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Keiner will Verantwortung mehr übernehmen

Die Bauaufsicht erteilt letztmalig eine Ausnahmegenehmigung für den Standort der Volkshochschule am Schilfweg in Seidnitz. Das könnte Folgen haben.
Verwaltungsleiter Christian Wolf vor dem maroden Gebäude der Volkshochschule am Schilfweg, in das täglich bis zu 1.000 Kursteilnehmer strömen. Foto: Pohl

Verwaltungsleiter Christian Wolf vor dem maroden Gebäude der Volkshochschule am Schilfweg, in das täglich bis zu 1.000 Kursteilnehmer strömen. Foto: Pohl

 Die Stadt sucht ein geeignetes Verwaltungs- und Schulungsobjekt für die Volkshochschule. Diese Meldung klingt zunächst wenig dramatisch, doch die Suche ist dringend und hat einen ernsten Hintergrund. Der äußerliche Anblick des Schulgebäudes am Schilfweg lässt Schlimmes erahnen. Am Treppenaufgang bröckelt der Putz und die Fenster sind notdürftig mit Silikon gesichert, damit sie bei Sturm nicht herausfallen. Im Innern sieht es freundlicher aus, doch der Schein trügt. 1972 wurde das Gebäude erbaut. Die Stadt ist Eigentümer und für die Instandhaltung zuständig. „Bereits 2007 wurde für den Standort ein Sanierungskonzept erstellt und im Stadtrat beschlossen. Seitdem ist nichts passiert“ sagt Christian Wolf, Verwaltungsleiter der Volkshochschule. Seit 2012 weist das Brand- und Katastrophenschutzamt immer wieder auf erhebliche Mängel hin. Mit Eigenleistungen in fünfstelliger Höhe hat die Volkshochschule in der Vergangenheit die beanstandeten Punkte verbessert, ohne dafür verantwortlich zu sein. „Als gemeinnütziger Verein erhalten wir Förderungen nur für unseren Bildungsauftrag“, erklärt Wolf. Größere Investitionen sind so kaum zu stemmen. Reparaturen wurden durchgeführt, um den Betrieb überhaupt aufrechterhalten zu können. Nun ist Gefahr im Verzug, denn eine Nutzung des Gebäudes ist nur noch bis Ende 2016 erlaubt. „Es will einfach niemand mehr die Verantwortung übernehmen, wenn doch mal etwas passiert.“ Findet sich bis März kein passendes Objekt, hätte das tiefe Einschnitte in das Angebot der Einrichtung zur Folge. Im schlimmsten Fall droht die komplette Schließung des Seidnitzer Standortes. Deshalb sucht die Stadtverwaltung nun eilig nach passenden Ausweichquartieren. Im Kontext der aktuell nötigen Schaffung von Unterkünften für Flüchtlinge ist diese Aufgabe erst recht kein leichtes Unterfangen, auch andere Schulgebäude sind längst sanierungsbedürftig. Einigkeit besteht darin, den zukünftigen Standort ins Zentrum zu verlagern. Der Einzug in eines der ehemaligen Robotron-Gebäude in der Lingnerstadt scheiterte jedoch. Alternative Objekte wie die alten Bankgebäude am Rathenauplatz und Dippoldiswalder Platz sind finanziell zu einfach zu teuer. Im städtischen Haushalt sind zudem für das kommende Jahr und mittelfristig keine Gelder eingestellt, die Zukunft der Volkshochschule daher als Bildungs- und Begegnungsstätte in der bisherigen Form sehr ungewiss.


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