Matthias Stark

Vom Tempelberg in der Westlausitz

Oberlichtenau. Religion ist nichts altes oder verstaubtes, sie ist etwas sehr lebendiges ist und passt ins Heute. Das wird seit der Gründung des Bibelgartens in Oberlichtenau im Jahr 2005 den Besuchern auf anschauliche Weise nähergebracht.

Christian Schirrmeister mit seinem selbst gefertigten Modell des jüdischen Tempels in Jerusalem.
 Foto: Matthias Stark

Christian Schirrmeister mit seinem selbst gefertigten Modell des jüdischen Tempels in Jerusalem. Foto: Matthias Stark

Seit 2011 gibt es hier in der Bibellandscheune ein 3D-Modell des Tempelplatzes in Jerusalem. Dieses Modell zeigt den Tempelberg vor 2000 Jahren. Das darüber hängende Panoramabild des heutigen Jerusalem lässt die Besucher in eine beeindruckende Stadt eintauchen. Wie kaum ein anderer Ort auf der Welt verkörpert der Tempelberg den Schnittpunkt der drei abrahamitischen Religionen Judentum, Christentum und Islam.

Religionen anschaulich machen

Es gab bereits mehrere Versuche, das Tempelbergmodell durch ein Modell des jüdischen Tempels zu vervollständigen. Bisher waren diese Versuche nicht von Erfolg gekrönt. Doch nun hat Christian Schirrmeister es geschafft, dieses Modell anzufertigen. Christian ist Schüler der 11. Klasse des Ferdinand-Sauerbruch-Gymnasiums in Großröhrsdorf. Für die »Komplexe Lernleistung« im Fach Geschichte hatte er sich im vergangenen Schuljahr das Thema »Konflikt der Religionen auf dem Tempelberg« ausgesucht. Dazu hat er viele Wochen wissenschaftlich geforscht, um den komplexen Konflikt der monotheistischen Religionen auf dem Tempelberg zu verstehen. Unterstützung fand er dabei von seinem Mentor Maik Förster, der als Reiseleiter Jerusalem bereits über 100 Mal besucht hat. In etwa 120 Stunden entstand danach ein erstes Modell des jüdischen Tempels. Dafür erhielt Christian Schirrmeister die Note 1. Dieses erste Modell verbleibt im Gymnasium Großröhrsdorf.

Nun hat Christian ein zweites Modell für den Bibelgarten angefertigt. Für dieses waren immerhin noch 40 Stunden Arbeit nötig. Dieses zweite Modell wurde nun im Rahmen eines Schülerbesuches einer 6. Klasse aus dem Johanneum Hoyerswerda an den Bibelgarten übergeben. Es ist die Vorarbeit für eine endgültige und maßstabgerechte dritte Version, die dann dauerhaft auf dem Tempelplatz im Bibelland aufgestellt werden soll

Unterstützung durch den Vater

»Ich bin schon lange hier im Bibelgarten tätig. Mein Vater ist Vorstandsmitglied hier, und da habe ich eine Verbindung hierher«, sagt Christian Schirrmeister. »Wir haben uns die Frage gestellt, was auf dem Tempelberg fehlt.« Die Antwort darauf war klar: es ist der jüdische Tempel. Christian wurde tatkräftig von seinem Vater Uwe Schirrmeister unterstützt. Dieser betreibt eine eigene Druckerei und konnte so das Projekt seines Sohnes technisch umsetzen. Die 3D-Bastelbögen der Firma »Schreiber-Bogen Kartonmodellbau« wurden mit deren Einverständnis zunächst gescannt, die Daten aufbereitet und mittels Laser aus Holzspanplatten ausgeschnitten. Das ganze Modell besteht aus mehr als 200 Einzelteilen.

»Der Tempelberg hat eine wahnsinnig interessante Geschichte und ist für die drei großen monotheistischen Weltreligionen relevant«, sagt Christian Schirrmeister. Er ist selbst evangelischer Christ und interessiert sich schon sehr lange für die Geschichte der Religionen. Später möchte er beruflich eventuell in die Fußstapfen seines Vaters treten und etwas mit Medientechnologie oder Mediengestaltung tun. Das Zeug dazu hat er auf jeden Fall, was er mit dem Bau des Modells vom jüdischen Tempel in Jerusalem nun zweifach unter Beweis gestellt hat.

Das Bibelland und der Bibelgarten in Oberlichtenau ist Dienstag bis Freitag von 9 bis 12 Uhr und 14 bis 17 Uhr zu besichtigen. An Wochenenden ist der Besuch nach Voranmeldung möglich. Das Ziel des ehrenamtlichen Engagements ist es, das jüdisch-christliche Wertefundament anschaulich und verstehbar zu vermitteln.


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