Birgit Branczeisz

Mit den Temperaturen steigt das Risiko an der Carolabrücke - ein Wettlauf gegen die Zeit

Dresden. Ein Teekessel, ein Eisenteil der alten Carolabrücke - was jetzt an der Carolabrücke gefunden wird. Die Bombensuche dauert noch länger. Dabei drängt die Zeit.

Ein alter Teekessel ist einer der 79 Verdachtsfälle, die Holger Kalbe vorzeigen kann. Er ist Abteilungsleiter Brücken- und Ingenieurbauwerke und hält das verbeulte Teil in die Höhe. Ketten, Bewährungseisen, ein Metallschuh mit einem uralten Stück Holzpfahl wurden gefunden - und ein Eisenteil der alten Carolabrücke. Völlig verbogen und verrostet liegt es am Ufer. Ob sich noch etwas wertvolles anfindet, wer weiß. Doch alles was der Detekor anzeigt muss ernst genommen werden. Immerhin gab es bereits drei Bombenfunde an der Carolabrücke. Auch eine Handgranate und Bombensplitter tauchten erneut oberhalb der Brücke auf Neustädter Seite auf.

Jetzt wird unter der Brücke weitergesucht, mit einem etwa ein Meter großen Magneten. Im Wasser wird die nächsten Wochen untersucht – auf Altstädter Seite wurde noch gar nicht begonnen.

Dort liegt auch ein größerer Steinhaufen, in dem noch Bomben vermutet werden. Seit Montag tragen Feuerwerker in einem Kettenbagger CAT 326 mit Panzerscheibe lagenweise Schicht für Schicht ab - prüfen das Material immer wieder mit Magnet. Parallel sondiert das Unternehmen Domarin die Fahrrinne – mindestens 14 Tage. 

Ende nächster Woche sollen nun endlich die Pontons aus Tschechien kommen, die vor Ort zusammengesetzt werden. Domarin wird vier Bohrlöcher für die Pontons in die Elbe setzen und etliche für Stützen in der Elbe. Derzeit bereiten die Planer eine Hoch- und Niedrigwasservariante vor. Bei hohem Wasserstand muss auf Altstädter Seite eine weitere Anlandung gebaut werden. 

Als erstes muss von den Pontons aus die Stützkonstruktion für Zug A und B kommen. Die sollen es dann möglich machen, die Brücke wieder von oben zu betreten. "Wir hören gerade nichts", kommentiert Kalbe das Schweigen der Sensoren in den letzten Tagen. Aber in den kommenden Tagen stehen erneut Temperaturwechsel ins Haus. Das Risiko, dass weitere unkontrollierte Risse die Brückenzüge A und B doch noch plötzlich zum Einsturz bringen, ist jeden Moment gegenwärtig.


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