Matthias Stark

Die Krankheit frühzeitig erkennen

Pulsnitz. In Pulsnitz kümmert sich eine Selbsthilfegruppe liebevoll um Betroffene mit der Krankheit Morbus Bechterew.

Die Pulsnitzer »Bechtis« strahlen trotz ihrer Krankheit Zuversicht und Lebensfreude aus. 
 Foto: Matthias Stark

Die Pulsnitzer »Bechtis« strahlen trotz ihrer Krankheit Zuversicht und Lebensfreude aus. Foto: Matthias Stark

Sie nennen sich »Bechtis«, jene Männer und Frauen, die an Morbus Bechterew erkrankt sind. Und sie lassen sich von dieser Krankheit nicht entmutigen, sind optimistisch und haben in der Gruppe Freude miteinander. So erscheint es, wenn man diese lebensfrohen Menschen bei ihren wöchentlichen Treffen besucht. Bei diesen werden Wasser- und Trockengymnastik sowie Funktionstraining angeboten

Morbus Bechterew ist mehr als »nur« ein Rückenschmerz

In Deutschland leiden etwa 450.000 Menschen an Morbus Bechterew, allein im Landkreis Bautzen sind es ca. 1.500 Personen. Viele von ihnen haben jedoch keine gesicherte Diagnose. Die »Deutsche Vereinigung Morbus Bechterew« (DVMB) kümmert sich als Dachverband um Betroffene.

Die DVMB-Gruppe Pulsnitz wurde im Jahr 1997 mit sechs Personen gründet. Mittlerweile gibt es hier über achtzig Mitglieder, wobei etwa die Hälfte davon selbst von der Erkrankung betroffen ist. Geleitet wird die Pulsnitzer Gruppe seit 2011 von Ingrid Richter, die den Vorsitz vom Gründungsmitglied Helena Strauß übernommen hat. Die engagierte Arbeit von Ingrid Richter wurde bereits mit der Verdienstmedaille des Landeverbandes in Bronze gewürdigt. Die Gruppe bietet Informationen zur Krankheit und ihrer Bewältigung, Selbsthilfe und ganzjährige Therapie an. Die mitgliederstarke Pulsnitzer Gruppe ist die drittgrößte im Landesverband Sachsen, welcher über 900 Mitglieder hat und rein ehrenamtlich arbeitet.

Morbus Bechterew zählt zu den rheumatischen Erkrankungen, wobei die Symptome vielfältig sind. So können Entzündungen an Gelenken und Sehnenansätzen sowie Augenentzündungen auftreten. Etwa jeder zehnte Betroffene klagt über entzündliche Darmerkrankungen. Vor allem in der zweiten Nachthälfte und am Morgen kommen häufig Schmerzen in der Lendenwirbelsäule und Morgensteifigkeit hinzu. Die Krankheit ist nicht heilbar, nur die Symptome können gelindert werden. Im schlimmsten Fall tritt eine vollständige Einsteifung und Verkrümmung der Wirbelsäule auf. Das gilt es durch geeignete Therapien zu verhindern. Durchschnittlich dauert es sieben Jahre vom Auftreten erster Symptome bis zur Diagnose. Deshalb sind Informationen über Morbus Bechterew

»Kurze Nacht« hat doppelte Bedeutung

Claudia Worowsky, eine junge Frau und selbst betroffen, sagt: »Ganz wichtig bei dieser Krankheit sind richtige Ernährung, Bewegung und Stressreduktion«. Und die ebenfalls von der Krankheit betroffene Sandra Richter ergänzt: »Man kann froh sein, dass es unseren Verein gibt.«

Am 5. Juli ist die »Kurze Nacht« der Pulsnitzer Gruppe geplant, eine Anspielung auf die nächtlichen Symptome. Treffpunkt ist 14 Uhr an der Schlossmühle Radeberg. Der Tag steht unter dem Zeichen von Bewegung und Begegnung. Die Schlossmühle und das Schloss Klippenstein sollen besichtigt und eine schöne Wanderung zur Hüttermühle und zum Felixturm unternommen werden. Pausen für Gespräche und Gymnastik im Freien sind eingeplant.

Helena Strauß, selbst erkrankt, war selbst viele Jahre im Landesverband tätig. Sie gibt zu bedenken: »Man muss bei dieser Krankheit selbst herausfinden, was hilft oder lindert«. Die »Bechtis« in Pulsnitz strahlen während ihrer Treffen eine Lebensfreunde und Zuversicht aus, die durchaus für jeden »Gesunden« Vorbild sein kann. Sie sind ein anschauliches Beispiel dafür, sich von einer unheilbaren Krankheit nicht unterkriegen zu lassen. Die Krankheit selbst ist nicht ansteckend, die Heiterkeit der Pulsnitzer »Bechtis« ist es schon.


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