Ulrike Hantsche/Matthias Stark

Seifersdorfer Schlossbergung 1945

Seifersdorf. Die Suche nach verlorenem Inventar des historischen Schlosses der Familie Brühl in Seifersdorf läuft. Der Förderverein hofft auf verloren geglaubte Stücke.
Die Historisches Aufnahme vom Mittelzimmer Schloss Seifersdorf aus dem Familienalbum der Familie Brühl zeugt vom ehemaligen Glanz.

Die Historisches Aufnahme vom Mittelzimmer Schloss Seifersdorf aus dem Familienalbum der Familie Brühl zeugt vom ehemaligen Glanz.

Bild: PR Förderverein Schloss Seifersdorf

Schloss Seifersdorf war bis zur Enteignung von Agnes Gräfin von Brühl im September 1945 mit unzähligen Antiquitäten und Gemälden gefüllt. Davon zeugen noch heute vorhandene historische Aufnahmen. Es befanden sich über 300 Gemälde, Grafiken und wertvolle Schriftwechsel, unzählige Antiquitäten, Ritterrüstungen und Porzellan im Gebäude.

Der Seifersdorfer Pfarrer Karl Josef Friedrich erhielt 1945 von der damaligen Sächsischen Landesleitung den Auftrag, in Seifersdorf als Verwalter tätig zu werden das Schloss und jeden Raum einzeln mit einer beigestellten Sekretärin zu inventarisieren. Der Auftrag umfasste leider nur alle Gemälde, verschiedene Schriftstücke und einzelne Antiquitäten. Bis heute ist eine nahezu vollständige Übersicht der Gemälde erhalten geblieben. Aktuell laufen Recherchen nach Gegenständen und Möbeln aus dem Schloss. Im Zuge dessen ist eine sehr große detaillierte Übersicht entstanden, die leider beim aktuellen Standort oftmals eine Lücke aufweist mit dem Vermerk »Wo ist das?«.

 

Verkauft, verschollen, verschwunden

 

Im Zuge der Bodenreform wurden alle ehemaligen Herrschaftssitze in Sachsen der sogenannten »Schlossbergung« unterworfen. Das bedeutete, dass das wertvolle Inventar nach teilweise erfolgten Plünderungen aus den Schlössern gebracht, inventarisiert und zum Teil dem Kunstmarkt angeboten wurde.

Aus Seifersdorf wurden nach 1945 über 230 Kunstgegenstände nach Dresden ins Albertinum verbracht, dort nochmals inventarisiert, katalogisiert und auf die staatlichen Museen verteilt oder auch zu großen Teilen ab 1947 bis 1951 verkauft. So sind leider historische Kunstwerke für einen geringen Preis an neue Eigentümer in ganz Europa abgegeben worden.

In den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) befinden sich heute etwa 50 Seifersdorfer Originalgemälde, im Kunstgewerbemuseum sowie in anderen Museen der SKD Antiquitäten und Porzellan. Vier der Seifersdorfer Originalgemälde (Heinrich Graf von Brühl und seine Familie) können in Schloss Moritzburg in der Dauerausstellung besichtigt werden.

Weiteres Inventar befindet sich in Schloss Klippenstein in Radeberg, die Kutsche in Schloss Augustusburg, die Thoerbe von Tina von Brühl ist im Bach-Haus Eisenach. Unzählige historische Unterlagen befinden sich in vielen bundesweiten Archiven und sind ebenfalls bereits zusammengestellt.

Verschiedene Gegenstände gelangten in private Hände, als nach 1945 das Schloss als Erholungsheim Brühl der KPD genutzt wurde und das Rittergut für das ZK der SED in Berlin produziert hat. Teilweise übrig gebliebenes Inventar wie Mobiliar oder Gemälde wurde verkauft, mitunter auch einfach mitgenommen. In den 1970er Jahren gab es im Eingangsbereich des Seifersdorfer Schlosses noch zahlreiche große Geweihe, deren Verbleib bis heute unbekannt ist.

 

Suche hat begonnen

 

Der Förderverein Schloss Seifersdorf sucht nun für das künftige Museum, das gemeinsam mit der Gemeinde Wachau eingerichtet werden soll, noch Originalausstattung wie Gemälde, Geweihe, Antiquitäten, Schriftwechsel, Bücher. Mögliche Meldungen werden vertraulich ohne Nennung von Namen behandelt.

Sollte jemand über früheres Inventar aus dem Schloss Seifersdorf verfügen, kann mit dem Verein per Mail oder telefonisch Kontakt aufgenommen werden: info@schloss-seifersdorf.de oder 0175/5508426


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