

Pfarrerin Sabrina Pieper aus Mühlberg hielt die zentrale Gedenkrede. Unter den zahlreichen Teilnehmern befanden sich prominente Gäste wie Christian Jaschinski, Landrat des Landkreises Elbe-Elster, Dr. Franziska Kuschel von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Dr. Maria Nooke, Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der kommunistischen Diktatur in Brandenburg, sowie die ehrenamtlichen Bürgermeister der Städte Bad Liebenwerda und Mühlberg. Besonders bewegend war die Anwesenheit zahlreicher Angehöriger ehemaliger Inhaftierter sowie Mitglieder der internationalen Vereinigung »Friends of Stalag IV B« aus Großbritannien, Neuseeland, Italien, den USA und Kanada.
Das Stalag IV B, errichtet 1939 nahe Mühlberg/Elbe im Wehrkreis IV (Dresden), war eines der größten Kriegsgefangenenlager des nationalsozialistischen Deutschlands. Zwischen 1939 und 1945 waren dort über 300.000 Kriegsgefangene aus mehr als 40 Nationen interniert. Mindestens 3.000 von ihnen, vor allem sowjetische Soldaten, kamen durch Krankheit und katastrophale Haftbedingungen ums Leben. Die Befreiung des Lagers erfolgte am 23. April 1945 durch Einheiten der Roten Armee – zu diesem Zeitpunkt befanden sich noch rund 30.000 Gefangene im Lager.
In einer Zeit, in der in Europa erneut Krieg herrscht – allen voran durch den anhaltenden Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine – erhält das Gedenken an die Schrecken des Zweiten Weltkriegs und das Leid der Kriegsgefangenen eine neue, erschreckende Aktualität. Die Mahnung, nie wieder Krieg zuzulassen, ist heute dringlicher denn je.
Am Abend wurden im Mühlberger Ratskeller zwei herausragende Persönlichkeiten geehrt: Oberstleutnant Edward Waite-Roberts und Anthony Francis Drewitt, Mitglieder der Vereinigung »Friends of Stalag IV B«, erhielten aus den Händen von Landrat Jaschinski, in seiner Funktion als Vorsitzender des Kreisverbandes Elbe-Elster des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V., Urkunden für ihre Verdienste um die internationale Erinnerungsarbeit und den Erhalt von Kriegsgräbern als Mahnorte. »Wer sich für die Erinnerung an die Opfer vergangener Kriege einsetzt, wirkt aktiv für Frieden und Verständigung in der Gegenwart«, so Landrat Christian Jaschinski bei der Übergabe. »Gerade heute, angesichts des Krieges in der Ukraine, dürfen wir nicht schweigen. Diese Orte erinnern uns daran, was Krieg wirklich bedeutet.«
Die Gedenkveranstaltung unterstreichte einmal mehr die Bedeutung des Erinnerns – insbesondere in einer Zeit, in der Zeitzeugen rar werden. Das ehemalige Lagergelände ist heute ein Ort der Mahnung, der Aufklärung und der internationalen Begegnung.