Birgit Branczeisz

Eine Tiefgarage fürs Dresdner Parkhotel

Dresden. Ein teurer Bau, der am besten gar nicht auffallen soll.

Wenn alles fertig ist, soll von oben nicht zu sehen sein, wie aufwändig die Tiefgarage sich um die Gebäude des Parkhotels schmiegt, wie viel Stahlbeton hier verbaut wurde – stattdessen begrünte Dächer, vielleicht sogar ein paar Bienenstöcke oben auf dem Dach. Imker sollen sich gern melden, wenn sie hier Völker hinstellen möchten.

So die Vision von Jens Hewald, Inhaber des beliebten Dresdner Parkhotels, zu dem auch die Villa Emma, die Villa Romy und das daneben gelegene Areal Bautzner Straße 9 gehören. Wie viel so eine Tiefgarage am Weißen Hirsch kostet, auf die Nachfrage der Presse antwortet Hewald beim Richtfest lachend, das habe er verdrängt. 122 Parkplätze, davon 22 Ladeplätze für E-Autos und 83 Fahrradstellplätze so die Fakten. Fakt ist auch, die Stellplätze waren unumgänglich, um das Areal zu entwickeln.

Denn Jens Hewald hat noch einiges vor. Im September 2022 hat er Bauantrag gestellt, die Villa Romy teils aufzustocken. Das Dach soll dann bis vor gezogen werden, wie es die ursprüngliche Planung um 1913/14 auch vorsah – doch die Firma ging pleite und so wurden die Dächer auf den Rohbau gesetzt, der Ostflügel endet daher faktisch im Erdgeschoss. Mit einem Umbau entstehen 900 Quadratmeter Bürofläche auf jeder Etage. Tags werden vor allem die Büro-Mitarbeiter und Besucher die Tiefgarage nutzen, abends die Party-Besucher. 

Öffentlich ist die Parkhotel-Garage zwar – aber ob auch Anwohner hier einen Stellplatz mieten können, ist noch offen. Nachfragen gibt es bereits viele. Zu den Parkpreisen kann Jens Hewald derzeit nichts sagen. Die werden gerade kalkuliert. Er hofft aber vor allem, dass die ersten Autos schon dieses Jahr hier parken können. Denn zu tun ist am Rohbau noch einiges. Schon der kann von sich hören lassen.

Der erster Aushub begann am 30. November 2020, da war das Gelände fast eine Ebene und alles schien zügig voranzugehen – bis die Arbeiter bei den letzten 1,5 Metern auf Fels stießen. Ein gewaltiger Mehraufwand bis bin zum Verbohren der Verbauträger folgten. Da einmal gegraben wurde, entschied sich der Bauherr, gleich Erdwärme unter der Tiefgarage für das Parkhotel zu erschließen. 24 Bohrungen zu jeweils 200 Metern erfolgten, 25.000 Meter HDPE-Rohr wurde verlegt.

Für das Parkhaus selbst wurden dann 260 Tonnen Stahl sowie 3.640 Tonnen Beton verbaut. Selbst das Pflastern geriet zur Herausforderung. Die Arbeiter schlängelten sich um 59 Säulen, 78.750 Steine wurden verlegt. Mal sehen wie die Bilanz  am Ende aussieht.

www.parkhotel-dresden.de

 

KOMMENTAR

Das Parkhotel am Weißen Hirsch feiert den Rohbau seiner Tiefgarage - und hat allen Grund dazu. Als Event-Veranstalter und Büro-Vermieter tut der Inhaber gut daran, seinen Kunden Mobilität zu bieten, auch aus dem Umland. Das Thema ist in Dresden übrigens gerade hochumstritten. Vor allem die Grünen wollen die Pflicht zum Stellplatznachweis für Bauherren - mit Verweis auf niedrigere Baupreise - z.T. abschaffen. Was zunächst Investorenfreundlich klingt, kann später allzu schnell Kunden, Mieter oder Mitarbeiter kosten. Bodenständige Investoren wissen das.

birgitbranczeisz@wochenkurier.info


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