Matthias Stark

Anerkennung und Wertschätzung gefragt

Radeberg. Staatsministerin Petra Köpping besucht gemeinsam mit Oberbürgermeister Frank Höhme das Alten- und Pflegeheim in Radeberg.

Oberbürgermeister Frank Höhme, die Vorsitzende des Heimbeirates Ilse Rockstroh, Pflegedienstleiterin Isabell Leipold, stellvertretende Pflegdienstleiterin und Qualitätsbeauftragte Romy Töppel, Staatsministerin Petra Köpping und Heimleiter Danilo Krisch-Hoffmann (v.l.n.r.) beim Besuch des Alten- und Pflegeheims in Radeberg.
 Foto: Matthias Stark

Oberbürgermeister Frank Höhme, die Vorsitzende des Heimbeirates Ilse Rockstroh, Pflegedienstleiterin Isabell Leipold, stellvertretende Pflegdienstleiterin und Qualitätsbeauftragte Romy Töppel, Staatsministerin Petra Köpping und Heimleiter Danilo Krisch-Hoffmann (v.l.n.r.) beim Besuch des Alten- und Pflegeheims in Radeberg. Foto: Matthias Stark

Die Radeberger Einrichtung wurde im Jahr 1990 eröffnet und ist eine der wenigen Altenheime in kommunaler Hand. So stellte Petra Köpping mit Bewunderung fest: »Die Stadt hat hier eine große Verantwortung übernommen, das ist nicht selbstverständlich.«

Bestmögliche Unterstützung ist wichtig

Oberbürgermeister Frank Höhme verwies auf die Tatsache, dass solange wie möglich versucht werde, die Angehörigen zu Hause zu pflegen. Das Problem bestünde in der Tatsache, dass oft nach dem Motto »ambulant vor stationär« gehandelt wird. Deshalb kommen Menschen erst sehr spät und in hohem Alter in die Einrichtung. »Pflege in kommunaler Hand ist örtlich verbunden und weltanschaulich ungebunden. Zudem steht sie weniger unter dem Druck immer steigender Gewinnmaximierung und bietet Personen mit finanzieller Überforderung eine Möglichkeit auf einen Pflegeplatz. Kommunen sollten als Träger daher bestmöglich unterstützt werden. Pflege ist für mich ein wichtiger Teil der Daseinsvorsorge«, so Oberbürgermeister Frank Höhme.

Derzeit werden im Radeberger Alten- und Pflegeheim 155 Bewohner betreut, wobei die Fluktuation recht hoch sei. Dabei ist die Verweildauer mit über einem Jahr deutlich höher als im sachsenweiten Durchschnitt, der ein Vierteljahr beträgt. Petra Köpping wies darauf hin, dass das Bundesland Sachsen jenes mit der höchsten Pflegedichte in Deutschland sei. Im Alten- und Pflegeheim der Röderstadt arbeiten 130 Mitarbeiter, im Haus wird noch selbst gekocht, was ein Großteil der Bewohner sehr zu schätzen weiß. Die Vorsitzende des Heimbeirates, Ilse Rockstroh, sagte im Beisein der Staatsministerin: »Ich fühle mich sehr wohl hier im Haus, insbesondere, seit die Wohnbereiche neu strukturiert wurden«.

Hohe Arbeitsbelastung für die Mitarbeiter

Die Arbeit in der Einrichtung ist tagtäglich anspruchsvoll und mit einer hohen psychischen Belastung verbunden. Dementsprechend beträgt der Krankenstand etwa 20 Prozent. Manche Mitarbeiter schieben bis zu 200 Überstunden vor sich her. Staatsministerin Petra Köpping nahm das zur Kenntnis und fragte die anwesenden Mitarbeiter und den Leiter der Einrichtung, Danilo Krisch-Hoffmann, was sich ändern müsse.

Da wurde ein ganzes Bündel an Problemen auf den Tisch gelegt. Zunächst sei die Arbeitsbelastung zu hoch. Derzeit wird mit 39 Stunden pro Woche gearbeitet, eine Reduzierung auf 35 oder 30 Stunden sei wünschenswert. Und das wichtigste sei, mehr Zeit für die Bewohner zu haben. Dazu müssten die Dokumentationszwänge verringert werden, denn von der versprochenen Entbürokratisierung sei nichts mehr zu spüren. Außerdem sei die Wertschätzung für den Pflegeberuf nach wie vor sehr gering. Bei dieser Einschätzung ging es den Mitarbeitern nicht vorrangig ums Geld, sondern um Anerkennung. Danilo Krisch-Hoffmann verwies auch darauf, dass die Bearbeitungszeit für Anträge zur Sozialhilfe mit fünf Monaten viel zu lang sei.

Staatsministerin Petra Köpping machte deutlich, dass die Pflegedokumentation trotz des damit verbundenen Aufwandes immens wichtig sei. Nicht alle Einrichtungen würden so zuverlässig arbeiten wie die Radeberger. Sie sagte abschließend: »Eine Bevölkerung, die immer älter wird und immer weniger Personal in der Pflege, dazu die steigenden Kosten, all diese Herausforderungen haben wir thematisiert. Wir sind dafür sensibilisiert und wissen, dass es dringend einer Reform bedarf. Wir wollen heute daran arbeiten, dass eine gute, verlässliche und bezahlbare Pflege auch in Zukunft sichergestellt wird.«


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