereitung führen. Das größte Problem dabei zeige sich in Verstopfungen der Pumpen in den Abwasserpumpstationen. Da sich Feuchttücher, Taschentücher und Küchenrolle nicht oder nur schlecht auflösen und zerreißen, wickeln sie sich als „Riesenknäuel“ um die Pumpenräder, die Pumpen fallen aus und das Abwasser kann nicht weitertransportiert werden. „Diese Riesenknäuel müssen unsere Mitarbeiter dann manuell aus den Pumpen entfernen. Diese Arbeit bringt einen enormen Arbeitsmehraufwand: Die Pumpen müssen außer Betrieb genommen, sowie demontiert werden, um die Tücher von den Laufrädern zu entfernen. Dabei kann es durchaus zu Rückstau und Beeinträchtigungen im vorgelagerten Abwassernetz kommen“, so Belinda Brüchner.  Je nach Größe der Anlage dauere das zwei bis fünf Stunden. Ein weiteres Problem, auf das die Görlitzer Stadtwerke hinweisen, ist Fett. Auch Bratenfett und Co. landen immer wieder im Abwasser.  Das Fett setzt sich in den Abwasserrohren fest, deren Querschnitt damit immer geringer wird, was letztendlich zu Verstopfungen führt. Dieses Problem stellen die Görlitzer Stadtwerke derzeit verstärkt in kleineren Anlagen im Umland fest. „Wir gehen davon aus, dass infolge der Corona-Krise gezwungenermaßen mehr in den eigenen vier Wänden gekocht wird und somit mehr Fett in den Schmutzwasserkanal und letztendlich in die Pumpstationen gelangt“, so Brüchner. Auch hier gilt die Bitte: Bratenfett und Co. sollte nicht einfach weggespült, sondern über den Restmüll entsorgt werden. Die Mitarbeiter entdecken zudem immer mal wieder unübliche Dinge in der Kläranlage, die zum Teil die Maschinen außer Betrieb setzen und dann manuell entfernt werden müssen. Das sind zum Beispiele Kabelreste, Damenhygiene und Wischlappen. Auch Unterwäsche, ein Gebiss, Schmuck, Handys und vermehrt auch Ohrreinigungsstäbchen fanden ihren Weg in die Toilette.

Hersteller ignorieren die Probleme

Die Stadtwerke in Löbau haben keinen nennenswerten Anstieg von Feuchttüchern, Zellstofftaschentüchern und Küchenrollenpapier im Abwasser festgestellt und auch die Zittauer Kollegen finden aktuell nicht mehr Klopapier-Alternativen. Auch zu mehr verstopften Pumpen kam es in Zittau nicht, wie Geschäftsführer Matthias Hänsch mitteilt. Das grundsätzliche Problem gibt es aber natürlich auch hier. „In Zittau sind die entstandenen Kosten als gering einzustufen, eine genaue Kostenermittlung liegt jedoch nicht vor“, so Hänsch. Er ärgert sich über die Hersteller von Feuchttüchern: „Viele Hersteller empfehlen eine Entsorgung über die Toilette, obwohl die beschriebenen Probleme bekannt sind, hier wird der Verbraucher in die Irre geführt.“


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