

Die Veranstaltung bot viele Ansatzpunkte zum Nachdenken und gegenseitigen Austausch. „Mit dem Psychiatrietag bieten wir seit Jahren eine entsprechende Plattform an. Und wenn ich mich hier im Saal umschaue, dann besteht kein Zweifel: Ein solches Angebot findet großen Zuspruch. Nicht zuletzt auch deshalb, weil es um die Vorstellung themenspezifischer Projekte im Landkreis geht“, sagte Landrat Christian Heinrich-Jaschinski zur Begrüßung. Segen oder Fluch? Als Grundlage für den Gedankenaustausch diente diesmal ein Dokumentarfilm. „Nicht alles schlucken – Leben mit Psychopharmaka“ führt psychiatrieerfahrene Menschen, Angehörige sowie Ärzte und Pfleger zusammen, die vor der Kamera von ihren subjektiven Erfahrungen mit Psychopharmaka erzählen. Heilsam oder kränkend? Segen oder Fluch? Ein tragischer, bisher nicht gelöster Konflikt. Der Dokumentarfilm ist ein vielstimmiges Erzählen über die Wirkungen und Risiken von Psychopharmaka. Was wir in Krisen wirklich brauchen „Nicht alles schlucken“ ist das zweite trialogische Projekt von Autorin und Filmemacherin Jana Kalms und Prof. Dr. Piet Stolz, Nervenarzt und Psychoanalytiker in Berlin. Der Film ließ tief in die menschliche Existenz blicken und zeigte, was Einzelne in Krisen wirklich brauchen. So haben Menschen noch nie von sich erzählt. Eine Mut machende Erfahrung und sehr persönliches Filmerlebnis, äußerten sich dann auch viele Zuschauer im Anschluss bei der Diskussion mit den Filmemachern. Kamera fokussiert Gesicher, Gesten und Mimik „Nicht alles Schlucken“ verhandelt ein aufgeladenes Thema in nüchterner Unaufgeregtheit. Ohne die Protagonisten auszustellen fokussiert die Kamera Gesichter, Gesten und Mimik. Die Regisseure Jana Kalms und Piet Stolz stellen das System der Psychiatrie – der medikamentösen Ruhigstellung von Patienten – vor: Genau, ernst, empört, niemals polternd. Ein engagierter Film wider die Betroffenheit. So das Fazit beim diesjährigen Psychiatrietag. Dringender Handlungsbedarf Der Film machte deutlich, dass in der Psychiatrie dringend Handlungsbedarf geboten ist, da sich viele Patienten allein gelassen und gesellschaftlich kaltgestellt fühlen. Es gilt also eine humanere Form der Psychiatrie zu entwickeln, die der Patient als Schutzraum und Chance empfindet, weil er sich nicht eingesperrt und vergewaltigt, sondern angenommen und verstanden fühlt. Dass Medikamente helfen können, steht nicht zur Disposition. Vielmehr geht es um die Frage der richtigen Dosierung. Wie bei allen anderen Medikamenten kommt es daher auch bei Psychopharmaka darauf an, den Nutzen und die Nachteile eines bestimmten Medikaments gegeneinander abzuwägen. Nur dann, wenn die Vorteile der Behandlung die Nachteile überwiegen, ist die Einnahme eines Medikaments sinnvoll. Film kann zur Verfügung gestellt werden „Wir bieten mit unserem Psychiatrietag keine allgemeingültige Antwort an, sondern liefern eher Anregungen zum Nachdenken. Im weitesten Sinne: Wie gehe ich mit mir und meinem Körper um? Was bedeutet Krankheit vielleicht auch im Positiven? Was kann ich sonst noch dagegen/damit tun“, sagte Psychiatriekoordinator Reiko Mahler. Für weitere Informationen stehe er unter Telefon (035341) 978703 zur Verfügung. Auf Wunsch stelle er auch den Film für Vereine, Selbsthilfegruppen und weitere Interessenten zur Verfügung, die sich noch intensiver mit der Thematik Psychose/Psychopharmaka auseinanderzusetzen möchten. (PM/Landkreis Elbe-Elster)