Zimmis Einwurf – Fußball, deine Kraft ist irre
Wie ein Lauffeuer verbreitet sich die schlimme Nachricht. Ein zweiter Mann bricht zusammen, kommt ins Krankenhaus, schafft es, bleibt dank der Ärzte am Leben. Im Stadion herrscht eine gespenstige Stille. Dort, wo sonst der Bär steppt. 45 Minuten wird weiter gespielt, allerdings ohne Beifallsstürme. Auch nicht nach dem zweiten Dortmunder Tor. Dann stehen alle auf und singen die Hymne des Fußballs. You‘ll never walk alone. Du wirst niemals alleine gehen. Seit 1960 existiert der Song in Liverpool. Als die Stadionanlage ausfiel, sang der Fanklub das Lied mit tiefer Inbrunst. Der Ursprung allerdings ist ein anderer. Uraufgeführt wurde ein Stück auf dem Broadway 1945 namens Carousel. Der Text sollte einer schwangeren Frau über den Tod ihres Mannes hinweghelfen. Ich bin sicher, dass diese Story die wenigsten der 81.000 in Dortmund kannten. Aber wie diese Fangemeinde an diesem Abend zusammenstand, war wohl einmalig hierzulande. Es ist auch nicht anzunehmen, dass die Reaktion etwa ein Zeichen auf die Kommerzialisierung und Korruptheit im Fußballgeschäft sein sollte. Denn im Stadion gab es nicht etwa eine Durchsage. Alles wurde organisiert durch und über die Netzwerke, über die die Fans miteinander kommunizieren. Keiner soll glauben, dass unbedingt die Medien darüber so ausführlich berichten sollten. Für alle in Dortmund war es einfach ein Bedürfnis, so zu handeln. Der Freitagabend. Dresdens Anhang unterstützt die Dynamos in Aalen. Dort wurde noch nie gewonnen. Also höchste Zeit. Doch der Ball will und will nicht ins Tor. Auf einmal glimmt ein kleines Feuerchen im Fanblock. Doch es gibt sie, die genau das austreten. Die in letzter Zeit immer wieder dafür sorgen, dass der Ruf der Schwarz-Gelben halt nicht ruiniert wird. Es heißt ja nicht umsonst: Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert! Und noch ein starkes Stück Sportgeschichte. Was haben sich die Zuschauer aufgeregt über den Hauptschiedsrichter beim Eishockey zwischen Dresden und Bremerhaven am Sonntag. Auf einmal haute es den 31-Jährigen aus Rosenheim um. Vom Puck getroffen, ist bald schlimmer als vom Blitz. Beifall, als der Unglücksrabe vom Eis gefahren wurde. Ihr Gert Zimmermann