Der Böttcher jetzt im Alleingang
Schlicht in Jeans und T-Shirt mit dem Aufdruck „Ich möchte einmal mit Profis arbeiten" agierte Thomas Böttcher am 24. Septemberauf der Biertheater-Bühne in Radeberg. Zum ersten Mal ganz allein mit einem Soloprogramm. „Schön‘ guten Abend, ich weiß gar nicht, ob es schon jemand bemerkt hat, aber…", begann er seinen „Monolog" aus Geschichten, Liedern, Abenteuerlichem und Realistischem, kurzum ein Extrakt aus dem Nähkästchen 25-jähriger Radio-Moderatorentätigkeit. Keine Abrechnung Nein – nicht gedacht als Abrechnung mit den jüngsten Geschehnissen, die die bislang radioverliebte Böttcher-Frohnatur eiskalt erwischt haben. „Lieber radioaktiv als im Radio aktiv" ist nunmehr die Quintessenz bzw. der Titel des Soloprogrammes, mit dem Böttcher künftig auch auf anderen Bühnen auftreten wird. Zum Beispiel am 5. November im Boulevardtheater Dresden oder am 2. Dezember auf der Kleinkunstbühne Q24 in Pirna. „Es ist für einen 52-Jährigen schon nicht einfach, sich ad hoc neu orientieren zu müssen", bekennt er. In der gegenwärtigen Situation ist ihm Ehefrau Nancy dabei eine große Stütze. „Die kleine große Heldin an meiner Seite, eine kluge Frau mit vielen guten Ideen und Fähigkeiten, diese auch voran zu bringen." „Hier passiert Erstaunliches" Wie zum Beispiel das Unterwegssein im Internet mit eigener Homepage und bei Youtube oder der völlig neu entstandene Facebook-Auftritt. „Hier passiert Erstaunliches und man kann über diese Plattformen mit den ehemaligen Hörern in Kontakt bleiben. Wunderbar!" Und das tut er, der Böttcher, mit kleinen Videos, teilweise aus dem heimischen Gartenstuhl gesendet, oder Einladungen zu Fantreffen. In den zurückliegenden vier Monaten haben allein auf Youtube fast 160?000 Leute diese angeklickt. „Das fühlt sich irgendwie gut und ermutigend an und zeigt, dass man nicht vergessen ist, wie so mancher und manches in dieser schnelllebigen Zeit!" Die andere Böttcher-Schiene sind die sogenannten Bretter, die die Welt bedeuten. Bereits bei seinem Start im Radeberger Biertheater im Gründungsjahr 2002, damals noch gemeinsam mit seinem ehemaligen Kollegen Uwe Fischer, hatte sich vor allem Böttcher alles andere als talentlos erwiesen. Neben ihrem Hauptjob im Radio waren die beiden „Laiendarsteller" in unterschiedlichsten Rollen zu erleben. Böttcher u.a. als Dorftrottel – was nicht gerade lukrativ klingt, von ihm aber gekonnt gemeistert wurde –, als mittelalterlicher Theaterdirektor bis hin zu Elvis Presley in dem Biertheater-Weihnachtsstück „Der Schwipsbogen Teil 2". Neue Bühnenpläne Aktuell spielt er an der Seite von Textautor Peter Flache im „Laubenpieper" einen Gartennachbarn und bringt mit seiner Komik ganze Säle zum Lachen. „Das zu schaffen ist mit ernsthafter Arbeit verbunden. Aber es gibt für mich fast nichts Schöneres, als dem Publikum ein paar Augenblicke zu schenken, in denen man den Alltag vergessen kann!" Im kommenden Jahr sollen ähnliche solcher Stücke folgen. Bereits am 8. Februar geht es los mit dem „Scheidungsdrama" „Gute Ex –schlechte Ex". Und auch an ein weiteres Soloprogramm ist gedacht. Doch zunächst muss sich das erste bewähren. Was nicht ganz einfach ist. „Nicht, dass ich mir den Text nicht merken könnte, sondern weil zwischen meinem Wohnort Döbeln und Radeberg die A4 liegt", witzelt Böttcher auf der Bühne. „Eine Autobahn, die ich so sehr liebe, weil es erstaunlich ist, was über Jahre hinweg an so einem einzigen Autobahnabschnitt herumgebaut werden kann! Für mich ist das Sachsens Hauptstadtflughafen – ein Ding, das nie fertig wird!" Arrangiert wurde diese lockere Nähkästchenplauderei übrigens von den Biertheater-Autoren Holger Blum und Thomas Rauch. Und Böttcher hat mächtigen Respekt vor der Aufgabe, alles zündend rüber zu bringen.Nicht vergessen, Herr Böttcher, selbst die Großen ihres Fachs pflegen vor ihren Auftritten dreimal über die linke Schulter zu spucken! Und vielleicht ließe sich diese Nummer sogar ins Programm einbauen. Karin Rodig