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10 Jahre Görlitzer Kantinenlesen

Am 26. September 2008 ging in Görlitz die erste regelmäßige Lesebühne an den Start. Mit der 84. Ausgabe am 28. September feiert das Görlitzer Kantinenlesen sein 10-jähriges Bestehen.
Das erste Kantinenlesen im September 2008. Foto: JKZ Basta! - Holzwurm e.V.

Das erste Kantinenlesen im September 2008. Foto: JKZ Basta! - Holzwurm e.V.

Zur Premiere des Ablegers des Berliner Kantinenlesens waren die Autoren Uli Hannemann, Jochen Schmidt und Dan Richter im Basta! in Görlitz, anschließend gab es noch Musik vom DJ-Team OsTOsT. Bis heute unverändert geblieben ist der Fakt, dass von September bis April jeweils am letzten Freitag des Monats drei Berliner Autoren nach Görlitz kommen. Die Ausnahme ist der Dezember, in dem das Görlitzer Kantinenlesen immer am 26.12. stattfindet. Die Autoren lesen auf der kleinen Bühne ihre Geschichten vor – meist kurze und außerordentlich unterhaltsame Texte, die alle Generationen zum Lachen (und manchmal auch zum Nachdenken) bringen. Eingeladen werden stets die unterschiedlichsten Berliner Autoren – zum Teil neue, zum Teil schon aus den vergangenen Jahren bekannte Schriftsteller, die mit neuen Texten nach Görlitz kommen. Die Trennung von Lesebühne zuerst und Musik danach haben die Veranstalter jedoch nach ein paar Jahren aufgehoben - und statt DJs gibt es seither Live-Musiker, die sich den Abend über mit den Autoren abwechseln, immer reihum, drei Texte, und dann ein Lied. Beim Publikum kam diese Mischung stets sehr gut an, schon bald musste die Lesebühne deshalb vom Barraum im ersten Stock in den größeren Tanzraum im Parterre umziehen, wo sie bis heute stattfindet.  Gefördert wurde das Görlitzer Kantinenlesen im ersten Jahr durch die Kulturstiftung des Bundes. Heute kann die Lesebühne nur deshalb stattfinden, weil sich die Stadt Görlitz und die Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien seit Jahren mit großzügigen monetären Unterstützungen an der Finanzierung beteiligen.   Zur Jubiläumsausgabe am 28. September gibt‘s ein lustiges und abwechslungsreiches Programm, bei dem mit Dan Richter auch ein Autor dabei ist, der schon beim allerersten Görlitzer Kantinenlesen auf der Bühne stand.

Die Eckdaten:

Ort: JKZ Basta!, Hotherstraße 25, 02826 Görlitz Zeit: Freitag, 28. 09. 2018, Einlass 20 Uhr, Beginn 21 Uhr Preis: fünf Euro für jedermann Autoren: Tube (LSD - Liebe Statt Drogen und Surfpoeten), Spider (LSD - Liebe Statt Drogen) sowie Dan Richter (Kantinenlesen Berlin)  musikalische Begleitung: Lennart Schilgen (Lieder & Schabernack aus Berlin) 

Details zu den Künstlern am 28. September:

Tube, geboren 1968 in Ost-Berlin, heißt eigentlich Tobias Herre. Am 4. Juli 1996 gründete er zusammen mit Volker Strübing, Spider (Andreas Krenzke), Uwe Beneke, Sabine Mylius, Andre Lange, Klaus Schwarz und Gunnar Klemm die Berliner Lesebühne „LSD - Liebe statt Drogen“, anfangs noch unter dem Namen "Supernova", später "Ein Keller Buntes". Weiterhin ist er seit 1997 Mitglied der Lesebühne „Surfpoeten“. Außerdem schreibt er  Computerprogramme in fast jeder x-beliebigen Programmiersprache. Bis heute arbeitet er hauptberuflich als EDV-Spezialist. Tube wird geliebt für seine logisch konstruierten Texte, die er in unnachahmlich nüchterner Art vorträgt. Texte von Tube erschienen unter anderem in verschiedenen Lesebühnen-Anthologien, darunter „Frische Goldjungs“ von Wladimir Kaminer, im Satiremagazin Salbader sowie im Buch „Die Surfpoeten“.  2011 erschien seine erste eigene Kurzgeschichtensammlung „Wenn ich Macht hätte“. 2012 brachte er seinen ersten Roman „Das Fehlerchen“ heraus.  Mehr Infos: www.andreaskrenzke.de Dan Richter, geboren 1968 in Berlin, ist Schriftsteller, Bühnenkünstler und seit 1999 Autor. Auf sein Konto gehen Veröffentlichungen in verschiedenen Tageszeitungen, Literaturzeitschriften und Anthologien. Dan Richter ist Mitbegründer und Autor der wöchentlichen Literaturshows Chaussee der Enthusiasten (1999 bis 2015) und Kantinenlesen (seit 2000) – die derzeit erfolgreichste regelmäßige Literaturveranstaltung Berlins. 2001 begründete er die Improvisations-Ensembles „Foxy Freestyle“; „Paula P.“, „Die Bö“ und „Berliner Dunkeltheater“, von 2001 bis 2003 war er auf Poetry Slams in Berlin, München, Hamburg, New York, Boston und Chicago zu erleben. Weiterhin ist Dan Richter seit 2002 Improvisationslehrer und –theoretiker, Co-Autor des Buches „Chaussee der Enthusiasten“ und der Zeitschrift „Brillenschlange“ und Übersetzer des Buches „Das Tao der Kreativität“ („Free Play“) von Stephen Nachmanovitch. Mehr Infos: www.danrichter.de

Details zum Musikprogramm:

Lennart Schilgen, geboren 1988 in Berlin, hatte frühzeitig klassischen Klavierunterricht und brachte sich später das Gitarrespielen selbst bei. Bereits zu Schulzeiten begann er, eigene Lieder zu schreiben. Seine Faszination für Sprache hat ihn schon nach Frankreich und sogar in die Germanistik getrieben, aber die größte Freude bereitet es ihm nach wie vor, wenn aus Gesagtem Gereimtes und aus Gereimtem Gesungenes wird. Einmal den Kopf schief gelegt, schon sieht die Welt ganz anders aus – Lennart Schilgen findet Blickwinkel, aus denen das vermeintlich Feststehende auf einmal wackelig erscheint. Und bringt es dann in seinen Liedern zum Kippen: Vom Tragischen ins Komische, vom Schönen ins Schräge. Oder auch mal umgekehrt. Mit Wortwitz und Ironie singt er über innere und äußere Schweinehunde, Black-Metal-Bands, die Liebe und alle anderen, die sich nicht wehren können. Die gute Nachricht ist: Meistens will man sich gar nicht wehren, sondern lieber verhalten mitsingen, schließlich sind die Melodien so hübsch eingängig. Gelegentlich ist das sogar erlaubt, oft scheitert es aber daran, dass es anders weitergeht, als vermutet: Mit verwegenen Reimen und Zeilensprüngen dreht er sich selbst das Wort im Munde um, wird vom Draufgänger zum Dran-Vorbei-Schleicher oder vom halben Hemd zum Hooligan. Dazu spielt er abwechselnd Klavier und Gitarre, mal zart, mal rabiat – aber stets im Sinne der Texte, vorgetragen mit grundsolider Heiterkeit und bisweilen bedenklichem Mienenspiel. Was dabei herauskommt ist subtiler Wahnsinn zum Wohlfühlen. Oder Geschichten, wie sie das Leben gerne geschrieben hätte. 2011 war er Teilnehmer der Celler Schule, seit 2013 gehörte er der Liedermacher-Schule SAGO unter der Leitung des 2015 verstorbenen Christof Stählin an. 2015 hatte sein Soloprogramm „Engelszungenbrecher“ Premiere im Berliner Zebrano-Theater. Schon kurz nach der Premiere erhielt er den Deutschen Chansonpreis-Nachwuchspreis, zahlreiche weitere Preise folgten bis heute. Der NDR urteilt: „Wer Bodo Wartke mag, wird Lennart Schilgen lieben“. Mehr Infos: www.lennartschilgen.de


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