Sandro Paufler

Wasserstoff und Geothermie: Wie Wilthens Wärmeversorgung der Zukunft aussehen könnte

Wilthen. Als erste Kommune in Sachsen hat Wilthen seine kommunale Wärmeplanung abgeschlossen. Bis 2045 müssen 20.000 Tonnen CO2 eingespart werden. Mit welchen klimafreundlichen Wärmekonzepten das funktionieren soll.
Bürgermeister Michael Herfort hat sein Konzept der kommunalen Wärmeplanung der Öffentlichkeit vorgestellt.

Bürgermeister Michael Herfort hat sein Konzept der kommunalen Wärmeplanung der Öffentlichkeit vorgestellt.

Bild: Sandro Paufler

Wie wird Wilthen zukünftig heizen? Am 12. September haben die Stadt Wilthen, der Energieversorger SachsenEnergie und das Leipziger Ingenieurbüro seecon diese Frage im Rahmen einer öffentlichen Präsentation im Rathaus gemeinsam beantwortet: Die Stadt hat als erste Kommune in Sachsen ihre kommunale Wärmeplanung fertiggestellt. Zur Erinnerung: Der Gesetzgeber verpflichtet Städte und Gemeinden bis spätestens 2028, detaillierte Pläne zur Umstellung ihrer Wärmeversorgung auf klimafreundliche und nachhaltige Systeme zu entwickeln.

Bürgermeister Michael Herfort war es dabei besonders wichtig, technologieoffen heranzugehen und vor allem die Bürger, Unternehmer, und Gewerbetreibenden mitzunehmen. Gestartet ist das Vorhaben vor über einem Jahr. Im ersten Schritt haben die Ingenieure einen digitalen Zwilling der Kleinstadt erstellt und über 1800 Liegenschaften in das Computerprogramm aufgenommen. Daraus ergab sich, dass die Kommune überwiegend aus Wald- und landwirtschaftlichen Flächen besteht. Insgesamt werden 675 Hektar landwirtschaftlich genutzt, während 765 Hektar mit Wald bedeckt sind. In Wilthen entfallen 116 Hektar auf Wohngebiete. Für Industrie und Gewerbe stehen 25 Hektar zur Verfügung.


"Die Analyse ergab außerdem, dass der Großteil der für die Wärmeplanung relevanten Gebäude in Wilthen aus Einfamilienhäusern besteht, von denen mehr als die Hälfte in Teilen bereits saniert sind", sagt Gerd Schnabel, der als Programm-Manager der SachsenEnergie das Projekt begleitet. Die Verantwortlichen haben errechnet, dass die Kleinstadt in der Wärmeversorgung bis 2045 rund 20.000 Tonnen CO2 einsparen muss, um in der Bilanz als klimaneutral zu gelten.

 

Welche klimafreundlichen Optionen gibt es in Wilthen?

 

Die Ingenieure wissen beispielsweise, dass das Gasnetz in Wilthen und dem Ortsteil Tautewalde gut ausgebaut ist und sich daher für die Umstellung auf Wasserstoff eignen könnte. Ob Wasserstoff in den nächsten Jahren ausreichend vorhanden sein wird, ist unklar.

Eine zweite Option besteht im Ausbau eines klimafreundlichen Fernwärmenetzes. Mit dem Wärmenetz der Wilthener Wohnungsbaugesellschaft und der R&Z Innovative Haustechnik GmbH gibt es zwei bestehende Wärmenetze in der Stadt. Potenziale für ein drittes Wärmenetz gibt auch im Ortsteil Irgersdorf. Die Wärmenetze könnten ebenfalls mit Wasserstoff versorgt werden oder auf Geothermie zurückgreifen. In Wilthen gibt es Flächen, die für ein Erdwärmesondenfeld in Frage kommen könnten.


Für einzelne Gebäude besteht die individuelle Möglichkeit, in Solarenergie zu investieren. Laut Einschätzung der Experten könnten damit bis zu 25 Prozent des Wärmebedarfs pro Gebäude gedeckt werden. Für künftige Neubauten empfehlen die Fachleute den Einsatz einer Wärmepumpe oder einer Biomasseheizung.

 

Niemand wird verpflichtet

 


Wichtig für Hausbesitzer zu wissen: Das Konzept der kommunalen Wärmeplanung ist keine rechtswirksame Verpflichtung. Es soll Eigentümern eher als Orientierungshilfe dienen, um zu entscheiden, ob sie sich zukünftig an einem umweltfreundlichen Wärmenetz beteiligen können oder ob individuelle Lösungen wie eine Biomasseheizung, eine Wärmepumpe oder andere geeignete Modelle für das eigene Haus in Betracht kommen.


Durch das gemeinsame Pilotprojekt mit SachsenEnergie konnte die Stadt Wilthen ihren kommunalen Wärmeplan nicht nur schnell fertigstellen, sondern auch erhebliche Kosten einsparen. Dank der Unterstützung des regionalen Energieversorgers wurde ein Betrag im sechsstelligen Bereich eingespart, erklärt Bürgermeister Michael Herfort.


Meistgelesen