Birgit Branczeisz

Die Glücklichmacher sind zurück

Dresden-Gruna. Leuchtende Augen sind schon immer ihr Geschäft – die Haselbauers waren stets Schausteller, Bäcker und wunderbare Eis-Macher.



»Wir sind wieder zu Hause in Gruna – zurück am Großen Garten, nur auf der anderen Seite«, lacht Heidi Haselbauer. Am 2. Februar hat sie mit ihrem Mann Heiko Esche ihre Original-Eisbar in der Zwinglistraße eröffnet. »Ich wollte raus aus der Stadt«, sagt sie. Von hier sind es zehn Minuten nach Hause.  Das Eck-Café ist lichtdurchflutet, frühlingsgrün und luftig. Innen und außen lädt es zum Sitzen ein. Hier hält die Straßenbahn, sind Kitas, eine Tagespflege für Senioren und wenige Schritte bis zum Großen Garten. Es ist die Rückkehr zu den Wurzeln der Familie Haselbauer – ein Name, den viele Dresdner kennen. Vater Karl-Heinz Haselbauer hatte am Fucíkplatz – dem ehemaligen Stübelplatz und seit Oktober 1991 Straßburger Platz – seinen Eis-Stand mit dem großen Schriftzug der Familie »Haselbauer« – dort,  wo heute Gläserne Manufaktur steht. Schwarz-Weiß-Fotos zeigen noch die langen Schlangen im Sommer. Bis zu einer Stunde haben die Dresdner manchmal angestanden, um sich das sagenhaft frische, cremige »Streich-Eis« zu holen. Ein Wort, das heute umgangssprachlich nicht mehr gängig, in guten Rezeptbüchern und auf der Speisekarte der Familie Haselbauer aber immer noch zu finden ist. Ihr Geheimnis lüftet Heidi Haselbauer nicht ganz. Nur so viel: Hier werden wirklich Milch, Vanille und Zucker verarbeitet. Apropos Zucker. Da hat die Familie nach der Wende lange getüftelt, um den ursprünglichen Geschmack zu erhalten – so, wie sich die Bäcker lange an den DDR-Semmeln probiert haben. Die Rohstoffe schmeckten nach der Wende einfach einen Tick anders. Es ist gelungen, auch mit Zulieferer Hanke-Eis aus Coswig, der schon die Eltern belieferte. »Wir mixen alles selbst, wie es letztlich die Großeltern gemacht haben«, sagt Heidi Haselbauer.

Was aus der traditionellen Rührmaschine kommt, ist der Vorreiter vom Softeis, aber viel cremiger, weil es aufgeschlagen wird und nicht so tief gekühlt ist wie Softeis. »Eis wie Sahne« darf es sich nicht nennen, weil keine Sahne drin ist. »Haselbauer« auch nicht, denn 2003 sicherte sich eine Dresdnerin den Traditionsnamen als Marke. Und so heißt das Café Original-Eisbar, die Familie hütet das Rezept. 1872 hat der erste Haselbauer mit dem Eis-Geschäft begonnen. Entstanden ist es aus einer Schmalzkuchenbäckerei im Luna-Park Leipzig. »Wir sind alle geborene Dresdner, aber unser Wohnsitz war Leipzig«, sagt Heidi Haselbauer, durchs Fotoalbum blätternd. Bis ein Haselbauer 1949 mit Sohn Heinz und dessen Frau Gertrud am Fucíkplatz hängenblieb. Denn die Haselbauers sind nicht nur Eisverkäufer – große Kinderaugen gibt es auch am Karussell und schließlich ab 1993 der Kinderluftschaukel von Gottfried Hamann. Heidi Haselbauer hat 2008 das Eis-Geschäft übernommen. Das Karussell hat sie von ihren Eltern und irgendwann wird es Tochter Hannah bekommen. Wer weiß, eines Tages wird sie vielleicht andere in alter Tradition begeistern. Ein wenig auf der Schiene ist sie schon.

Die 15-Jährige will jetzt als erste in der Familie bei der Parkeisenbahn Assistentin werden. Heidi Haselbauer schmunzelt. Sie hat früher bei der Parkeisenbahn ab und an mitgeholfen. Ein wenig Schausteller haben die Haselbauers wohl vererbt.


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