

Der Radeberger Gunter Stresow ist gelernter Brauer und beschäftigt sich seit über fünfzig Jahren mit der Geschichte des Brauwesens. Die Ergebnisse seiner Nachforschungen hat der Radeberger gemeinsam mit seiner Frau Dagmar Stresow in 31 Bänden zur "Erkundung des Brauwesens" und zahlreichen weiteren Publikationen niedergelegt.
Gunter Stresow sagt über sich: »Als Historiker empfinde ich mich eigentlich nicht, ich bin eher ein Bierologe«. Wenn diese Bezeichnung überhaupt auf jemanden zutrifft, dann auf ihn. Schon immer habe er sich für Bier und dessen Geschichte interessiert. Aufgewachsen ist Gunter Stresow im thüringischen Mühlhausen, dort das Abitur abgelegt und eine Lehre als Brauer und Mälzer absolviert. Anschließend hat studierte er Brauereiwesen an der Humboldt-Universität in Berlin. Gunter Stresow weiß also sehr genau, was im Bier drin ist und was reingehört. Für ihn hat der Gerstensaft einen sehr hohen Stellenwert, nicht nur als Getränk, auch als Forschungsgegenstand. Scherzhaft zitiert er: »Menschliche Fortschritte sind nicht von Abstinenzlern gemacht worden«.
Nach seinem Studium arbeitete er zunächst in der Riebeck-Brauerei in Leipzig und kam anschließend nach Radeberg. Seit 1962 ist Gunter Stresow dann für mehrere Jahrzehnte in der Exportbierbrauerei beschäftigt, zunächst als Betriebskontrolleur, später als Haupttechnologe, Leiter Wissenschaft und Technik und schließlich als Betriebsleiter. Bis 1999 war sein Name untrennbar mit der Brauerei verbunden. Noch heute hat er eine lose Verbindung mit den Radeberger Bierbrauern.
Zu den schwierigsten Aufgaben in seinem Arbeitsleben gehörte der Abriss der alten Radeberger Brauerei und der gleichzeitig stattfindende Neubau von Gebäuden und Produktionsanlagen bei laufendem Betrieb. Das sei eine große Herausforderung gewesen. Wurde zunächst noch bei Radeberger mit offener Gärung gearbeitet, stellte man die Produktion schon zu DDR-Zeiten auf die moderne geschlossene Gärung um und nahm so Abstand von alten Technologien. Dabei sei es wichtig gewesen, dass der Endverbraucher die technologische Umstellung geschmacklich nicht merkt, dass Veränderungen nur analytisch feststellbar seien.
Der mittlerweile fast 88-jährige Gunter Stresow ist Ehrenmitglied im Deutschen Braumeister und Malzmeister Bund Landesgruppe Sachsen, Mitglied der Gesellschaft für die Geschichte des Brauwesens und im Freundeskreis Braugeschichte Dresden.
Während Gunter Stresow für die fachliche Forschungen verantwortlich zeichnet, führt seine Frau Dagmar den Buchsatz durch, ist für die Weiterverarbeitung der Texte und den Buchdruck zuständig. Die Diplomingenieurin für Gärungs- und Getränketechnologie ist unmittelbar in die Arbeit eingebunden. Beruflich war sie 35 Jahre lang als Betriebsingenieur in der Radeberger Molkerei beschäftigt. Sie sagt: »Es waren fünf Jahrzehnte gemeinsamer Arbeit, die auch Toleranz vom Partner erfordert«.
Was ist nun für den Fachmann Gunter Stresow das Besondere am Radeberger Bier? Besonders sei, so sagt er, dass die Radeberger Brauerei immer nur eine Biersorte hergestellt habe. Diese sei sehr nah am Pilsener Original, sehr kohlensäurereich und sauber, habe einen hohen Vergärungsgrad. Mittlerweile gibt es zwar auch die alkoholfreie Variante, zu der stellt er aber fest: »Ich als Brauer trinke es nicht«.
Das klassische Radeberger sei ein Spitzenbier, ist »Bierologe« Gunter Stresow sicher.