Sandro Paufler

Großdubraus Bürgermeister ist seit einem Jahr im Amt - Wir ziehen ein erstes Zwischenfazit

Großdubrau. Der Großdubrauer Bürgermeister Hardy Glausch hat das erste Amtsjahr überstanden. Doch was konnte er in dieser Zeit erreichen und welche Pläne hat er für die Gemeinde in der Zukunft? WochenKurier hat genauer nachgefragt.
Bürgermeister Hardy Glausch ist seit einem Jahr im Amt und stand dem WochenKurier Rede und Antwort.

Bürgermeister Hardy Glausch ist seit einem Jahr im Amt und stand dem WochenKurier Rede und Antwort.

Bild: Sandro Paufler

Herr Glausch, Sie sind seit August vergangenes Jahres als Bürgermeister im Amt. Wie sehr unterscheidet sich die Arbeit als Bürgermeister mit Ihrer früheren Tätigkeit als Sparkassen-Filialleiter?

Der Unterschied ist sehr groß. Früher waren nur zwei Interessenlagen auszugleichen: Kundenbedürfnisse und kaufmännische Unternehmensinteressen. Erfolg war sofort messbar. Es war auch klar, welche meiner Entscheidungen welchen Anteil am Ergebnis hatte. Jetzt ist das vielschichtiger. Natürlich ist die Entwicklung der Gemeinde der Kompass. Oft machen aber Entscheidungen nicht alle Beteiligten glücklich, es dauert bis zum Ergebnis. In den Mühen der Ebene darf man langfristige Ziele nicht aus den Augen verlieren. Allemal ist es die erwartet spannende, interessante und herausfordernde Aufgabe.

 

Was konnten Sie in einem Jahr Amtszeit für die Gemeinde Großdubrau realisieren und umsetzen?

Kürzlich hat der Gemeinderat das Tourismuskonzept im Grundzentralen Verbund beschlossen - bei diesem Projekt war ich vom ersten Tag dabei. Im Bereich Kita's wurde ein Fördermittelantrag für den Neubau der Kita Quatitz angeschoben. Viele ältere Probleme sind beschlussseitig angegangen (Umbau Feuerwehr Crosta, Löschwasserzisternen, Sanierungen an Straßen und Brücken). Im Verwaltungsablauf habe ich erste neue Dienstanweisungen erstellt und regelmäßige Besprechungen wiederbelebt. Der Kontakt zu unserer polnischen Partnergemeinde wurde reaktiviert. Engagiert habe ich auch die Vermeidung eines Planfeststellungsverfahrens zum Ausbau der Ernst-Thälmann-Straße in Großdubrau verfolgt. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass bisher vor allem seit längerem drängende Probleme Priorität hatten. Der Ersatz für die Kinderinsel oder das Gewerbegebiet M-Hütte seien beispielhaft genannt. Auch die Besetzung aller vakanten Planstellen in der Verwaltung sind durch fortgesetzte Fluktuation ein sehr ernstes und bereits länger bestehendes Problem.

 

Sie sind damals als Bürgermeisterkandidat angetreten, um unter anderem die Kommunikation zwischen Verwaltung und Einwohnerschaft zu verbessern. Wie haben Sie das bisher genau umgesetzt?

Die Kommunikation ist die Hauptaufgabe des Bürgermeisters. Formate dazu sind sowohl extern als auch verwaltungsintern teils wiederbelebt oder neu aufgelegt. In unterschiedlichen Intervallen wird sich regelmäßig ausgetauscht. So gibt es einen Unternehmerstammtisch, ein Treffen der Gesundheitsberufe und im September startet der Vereinsaustausch. Im Printbereich überarbeiten wir die Imagebroschüre der Gemeinde als Kommunikationsmittel nach außen.

 

Wie wichtig ist Ihnen die Zusammenarbeit mit den Nachbarkommunen und welche Vorteile ergeben sich Ihrer Meinung daraus?

Schlagwort ist die "interkommunale Zusammenarbeit" vor dem Hintergrund der wachsenden Probleme für ländliche Verwaltungen (Bevölkerungsentwicklung, Gefälle auf urbane Zentren, Fachkräftemangel). Durch Zusammenarbeit in benachbarten Kommunen sollen Ressourcen geteilt und so Synergien gehoben werden. Mit Radibor und Malschwitz sind wir schon einen Schritt weiter als nur auf dem Papier - wir bilden einen sogenannten Grundzentralen Verbund. So sind wir im Konzert der kommunalen Stimmen einfach besser wahrzunehmen. Dies gilt für den Kampf um Fördermittel genauso, wie bei praktischen Aufgaben wie dem Personenstandswesen, verkehrsrechtlichen Anordnungen und Tourismus. Wichtig dabei: die Eigenständigkeit der einzelnen Gemeinden bleibt bestehen, jeder hat im Verbund seine primäre Aufgabe - in Großdubrau ist es die Daseinsvorsorge - und alle profitieren gleichermaßen.

 

Geben Sie uns einen Einblick in die Zukunft: Welche Projekte möchten Sie noch für die Gemeinde angehen?

Stichwort: Informationsformat für die Bürger. Mit einem solchen Kanal möchte ich die Bürger konkret und verständlich ansprechen und informieren. Eine notwendige Anpassung in unserer Bekanntmachungssatzung wird hier der Anstoß sein, das Thema zeitnah anzugehen. Zweites Stichwort: Positionierung zum Klimaschutz. Die Auswirkungen der Bundes- und Landesbemühungen treffen alle Bürger und Institutionen. Wärmeplanung, Entwicklungen im Bereich Flächenziel für Windenergie oder die Einspeisung aus Flächen-PV-Anlagen von Investoren sind längst Thema und fordern eine Positionierung. Einen Klimabeirat haben wir schon mit Akteuren besetzt, ein Klimamanager soll ab 2024 Konzepte entwickeln. Eine Zusammenarbeit zum Thema im Grundzentralen Verbund wird angestrebt. Das Thema Infrastrukturmaßnahmen: Die Bürger sollen nicht den Eindruck bekommen, dass wir bei Problemen aus dem Wettbewerb um Fördermittel duldsam auf ungewisse Zukünfte setzen, sondern kreativ nach Lösungen suchen. Der Bauhof: Thema bis 2027 vertraglich ausgelagert. Frühestens Ende 2025 kann erneut abgewogen und entschieden werden. Umsetzung des Maßnahmeplan Tourismuskonzept: an besonderen touristischen Schlüsselstellen Infrastruktur schaffen oder ertüchtigen, um die Attraktivität des gesamten Gemeindegebietes zu erhöhen. Wie zum Beispiel Touristenparkplätze oder die Instandsetzung von Rad- und Wanderwegen.

 

Wo sehen Sie für die Gemeinde Großdubrau die größten Herausforderungen in der Zukunft?

Ich sehe einen Mix von Entwicklungen, denen sich alle Verwaltungen im ländlichen Raum werden stellen müssen: Zum ersten: Demographie und Bevölkerungsentwicklung: Die Gesellschaft altert, die Geburtenzahlen stagnieren. Der Zuzug junger Familien ist das Mittel zum Gegensteuern. Dem Erhalt und ggf. dem Ausbau vorhandener Infrastruktur für die Daseinsvorsorge kommt enorme Bedeutung zu. Dafür müssen Baugebiete sowohl im Hauptort als auch in den Ortsteilen vorgehalten werden. Aber auch Faktoren wie Bildungseinrichtungen, Vereinsleben, Kultur- und Sportangebote sind im Fokus. Gleiches gilt für die Unternehmen. Nur wo attraktive Arbeitsplätze vorhanden sind oder entstehen, ist Ansiedlung junger Fachkräfte wahrscheinlich. Hier sind wir gut aufgestellt, müssen aber weiter dranbleiben.

Zum zweiten: Umsetzung der Anforderungen des Klimawandels zum Vorteil der Bürger und Unternehmen: Der Klimamanager nimmt voraussichtlich Anfang 2024 seine Arbeit auf, bis dahin werden Konzeptideen und Informationen gesammelt und aufbereitet.

Zum dritten: Gefälle auf urbane Zentren (Fachkräftemangel, Abwanderung durch Gehaltsgefälle): Die Besetzung vakanter Stellen in der Verwaltung mit Verwaltungsfachleuten wird im ländlichen Raum immer schwieriger. Bundes- und Landesbehörden sowie finanzstarke Städte treten als Konkurrenten am Arbeitsmarkt auf. Eigene Ausbildung und gute Vernetzung mit den Ausbildungsinstituten gewinnen an Bedeutung, um Mitarbeiter zu gewinnen. Zum vierten: Abhängigkeit von Fördermitteln und Förderrichtlinien: Die verfassungsrechtlich garantierte kommunale Selbstverwaltung sollte mit einem auskömmlichen Haushalt einhergehen, der nicht in Größenordnungen durch Fördermittelrichtlinien indirekt bestimmt wird. Bestrebungen zu mehr finanzieller Selbstbestimmung durch den Sächsischen Städte- und Gemeindetag befürworte ich.


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