Matthias Stark

Zeit für Kubismus

Bautzen/Bischofswerda. Die Oberlausitz-Kliniken wollen neue Wege für die ambulante medizinische Versorgung prüfen. Angesichts von Ärztemangel und demografischem Wandel hat man dort innovative Ideen.

So könnte in Zukunft ein OLKube, eine Landarztpraxis der ganz neuen Art, aussehen, in dem medizinische Leistungen im ländlichen Raum angeboten werden.

So könnte in Zukunft ein OLKube, eine Landarztpraxis der ganz neuen Art, aussehen, in dem medizinische Leistungen im ländlichen Raum angeboten werden.

Bild: Matthias Stark

»Das Projekt ist ein Meilenstein für die Region«, stellt der Bischofswerdaer Oberbürgermeister Prof. Dr. Holm Große bei der Vorstellung des neuen Vorhabens fest. Was er damit meint, ist in der Tat etwas völlig neues. Im Kern geht es um die Errichtung eines ambulanten OP- und Gesundheitszentrums in Bischofswerda sowie um die Einrichtung sogenannter OLKubes in den umliegenden Gemeinden. Diese dienen als modulare medizinische Versorgungseinheiten und sollen dem Ärztemangel im ländlichen Raum etwas Wirkungsvolles entgegensetzen.

 

Große Herausforderungen

 

Denn eines ist ganz klar. Das Gesundheitswesen steht nicht erst seit heute unter enormem Veränderungsdruck. Dabei sind die Ursachen vielfältig. Personal- und Fachkräftemangel, wirtschaftliche Zwänge, neue gesetzliche Anforderungen und nicht zuletzt die immer älter werdende Bevölkerung tragen zur angespannten Situation bei. Der Geschäftsführer der Oberlausitz-Kliniken, Jörg Scharfenberg, macht deutlich, worum es im Kern geht: um neue Perspektiven im Gesundheitswesen. Er sagt: »Wenn wir die medizinische Versorgung in der Region langfristig sichern wollen, müssen wir umdenken. Nicht Rückzug, sondern gezielte Innovation ist der richtige Weg.«

Dabei spielen die OLKubes eine zentrale Rolle. In ihnen soll durch medizinisch geschultes Personal und durch Unterstützung durch KI-Anwendungen eine erste Diagnosemöglichkeit für Patienten angeboten werden. Der Ablauf eines solchen neuartigen Arztbesuchs könnte dann sein, dass zunächst eine KI-gestützte Anamnese stattfindet. Danach würde eine Untersuchung durch das medizinisch geschulte Personal und eine telemedizinische Behandlung durchgeführt. Bei Bedarf würden die Patienten schlussendlich an einen Facharzt überwiesen oder stationär aufgenommen.

Bevor jedoch ein solches Projekt mit Leben erfüllt werden kann, sind zahlreiche Fragen zu klären. Dem dient die nun angelaufene Machbarkeitsstudie. Zu den offenen Fragen gehört unter anderem das Problem der finanziellen und versorgungstechnischen Möglichkeiten. Noch ist offen, wer medizinisch, technisch oder wirtschaftlich Partner sein kann. All diese Fragen sollen in der Studie geklärt werden. Mit ersten Ergebnissen rechnet man bereits im August diesen Jahres.

 

Modellprojekt fürs ganze Land

 

Robert Fischer, Chef des MVZ, verweist darauf, dass die präventiven medizinischen Angebote ein Beitrag zur Lebensqualität sind. Er stellt die aktuellen Herausforderungen aus Patientensicht dar, wenn er darauf verweist, dass der Hausarztmangel, lange Wartezeiten auf Facharzttermine sowie weite Anfahrtswege und fehlende Facharztkapazitäten zu Verärgerung bei den Patienten führt.

Klinik-Geschäftsführer Jörg Scharfenberg ist sicher: »Die OLKubes könnten dafür sorgen, dass die medizinische Versorgung weiterhin nah bei den Menschen bleibt. Und das gerade in einer Region, in der Mobilität, Altersstruktur und Fachkräftemangel eine große Rolle spielen. Ob das alles so funktionieren kann, wird die Studie zeigen. Sollte sich das umsetzen lassen, wäre es ein Modellprojekt für ganz Sachsen, ja sogar für ganz Deutschland.«

Auch aus Sicht der Städte und Gemeinden ist das Projekt von enormer Bedeutung. Der Bischofswerdaer Oberbürgermeister ist sicher: »Gerade in ländlichen Regionen brauchen wir neue, flexible Konzepte, um langfristig eine qualitativ hochwertige medizinische Versorgung zu sichern. Das ambulante OP-Zentrum und die OLKubes sind ein starkes Signal, dass wir hier vor Ort nicht nur Probleme benennen, sondern konkrete Lösungen entwickeln.«


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