Silke Richter

Neue Wege in der Vereinslandschaft

Hoyerswerda. Der Rassekaninchenzuchtverein S28 sieht seine Zukunft gefährdet und sucht nach neuen Wegen, von denen mehrere Seiten profitieren könnten. Wir sprachen mit dem Vereinsvorsitzenden Marcel Domaschke.

Der Rassekaninchenzuchtverein S28 öffnet sich gern nach außen. Hier sind Kinder aus dem AWO Kinder- und Jugendzentrum zu sehen, die eine Vereinsschau besuchten.

Der Rassekaninchenzuchtverein S28 öffnet sich gern nach außen. Hier sind Kinder aus dem AWO Kinder- und Jugendzentrum zu sehen, die eine Vereinsschau besuchten.

Bild: Silke Richter

Was haben Kleingärten und Rassekaninchenzucht gemeinsam, Herr Domaschke?

Auf den ersten Blick vielleicht nicht viel. Es könnte aber über neue, andere Möglichkeiten nachgedacht werden, von denen gleich mehrere Seiten positiv profitieren. Wir möchten mit Vertretern der Stadt und von Gartensparten das Gespräch suchen, um auf die schwierige Lage für Kleintierzüchter im Städtischem Raum aufmerksam zu machen. Denn noch immer herrscht in vielen Kleingärten das gesetzliche Verbot der Kleintierhaltung. Es sei denn, man hat Bestandschutz und damit vor dem 3. Oktober 1990 mit der Haltung von Tieren begonnen und diese ohne Unterbrechung bis heute weitergeführt. Das ist aber ziemlich unrealistisch.

Viele würden sich gern wieder Tiere anschaffen und züchten, aber ihnen fehlen die räumlichen Möglichkeiten dafür. Hier könnten leere Gärten dafür genutzt werden. Vielleicht lässt sich ein Kompromiss einrichten, denn damit ließe sich auch dem Leerstand von Gärten entgegenwirken.

Am 18. März ab 16 Uhr ist unsere Jahreshauptversammlung im Bürgerhaus Nardt. Interessierte sind gern gesehen. Da wird auch dieses Thema ein Programmpunkt sein.

 

Apropos Programm: Das klingt nach lebhafter Vereinsgeschichte. Welches Erfolgsrezept verwenden Sie?

Trotz des hohen Altersdurchschnitts in unserem Verein halten wir alle zusammen und packen auch alles gemeinsam an. Alles mit Ruhe und tatkräftiger Unterstützung unserer Familien, die uns oftmals den Rücken freihalten oder uns bei Veranstaltungen auf verschiedene Art und Weise hilfreich unter die Arme greifen.

 

Bei allem Engagement spielt der hohe Altersdurchschnitt aber auch im Rassekaninchenverein eine große Rolle, nicht wahr?

Ja, wir versuchen, so gut es geht, das Vereinsleben aufrecht zu erhalten. Aber es wird tatsächlich immer schwieriger. Ohne Nachwuchs haben Kleintierzuchtvereine wie unserer kaum noch Chancen. Es gibt gerade in unserer ländlichen Umgebung viele Kleintierhalter und es werden auch immer mehr. Nur leider ist es kaum möglich, die Leute für ein gemeinsames Vereinsleben zu begeistern. Ich sage absichtlich Vereinsleben, denn es ist ein Hobby und keine Arbeit.

 

Wie steuert der Verein noch dagegen?

Wir präsentieren unsere Tiere auf verschiedenen Schauen und sprechen interessierte Menschen an. Bei uns ist jeder willkommen und erhält auch Rat und Unterstützung. Unser Hobby hatte lange Zeit den faden Beigeschmack als so genanntes »Alte Männer Hobby«. Aber so ist es wirklich nicht. Die Vereinsmitglieder bringen ihre Kinder oder Enkel mit und haben jede Menge Spaß und Abwechslung. Bei uns geht es zu wie in einer großen Familie. Und was gibt es schöneres als Kinder mit Tieren zusammen aufwachsen zu lassen?

 

Apropos fader Beigeschmack: Oft werden Züchter mit der Frage konfrontiert: Esst ihr eure Kaninchen auch?

Nicht an erster Stelle. Aber ja, natürlich werden unsere Kaninchen auch gegessen. Es gibt doch nichts Besseres als selbst erzeugtes Fleisch. Unseren Tieren geht es gut, sie haben ein schönes Leben. Die Rassekaninchenzucht dient aber in erster Linie der Erhaltung von Rassen, die vom Aussterben bedroht sind.

 

Welche Ziele stehen für 2023 auf der Agenda?

Im Mai nehmen wir wieder am Mühlenfest in Dörgenhausen teil und organisieren im Oktober eine Werbeschau im Verkehrsgarten Lauta. Im November steht dann schon die nächste Vereinsschau im Bürgerhaus in Nardt auf dem Programm. Dort haben wir mittlerweile auch unser festes Domizil.


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