Matthias Stark

»Lumpengesindel & Schattenzwerge«

Radeberg. Die Sonderausstellung im Schloss Klippenstein ist ein moderner Blick auf Grimms Märchen mit aktuellen und kritischen Bezügen.
Henrik Schrat ist einer der beteiligten Künstler der Sonderausstellung im Schloss Klippenstein.

Henrik Schrat ist einer der beteiligten Künstler der Sonderausstellung im Schloss Klippenstein.

Bild: Matthias Stark

»Kommen Politiker aus Berlin?«, fragt ein Besucher seine Frau beim Anblick des Ausstellungplakates und des Titels der Ausstellung. Nein, es sind keine Politiker im Schloss Klippenstein zu Gast. Bis zum 23. März 2025 präsentieren die Künstler Henrik Schrat und Martin Mannig eine außergewöhnliche Interpretation der Märchen der Brüder Grimm, wobei aktuelle Bezüge durchaus gewollt sind. Und sie ist eine humorvolle, gesellschaftskritische und zugleich fantasievolle Auseinandersetzung mit den zeitlosen Erzählungen.

 

Ein Teufel im Nachtclub

 

Henrik Schrat, bekannt für seine kreativen und oft provokanten Illustrationen, bringt die Grimmschen Märchen in die moderne Welt. Mit originellen Zeichnungen zeigt er bekannte Figuren in überraschenden Kontexten. Der Teufel feiert im Berliner Nachtclub Berghain, das Hexenhaus steht in der Nähe des Kanzleramts, und die Bremer Stadtmusikanten erhalten Unterstützung von Udo Lindenberg. Schrat verleiht den klassischen Geschichten eine neue Relevanz, indem er sie humorvoll und kritisch mit der Gegenwart verknüpft.

Ein Highlight der Ausstellung ist die Präsentation von Schrats Illustrationen aus einer neuen fünfbändigen Gesamtausgabe der Grimm‘schen Märchen. Vier Bände sind bereits erschienen, der fünfte folgt 2025. Passend zur Ausstellung erscheint zudem ein kleines Begleitbuch mit einem Märchen.

 

Skurrile Skulpturen und groteske Märchenfiguren

 

Martin Mannig ergänzt die Ausstellung mit seinen faszinierenden Skulpturen und Installationen. Der Dresdner Künstler verleiht Märchenfiguren wie Gartenzwergen, Hexen oder Wichtelmännern einen neuen, grotesken Kontext. Die vertrauten Motive werden in seinen Werken verfremdet, sodass sie mehrdeutig und oft ambivalent wirken. Mannigs Arbeiten spiegeln eine rätselhafte und teils düstere Märchenwelt wider, die den Besuchern reichlich Raum für eigene Interpretationen lässt.

Die Ausstellung wird durch historische Märchenbücher und Illustrationen namhafter Künstler wie Josef Hegenbarth, Otto Ubbelohde, Lea Grundig und Werner Klemke ergänzt. Zudem sind filigrane Scherenschnitte mit Märchenmotiven von Curt Voigt zu sehen. Diese Gegenüberstellung von klassischen und modernen Interpretationen schafft eine spannende Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart.

Die Ausstellung ist bis zum Frühjahr 2025 für Besucher geöffnet und lädt dazu ein, die Märchenwelt der Brüder Grimm aus völlig neuen Perspektiven zu entdecken. Mit »Lumpengesindel & Schattenzwerge« erwartet die Besucher eine einzigartige Schau, die Tradition und Moderne, Humor und Gesellschaftskritik auf faszinierende Weise miteinander verbindet.


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