Silke Richter

Feuerwehr rückt ins Seniorenheim aus

Sirenengeheul in Burg. Die Einsatzkräfte bekamen die Meldung, dass es im Dachgeschoss der Seniorenwohnanlage »Herbstsonne« brennt. Zum Glück nur eine (wichtige) Übung für den Ernstfall.

Die letzten Sonnenstrahlen nehmen Abschied. Pferd wiehern, Hundegebell dringt aus einem Hof, während krähende Hähne den Abend akustisch einläuten. Dorfidylle pur.  Doch damit soll es in dem Spreetaler Ortsteil gleich vorbei sein. Nur die engsten Vertrauten wissen Bescheid, was gleich passieren wird. Es ist gegen 17.30 Uhr. Im Hinterhof der Seniorenwohnanlage »Herbstsonne« haben sich Einrichtungsleiter Karsten Rudolph, Pflegedienstleiterin Mandy Jahndel, Spreetals Gemeindewehrleiter Oliver Puls, Jugendwart der Feuerwehr Burg Hendrik Rudolph und Maik Petrick zur (geheimen) Versammlung getroffen. Die letzten Vorbereitungen für die bevorstehende Übung sind bereits in vollem Gange. Die drei Feuerwehrexperten haben vor einigen Minuten das Gebäude inspiziert und Vorkehrungen getroffen. 

Wie reagieren Bewohner und Mitarbeiter?

Im angrenzenden (menschenleeren) Party- und Versammlungsraum des Hofcafés steht eine große Nebelmaschine. Im Flur liegt bereits ein Dummy der jetzt von zwei Männern ins Dachgeschoss getragen wird. Die Stufen sind eng und der Aufgang sehr schmal.  Die Experten sprechen von einer »Hühnerleiter«. Der Begriff klingt nach Schwerstarbeit. Denn allein der Dummy wiegt 80 Kilogramm. Das ist das Durchschnittsgewicht eines Menschen. Dazu kommt das Gewicht der Schutzanzüge die jeweils 35 Kilogramm wiegen. Wenig später ist es vollbracht und die Attrappe gut versteckt. Aber wohin mit dem Kinder-Dummy? Die Puppe wird in einem Badezimmer abgelegt. Das ist so gewollt. »Wir haben es bei Einsätzen mehrfach erlebt, dass sich Kinder vor Angst an den unmöglichsten engen Stellen verkriechen und Schutz suchen. Deshalb haben wir dieses Versteck ausgewählt«, erklärt Gemeindewehrleiter Oliver Puls während im vorderen Bereich der Seniorenwohnanlage der ganz normale Alltagsbetrieb weiterläuft. Denn die Mitarbeiter und Bewohner ahnen (noch) nichts. Und das soll in den ersten Minuten nach dem Auslösen des Alarms auch möglichst so bleiben. »Wir möchten wissen, wie unsere Kollegen und Senioren reagieren, um daraus zu lernen und eventuelle Ergänzungen und Nachschulungen vornehmen zu können. Denn wenn der Ernstfall eintritt, dann sollte Ruhe bewahrt und keine Zeit verloren werden«, erklärt Einrichtungsleiter Karsten Rudolph.
Es ist jetzt kurz vor 18 Uhr. Die Verneblungsmaschinen werden in Gang gesetzt. Kurze Zeit später ertönen die Brandmelder und Sirenengeheul. Die (eingeweihten) Mitarbeiter in der Leitstelle Hoyerswerda geben die Meldung »Brand im Dachstuhl und zwei vermisste Personen« heraus.
Eine Frau öffnet das Hoffenster und meint: »Hier piept was und es qualmt. Wir haben sofort die Feuerwehr verständigt.«

Gefahr erkannt und gebannt

Karsten Rudolph nickt zufrieden ob der Gewissheit, dass seine Mitarbeiter trotz vermeintlicher Gefahrensituation alles im Griff zu haben scheinen. Es kommt Bewegung in die Seniorenwohnanlage. Innerhalb weniger Minuten sind alle 18 Bewohner evakuiert. Selbst der Wagen mit den Akten der Bewohner wird letztlich von den besonnen Mitarbeitern noch in Sicherheit gebracht. Die Rettungsaktion läuft ruhig und geordnet ab und lockt nicht nur Schaulustige an. Ein paar Einwohner aus Burg bieten sofort ihre Hilfe an und wollen dafür sorgen, dass die Senioren im benachbarten Jugendclub Unterschlupf finden können. Erleichterung macht sich breit als sie erfahren, dass es nur eine Übung ist. Die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Burg sind als Erstes vor Ort. Fünf weitere aus der Gemeinde Spreetal folgen in Kürze. Nun heißt es als Team zusammen zu arbeiten, zu löschen, zwei vermisste Personen zu finden und zu retten. Jeder Handgriff muss sitzen. Natürlich fließt in diesem Fall kein Wasser oder Schaum denn jetzt ist es amtlich, dass es sich »nur« um eine Übung handelt. Dennoch gilt es, wie in einem realistischen Fall zu handeln, um im Notfall die Gegebenheiten in der Wohnanlage kennen und richtig einschätzen zu können. Zuerst wird der Kinder-Dummy entdeckt und evakuiert. Kurz danach findet die Attrappe des verletzten Mannes auf einer Trage den Weg nach draußen. »Es hat alles wunderbar funktioniert. Unsere Mitarbeiter wissen was im Ernstfall zu tun ist. Und die Feuerwehren haben großartige und professionelle Arbeit geleistet. Das beruhigt ungemein«, so das zufriedene Fazit von Pflegedienstleiterin Mandy Jahndel.


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