André Schramm

Atlantis: Letzte Reise Schrottplatz

Die Tage des havarierten Binnenminensuchbootes im Dresdner Alberthafen sind gezählt. Sofern es der Elbepegel zulässt, soll die Atlantis geborgen und verschrottet werden.
Das Achterdeck des Binnenminensuchboot "Atlantis" steht unter Wasser. Foto: Schramm

Das Achterdeck des Binnenminensuchboot "Atlantis" steht unter Wasser. Foto: Schramm

Erst auf Grund gelaufen, wenig später trat Öl aus: Der gegenwärtige Anblick des Binnenminensuchbootes "Atlantis" ist kein schöner. Seit dem Jahr 2000 befindet sich das ausrangierte Kriegsschiff in Dresden. Demnächst soll es verschrottet werden. Ehrenamtlich gekümmert "Die Idee, ein Minensuchboot nach Dresden zu holen, hatten ein Standort-Ältester in Dresden und der damalige Leiter des Militärhistorischen Museums – ein Mariner", erinnert sich Heinz Broschinsky. Er pflegt die Geschichte des ehemaligen 7. Minennsuchgeschwaders (Neustadt Holstein), zu dem die Atlantis einst gehörte. Broschinsky besuchte die "Atlantis" selbst erst im Jahr 2007 – zusammen mit einigen ehemaligen Kameraden. Die damals geführten Gespräche klangen vielversprechend. "Wir boten an, uns mit unserem Fachwissen und entsprechender Manpower für die Wiederherstellung der Atlantis einzusetzen", erinnert er sich. Mit viel Aufwand wurden dann diverse Reparaturen, Wiederherstellungen und Malerarbeiten am Boot vorgenommen. Der zuständige Restaurator unterstützte die Gruppe nach seinen Möglichkeiten. Der Eigentümer – das Militärhistorische Museum der Bundeswehr – hatte in dieser Zeit hingegen ganz andere Prioritäten. Im eigenen Haus fand ein millionenschwerer Umbau statt. "Unser ursprüngliche Enthusiasmus wurde immer mehr gebremst, da die erforderliche Unterstützung durch das Museum selbst fehlte", so Broschinsky. Zu teuer für´s Museum Dem Museum fehlten die finanziellen Möglichkeiten, um die Atlantis dauerhaft instand zu halten. Problematisch in diesem Zusammenhang war vor allem die Tatsache, dass es nie eine grundsätzliche  ministerielle Entscheidung zu dem Boot und damit eine Finanzierungsgrundlage gab. 2018 trennte sich das Museum schließlich von dem Exponat.  Mit dem Verkauf wurde die VEBEG, eine Verwertungsgesellschaft des Bundes, beauftragt. An der Versteigerung beteiligen durften sich nur "leistungsfähige Abwrackfirmen bzw. Schrotthandelsunternehmen", die das Boot anschließend auch tatsächlich zerlegen. Den Zuschlag bekam eine Abwrackfirma aus Dänemark, die in der Vergangenheit schon andere Boote der Marine aufgekauft und verschrottet hatte. Dass sich das Unternehmen nun viel Zeit ließ, um die Auflage zu erfüllen, dürfte teuer werden, erst recht nachdem Anfang Februar Öl in den Hafen gelaufen war und die Feuerwehr sowie das THW anrücken mussten. Laut der Sächsischen Binnenhäfen Oberelbe GmbH haftet der Eigentümer für alle Maßnahmen, die zur Sicherung des Schiffes notwendig sind. Gegenwärtig stehe man mit dem Havariekommissar in Kontakt, hieß es weiter. Wenn der Elbpegel wieder gesunken ist, soll die Bergung des Schiffes erfolgen.


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