Matthias Stark

Flexibilität ist das Zauberwort

Ottendorf-Okrilla. Der Bürgermeister von Ottendorf-Okrilla, Rico Pfeiffer, verfolgt eine visionäre Idee. Die Straßenbahnlinie 7 soll bis in seinen Ort fahren.
Könnten diese Straßenbahnen schon bald ihre Endhaltestelle in Ottendorf-Okrilla haben? Wenn die Vision des Bürgermeisters Rico Pfeffer wahr wird, ja. Foto: Matthias Stark

Könnten diese Straßenbahnen schon bald ihre Endhaltestelle in Ottendorf-Okrilla haben? Wenn die Vision des Bürgermeisters Rico Pfeffer wahr wird, ja. Foto: Matthias Stark

Ausgangspunkt der Überlegungen ist eine Untersuchung aus den Jahren 2014 bis 2016. Diese befasste sich mit der Umwidmung der Eisenbahnstrecke Dresden-Klotzsche – Ottendorf-Okrilla – Königsbrück zu einer Strecke mit Straßenbahnbetrieb. Aus dieser ging hervor, dass die Verlängerung der Straßenbahn über Weixdorf hinaus in Richtung Ottendorf-Okrilla nicht zweckmäßig sei. Der Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) hat sich im Rahmen der Fortschreibung des Nahverkehrsplans deshalb das Ziel gesetzt, die Verbindung zwischen Dresden über Ottendorf-Okrilla nach Königsbrück durch ein verbessertes Eisenbahnangebot zu stärken. Das Ziel sei, dass die neue S-Bahn Linie S7 wochentags halbstündlich bis Ottendorf-Okrilla Nord verkehrt. Ziel sei, den Betrieb im Dezember 2031 auf Basis batterieelektrischer Fahrzeuge zu starten. Voraussetzung ist die bauliche Fertigstellung sowie zusätzliche Finanzmittel durch Bund und Freistaat Sachsen für die zusätzlichen S-Bahn-Leistungen.

Das Jahr 2031 ist zu spät

Der Bürgermeister sagt dazu: »Die Frage ist, wie wir den Lückenschluss schneller zwischen Weixdorf und Ottendorf-Okrilla herstellen. Derzeit fahren die Züge stündlich. Wir haben zwar die Linie 78, die wir nicht missen möchten. Aber die Fahrzeit von 55 Minuten über Schönborn und Langebrück bis Dresden-Klotzsche ist zu lang.“

Für viele Beschäftigte der Firmen, die im Gewerbegebiet ansässig sind, ist die Linie 78 deshalb kaum eine Alternative. Ein wichtiges Kriterium sei Flexibilität. Dies könne beispielsweise mit einer 20-minütigen Fahrtfrequenz erreicht werden. Aktuell gibt es etwa 4.000 Ein- und Auspendler täglich in Ottendorf-Okrilla. Wenn ein Großteil davon auf den ÖPNV umsteigen würde, wäre das ein wichtiger Beitrag zur Verkehrswende.

Der Ottendorfer Gewerbeverein habe ebenfalls Interesse bekundet. Und DHL mit dem großen Verteilzentrum in Ottendorf-Okrilla könnte sich vorstellen, mit der der verlängerten Straßenbahnlinie auch Paketfracht zu befördern, ähnlich wie es Infineon in Dresden tut. Laut einer nichtrepräsentativen Facebook-Umfrage würde eine Mehrheit der Einwohner die Verlängerung der Linie 7 bis in ihren Ort gut finden. Viele würden den ÖPNV nutzen wollen. Hier spiele eine große Rolle, wie oft eben ein Verkehrsmittel fahre. Stündlich sei deutlich zu lange, so Rico Pfeiffer.

Ein Versuch wäre klug

Seine visionäre Idee besteht nun darin, zunächst die Linie 7 versuchsweise für zwei bis drei Jahre als Bus von Weixdorf nach Ottendorf-Okrilla weiterzuführen. So könnten die Bedarfe ermittelt und die Auslastung getestet werden. Und für den Bürgermeister ist eines auch ganz klar: die Nutzer der Züge und die der Straßenbahn haben unterschiedliche Fahrtziele. Die der Straßenbahnlinie 7 wollen nicht in die Innenstadt, sondern in den Dresdner Norden, weil sie dort arbeiten.

Auf Nachfrage teilt der VVO mit: »Um die Nachfrage für eine Anbindung des Gewerbegebietes Ottendorf-Okrilla an Dresden zu untersuchen, ist die Idee eines Bus-Testbetriebs interessant. Dieser könnte als Vorlaufbetrieb für eine Taktverdichtung der späteren S-Bahn fungieren. Dabei wäre der Bahnhof Dresden-Klotzsche eine sinnvolle Verknüpfung zum überörtlichen Nahverkehr. Mit finanzieller Unterstützung durch die Unternehmen im Gewerbegebiet kann hier durchaus ein die Regionalbahn ergänzendes Angebot entstehen. Daher würden wir uns freuen, wenn wir auch zu einem möglichen JobTicket für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei den Unternehmen ins Gespräch kommen.«


Meistgelesen