Boxer ziehen in die frühere Bowlingbahn
Der Boxclub Radeburg zieht um. Schon Ende Mai / Anfang Juni wollen die Sportler in die 650 Quadratmeter große Bowlingbahn am früheren »Radeburger Hof« einziehen – mit erweitertem Kraft- und Fitnessbereich, der jedermann offensteht, Vereinsraum und Trainingsbase. Der Boxclub hat inzwischen 180 Mitglieder. Vereinschef Erik Behnke will auch den Kinder- / Jugendsport ausbauen. Am 8. Februar ab 10 Uhr gibt es einen ersten Arbeitseinsatz im neuen Vereinshaus. Das mehrstöckige frühere Hotel nebenan wird übrigens perspektivisch abgerissen. Hier sollen vier neue Wohngebäude mit 75 Wohnungen entstehen.
Fasching und Radeburg, das nennt jeder in Sachsen in einem Atemzug. Jetzt sind Radeburgs Boxer auf dem besten Weg, ihrer Stadt alle Ehre zu machen. Spätestens mit den spektakulären Boxnächten in der Großenhainer Remontehalle und der Box Nacht zur Sportolympiade des TSV- Vereinsfestes sind die Faustkämpfer Publikumsmagnet und Aushängeschild. Im Landkreis Meißen ist der Box Club Radeburg neben Riesa der einzige Boxverein.
Mit einem Wettkampfstamm von 6 Boxern sind die Radeburger als Amateure richtig gut dabei. Sie steigen sachsenweit, in Tschechien und in Polen in den Ring. Das macht man nicht mal nebenbei. „Da wird schnell aussortiert, das ist ein sehr intensiver Sport – kognitiv und koordinativ – das halten nicht alle durch“, sagt Erik Behnke. Er hat selbst Wettkämpfe bestritten und jetzt den Box Club mit seinen gut 180 Mitgliedern unter seinen Fittichen. Auch beruflich hat er sich inzwischen ganz dem Sport verschrieben, beim Kreissportbund. Zehn, zwölf Veranstaltungen kommen im Jahr locker zusammen. „Es läuft gut“, sagt er bescheiden. Genaugenommen, läuft es super gut. Der Verein ist quicklebendig, kann sich vor Nachfragen kaum retten und platzt aus allen Nähten. Seit zwölf Jahren trainieren die Boxer in einer Halle im Unternehmen Rodewald. Ohne den Spediteur hätte es schlecht ausgesehen für die Jungs. Trotzdem freuen sich jetzt alle auf den Umzug in die neue, große Halle mitten in der Stadt.
Boxen war in den 1950er und 1960er Jahren eine Nummer in der Region und erlebt eine Renaissance. Vielleicht auch deshalb, weil die Basics breit angelegt sind und auch Fans von Athletik und Kraftsport offenstehen. Athletik-Training ist dienstags und donnerstags, geboxt wird montags, mittwochs und am Wochenende. Wer Wettkämpfe bestreitet, trainieren vier bis sechs Mal die Woche. Harte Einheiten, dazu gesunde Ernährung, kein Alkohol, keine Zigaretten. Da sind sie strikt, schließlich es auf den Einzelnen an. Kinder dürfen mit 8 Jahren trainieren, in den Wettkampfring dürfen sie allerdings erst mit 11 Jahren.
Einer, dem das richtig gefällt ist Sozialarbeiter Marcus Boros. Er hatte das Boxen in Radeburg vor über 12 Jahren etabliert, um Jungs von der Straße zu holen. Dass dieses Projekt einmal so erfolgreich in einen großen Verein münden würde, ahnte er damals nicht. Noch heute ist Boros Ehrenmitglied, wird zu Veranstaltungen und Feiern eingeladen. „Schließlich haben wir ihm viel zu verdanken“, so Behnke. Die Boxer haben nicht vergessen wo sie herkommen. Sie machen beim Scheunenfest und bei der Kneipennacht. Klimmzugstange oder Boxautomat sind natürlich immer ein Magnet. Sie haben Preise für die Zappelbude Radeburg gesponsert und bringen sich ein im Ort.
Aber die Boxnächte sind natürlich das Event mit der größten Strahlkraft. Seit zwei Jahren findet sie in der in der Remontehalle statt, mit Vereinen wie den BKS Red Fighters und Adrenalina Wroclaw aus Polen, die Boxschmiede Magdeburg oder dem Box Club Bautzen. Moderiert wurde das Event von Sportreporter Jens Umbreit, der durch seine Auftritte bei Dynamo Dresden und dem HC Elbflorenz bekannt ist. Lichtshow, Einlaufmusik und Cheerleader vom RCV – ganz wie bei den Profis und das ist natürlich etwas für die ganze Region. Apropos, der früherer Weltmeister Sebastian Formella hat vor einigen Jahren ein Training in Radeburg gegeben. Vielleicht gibt es ja irgendwann eine Neuauflage mit einem bekannten Profi. Das wäre doch was.