Eintausend Mal »Ja« gesagt
17 Jahre im Job, 1.000 vollzogene Trauungen, viele Freudentränen, Emotionen, Nervosität, Alarmstimmung und zahlreiche Geschichten, die das Leben schreibt. Standesbeamtin Doreen Kruchem könnte ein ganzes Buch mit ihren Erinnerungen an Hochzeiten füllen. Da war zum Beispiel jene Trauung, bei der das junge Brautpaar seinen Termin im Standesamt schlichtweg verschlafen hatte. Ein Happy End gab es dennoch, denn Doreen Kruchem reagierte spontan und verschob den Termin zeitlich nach hinten. Die Standesbeamtin erlebte auch schon Trauungen im Country-Look, im Flower-Power Stil, mit uniformierten Polizisten und Motorradfreunden in Lederkluft. Im Standesamt wird auch schon mal spontan vor Freude getanzt. Ein älteres Pärchen ließ sich dieses glückliche Gefühl nach der Trauung nicht nehmen. Rührende Momente, die Doreen Kruchem ans Herz gehen. Sie und ihre Kollegen leben in ihrem Beruf den Anspruch, Brautpaare so individuell wie nur möglich zu begleiten und glücklich zu machen. Ein entscheidender Grund, warum sich die 55-Jährige genau für diesen Beruf der Standesbeamtin entschieden hat. Als sehr emotional beschreibt sie auch die Einweihung der Kapelle im Lausitzer Seenland Klinikum im Jahre 2012. Der Braut stand damals eine Operation an den Stimmbändern bevor. Ihr war wichtig bei ihrer Hochzeit das Wort »Ja« aussprechen zu können. »Hochzeiten sind in unserem Beruf die Kirsche auf dem Sahnehäubchen. Sie gehören mit zu den schönsten Aufgabengebieten«, schwärmt Doreen Kruchem über ihre Arbeit. Ein Alltag, der von der Wiege bis zur Bahre reicht. Zu ihren Tätigkeiten gehören Beurkundungen aller Personenstandsfälle, wie Geburten, Eheschließungen, Lebenspartnerschaften und Sterbefälle. Vor letzteren sind natürlich auch Standesbeamte im privaten Umfeld nicht gefeit. Manchmal passieren Todesfälle auch kurz vor einer anstehenden Hochzeit. Dann heißt es für Doreen Kruchem und ihre Kollegen Fassung zu bewahren und sich möglichst nichts anmerken zu lassen. Freud und Leid lagen auch ganz eng beieinander, als die Corona-Pandemie die Mitarbeiter des Standesamtes und Brautpaare vor große Herausforderungen stellte. »Ganz besonders schlimm fand ich die Zeiten, als Hochzeitspaare ohne ihre Angehörigen getraut werden mussten. Das tat mir für alle Beteiligten in der Seele leid«, blickt Doreen Kruchem berührt zurück. Die 1000. Trauung durfte glücklicherweise mit der Familie und Freunden stattfinden. Franziska und Stefan Rodig aus Hoyerswerda gaben sich am vergangenen Samstag das Ja-Wort. »Ich war aufgeregter als bei meiner ersten Trauung«, meinte Doreen Kruchem mit Freudentränen in den Augen. Das vierstellige Jubiläum war auch für ihre Kollegen ein Grund zum Feiern. Sie hatten eine kleine Überraschung mit besonderer Dekoration, Kuchen, Blumen und Präsente vorbereitet. Zu den Gratulanten gehörte auch Oberbürgermeister Torsten Ruban-Zeh, der selbst schon zweimal von Doreen Kruchem getraut wurde. Bei der letzten Hochzeit meinte die Standesbeamte damals zum Bräutigam, dass sie ihn im Standesamt nicht noch einmal wiedersehen wolle. »Dass er mal irgendwann mein Chef sein würde, habe ich damals natürlich nicht ahnen können«, erinnerte sie sich zusammen mit dem Oberbürgermeister am Samstag lachend zurück. Doreen Kruchem lebt selbst in zweiter Ehe. »Ich habe meinen Traummann später gefunden. Es ist eine Ehe wie im Bilderbuch. Wir sind sehr glücklich miteinander«, erklärt die 55-Jährige mit strahlendem Blick.

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