

Es ist 15 Jahren her, dass Roland Kaiser die Lunge eines Toten bekam. Die Schlagerlegende möchte nicht bei jedem Interview nach seiner dramatischen Geschichte gefragt werden - aber das Thema ist ihm wichtig. Es war Jahrtausendwende, Kaiser war gerade Ende 40, als ein Arztbesuch alles änderte. Er erhält die Diagnose COPD, eine chronische Lungenerkrankung, bei der sich die Atemwege verengen. Zunächst lässt sich das Unvermeidliche verdrängen, doch er muss die Bühne 2009 verlassen – bis er 2010 ein neues Organ erhält. Wie es dem heute 73-Jährigen geht? »Besser als in meinem ersten Leben«, sagt er lachend. Er treibt täglich Sport im Fitnessraum, »sonst würde ich mein Pensum gar nicht durchhalten«, sagt er. »Ich gehe pfleglich mit meinem geschenkten Organ um, das ist eine große Verantwortung«, erzählt er. Die Ärzte hätten ihm damals von Beginn an Mut gemacht. »Gehen Sie raus, leben Sie ihr Leben! Dafür haben wir es gemacht«, sagte der Chefarzt. Das macht er heute noch: 23 Konzerte auf der Arenatour, 16 Konzerte im Open Air, einschließlich Kaisermania. Die endet am 16. August in Dresden, vor den World Games und dann wird Roland Kaiser auch ins Stadion kommen.
Vielleicht hat er Gelegenheit, dort Tamara Schwab zu treffen. Auch sie ist Botschafterin der Herzen und mit Spenderherz in ihrem zweiten Leben glücklich. Die Sportlerin will am Radrennen teilnehmen, eventuell wird die frühere Leichtathletin auch beim Speer- und Diskuswurf starten. »Mal sehen wie weit ich mit dem Training komme«, sagt sie lachend. Denn das sich die Spiele vor allem – ein Ort ausgelassener Dankbarkeit und Lebensfreude, ein Miteinander und Verstehen, am Leben zu sein. Tamara Schwab hat sich ihre persönliche Geschichte von der Seele geschrieben - »Dein Herz, mein Herz« heißt ein Buch der Spiegel-Beststeller-Autorin. Darin erzählt sie von 13 Operationen bevor es 2021 zur Transplantation kam. »Das war das Größte, was mir passieren konnte – ich habe geweint vor Glück.« Zwei Herzstillstände mit Reanimation, ein Defibrillator, der implantiert wurde und acht Mal schockte – das alles hatte sie da schon hinter sich. »Dieses Leben war nicht mehr lebenswert. Ich habe nur noch gewartet, dass mein Defibrillator wieder schockt. Ich war austherapiert. Ein Spenderherz war meine letzte Chance!«
Die World Games zeigen jedes Jahr, was möglich ist, viele Leute denken ja: Man kann nicht mehr das Leben führen, das man vorher hatte. Aber so ist es nicht. Es gibt ein Leben danach. Ein glückliches Leben. Tamara Schwab kann wieder reisen, wieder arbeiten, sie führt das fast normale Leben einer 32-Jährigen.
Im August kommt diese Lebensfreude nach Dresden. Am Start sind nur Lebendspender und Menschen, die lebenserhaltende Organspenden erhalten haben. Sie starten in 17 Sportarten – schon jetzt haben sich 1.989 Sportler aus 60 Nationen angemeldet. »Die größten Spiele nach Dresden zu holen, das wäre toll«, hofft Gudrun Manuwald-Seemüller, Geschäftsführerin der World Transplant Games 2025 Dresden GmbH.
Auftakt der World Games wird bewusst zum Stadtfest am 17. August der Spendenlauf durch den Großen Garten sein. 13 Uhr gibt es dank der »Stiftung Frauenkirche« einen Gedenkgottesdienst in der Frauenkirche, der alle Religionen vereint. Dem schließt sich die Parade der Nationen ins Steyer-Stadion am späten Nachmittag mit feierlicher Eröffnungszeremonie an. Am 20. August findet der traditionelle Kulturabend statt – »Dresden tanzt« heißt es rund um die Bühne auf dem Altmarkt. Einstimmen kann sich Dresden auf das Thema bereits vom 1. bis 4. Mai. Da finden zum ersten Mal in Dresden die Deutschen Meisterschaften der Transplantierten und Dialysepatienten statt. Die Meisterschaften gelten als Generalprobe für Organisatoren und Aktive. Wir feiern das Leben und geben anderen Hoffnung!
Wie nötig Letzteres ist, zeigt ein Blick auf die Zahlen der Deutschen Stiftung Organtransplantation. 8.716 Menschen warten in Deutschland auf ein Organ, 5.839 Menschen bislang vergeblich. 2.877 erhielten erfolgreich ein neues Organ. 84 Prozent der Bevölkerung befürworten Organspenden, aber nur 44 Prozent halten das schriftlich fest. Dresden schenkt Hoffnung. Zum ersten Mal meldete das Universitätsklinikum 2024 mit 21 Transplantationen die höchste Anzahl an Organspenden in Deutschland.