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Katrin Demczenko

Wandel und Wohnen: Die Zukunft von Hoyerswerda im Blick

Hoyerswerda. Bundesbauministerin Klara Geywitz informierte sich am Montag über die Herausforderungen und Pläne des Stadtumbaus in der Hoyerswerdaer Neustadt.

Oberbürgermeister Torsten Ruban-Zeh begrüßte am Montag die Bundesbauministerin Klara Geywitz und den Staatsminister für Regionalentwicklung, Thomas Schmidt (r.), vor dem Mitmachlabor.

Oberbürgermeister Torsten Ruban-Zeh begrüßte am Montag die Bundesbauministerin Klara Geywitz und den Staatsminister für Regionalentwicklung, Thomas Schmidt (r.), vor dem Mitmachlabor.

Bild: Katrin Demczenko

Hoyerswerda steckt mitten in seinem zweiten Strukturwandel. Hier entstehen bald mehr Arbeitsplätze durch die Erweiterung bestehender Firmen wie Yados und die Neuansiedlung von Forschungseinrichtungen sowie der Bundeswehr in Bernsdorf. Die dann herziehenden Arbeitskräfte suchen attraktive Wohnungen in einem angenehmen Umfeld, sagte Nico Neumann von der Deutschen Stadt- und Grundstückentwicklungsgesellschaft mbH (DSK) beim Besuch von Klara Geywitz, Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen in Hoyerswerda. Das Unternehmen unterstützt die Stadt Hoyerswerda seit Jahren bei der Erarbeitung einer tragfähigen Stadtentwicklungsstrategie.

 

Generationenwechsel in Wohnstrukturen

Über 30 Prozent der Mieter der Wohnungsgesellschaft Hoyerswerda (WH) und der Wohnungsgenossenschaft Lebensräume gehören zur Gründergeneration, sind über 80 Jahre alt und leben zumeist in DDR-Neubauten, erklärt Nico Neumann. Wegen des Strukturbruchs Anfang der 1990er Jahre musste eine Menge arbeitsfähiger Menschen wegziehen, weshalb hier heute wenig junge Leute leben. Nico Neumann sieht den laufenden Strukturwandel als Chance und will »eine Siedlungsstruktur zukunftsfähig gestalten«. Das sei nötig, weil potentielle Zuzügler nicht in verfügbare Dreiraum-Wohnungen aus DDR-Zeiten einziehen wollen, sondern neu gebaute oder sanierte Wohnungen mit attraktivem Umfeld suchen. Die Stadt brauche also Neubau, Umbau und weiter den Abriss nicht mehr benötigter Plattenbauwohnungen. Dieser hat ein hohes Konfliktpotential in der Bevölkerung und verlangt auch eine teure Anpassung der technischen Infrastruktur. Verschiedene Veranstaltungsformate beziehen immer wieder Bürger in die Umgestaltung von Hoyerswerda ein.

 

Finanzielle Herausforderung: Sanierung vs. Neubau

Rückbau und Neubau seien billiger als die Sanierung von Plattenbauten, erklärt WH-Geschäftsführer Steffen Markgraf den Ministern. Das mit fünf Euro pro Quadratmeter recht niedrige Mietniveau kann nicht beliebig steigen, denn circa 50 Prozent der Hoyerswerdaer haben eine gebrochene Erwerbsbiografie und deshalb wenig Geld. Die noch abzuzahlenden Altschulden aus der Aufbauzeit der Neustadt belasten die Wohnungsunternehmen ebenfalls. Bei einem Gesamtinvestitionsvolumen von 12 Mio. Euro jährlich können nur etwa 2 Mio. Euro in den Mietwohnungsneubau, fließen, damit auch noch Instandhaltung und Wohnumfeldgestaltung finanzierbar bleiben. »Wir wollen mehr Sanierungsförderung haben«, bringt es Torsten Ruban-Zeh gegenüber Klara Geywitz auf den Punkt. Sie sagt: »Wir wollen weg vom Wegwerfen«, das heißt Häuser nach circa 40 Jahren abzureißen und neuzubauen. Deshalb werde das Bundesbauministerium die Abrissfinanzierung nach 2027 verändern.

 

Hoyerswerdas Strategien für Zuzug und Wachstum

Die Bundesbauministerin vergleicht aber auch die Situation in Hoyerswerda mit der von Großstädten. Wegen vieler Wohnungssuchender sind dort schon einfache Neubauwohnungen trotz höherer Mieten gefragt. Sie müsse schließlich die Hoyerswerdaer Wünsche in Hamburg erklären, sagt Klara Geywitz. Steffen Markgraf sieht attraktiven Wohnraum zu bezahlbaren Preisen als Wettbewerbsvorteil gegenüber Großstädten. Der Lebensräume-Geschäftsführer Axel Fietzek gibt aber zu bedenken, dass viele Menschen nichts von der guten sozialen Infrastruktur in Hoyerswerda wissen und deshalb nicht herziehen. Dafür gibt es die Marketingmaßnahmen der Stadtverwaltung wie #WHY, die Vorzüge der Stadt erfolgreich bekannt machen, sagt Sachsens Regionalentwicklungsminister Thomas Schmidt.

Nico Hoffmann informiert, dass Hoyerswerda bei dem Investitionsprogramm des Bundes »Nationale Projekte des Städtebaus« den Antrag »Keimzelle Neustadt – Transformation von DDR-Moderne zu zukunftsfähigen urbanen Quartieren« stellt, um den Umbau der Neustadt fortführen zu können.


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