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Der Titel erinnert an das wohl bekannteste Stück "Warten auf Godot" des irischen Schriftstellers Samuel Beckett. Nur was die beiden Mimen auf der Studiobühne des Senftenberger Theaters umtreibt, ist: Sie "Warten auf'n Bus". So heißt der dramatische Text, der aus einer Fernsehserie entstanden ist, die der aus Cottbus gebürtige Oliver Bukowski geschrieben hat.
Beckett war einmal von einem amerikanischen Regisseur gefragt worden, wer oder was das denn sei: Godot. Beckett sagte darauf: "Wenn ich das wüsste, hätte ich es in das Stück reingeschrieben." Das ist in Bukowskis Stück ganz ähnlich; denn es spielt in der brandenburgischen Pampa, in einem Dorf, wo manch einer sich kaum noch erinnern kann, wie ein Bus aussieht. Nur ein Wartehäuschen erinnert an "bewegte Zeiten". Aber hier fährt nichts mehr ab, und Bühnenbildnerin Helene Seitz gibt dieser Örtlichkeit das Bild der schier abgefahrensten Haltestelle weit und breit. Nicht nur der letzte Bus ist über alle Berge, auch die Hoffnungen von Ralf - "Ralle" - Paschke (Daniel Borgwardt) und Johannes - "Hannes" - Ackermann (Matthias Manz) auf soziale Sicherheit und ein angenehmes, selbstbestimmtes Leben sind "abgefahren". Das Dorf ist leer, die Jungen sind weg, sind dorthin abgefahren, wo sie Chancen sehen.
Für Hannes und Ralle bleibt die Bushaltestelle, an der sie sich regelmäßig treffen. Es ist eine Ohrenfreude, wie sie klönen, palavern, diskutieren, manchmal Allerlei-Blödelei, manchmal Unsinn und manchmal tiefschürfende Philosophie und Psychologie. All das befeuchtet mit Bier und Schnaps. Und eine Augenweide ist es, wie sie, obwohl um sie herum nichts geschieht, miteinander umgehen.
Erstaunlich, was Mirko Böttcher, auf Bukowskis Texten fußend und diese komprimierend, den beiden Akteuren an Vorlagen liefert, die sie mit erstaunlicher Prägnanz nutzen. Er füllt ihre Münder mit Pointen, die sie durch Bier und Schnaps durstgestillt, trocken in die Welt setzen. Wortwitz und Situationskomik jagen einander, Müdigkeit kommt weder bei ihnen noch bei den Zuschauern auf.
Wer nichts zu tun hat, weil er nicht gebraucht wird, muss ein Ersatztun anstreben. So träumen sich die beiden zurück auf den Abraumbagger, in Tanzstunden und Boxtrainings und schwärmen von der Busfahrerin Kathrin, die unerreichbar, nicht mehr zu sehen ist, auch sie "abgefahren".
Dass "Ralle" und "Hannes" zwei liebenswerte Kerle sind, fühlt man von Anfang an. Und es wirkt liebenswert-komisch, wie sie eines Tages beginnen, ihre Bushaltestelle aufzumotzen und Mitmenschen mit Megafon und Plakaten ("Wir nehmen auch dich in die Mitte") zum Imbiss einladen, und bedauernswert-tragisch ist, dass keiner kommt.
Zum Glück sitzen im Saal, dicht gedrängt die Lausitzer Zuschauer, und die wissen dieses solidarische Aufbegehren von "Ralle" und "Hannes" zu schätzen und applaudieren stark.