

Ist das vorerst der letzte soziale Wohnungsneubau in Dresden? An der Fröbel-/Ecke Löbtauer Straße werden ab 1. August 62 neue Wohnungen bezogen. Wer eine ergattert, darf sich glücklich schätzen, auch die Wohnadresse "mitten im Leben" zugegeben laut ist. Schon jetzt haben sich für jede Wohnung 4 bis 5 Interessenten angemeldet.
Denn diese Wohnungen, 1- und 2-Raum sowie 4-, 5- und 6-Raumwohnungen, sind ausschließlich für Menschen mit Wohnberechtigungsschein. Einige sind ganz normale Wohnungen, andere barrierefrei und behindertengerecht. Klingt gut, ist es aber nicht. Denn in Dresden haben 66.500 Menschen einen Wohnberechtigungsschein, so Sozialbürgermeisterin Dr. Kristin Kaufmann mit einer aktuellen Zahl. Bürgergeld-Empfänger (Hartz IV), Geringverdiener, Schwerbehinderte, Alleinerziehende, Ausländer, die im Schnitt nach 6 bis 7 Monaten Asylverfahren auf den Wohnungsmarkt drängen und eine Bleibe suchen, für die "Kosten der Unterkunft" erstattet werden.
Nachdenklich macht, bis 1.400 Euro Netto-Einkommen im Monat hat jeder einen Anspruch auf einen Wohnberechtigungsschein und damit günstigen Wohnraum. Und die Zahl derer steigt stetig. 62 neue Wohnungen also - jede gefördert mit 3,50 Euro pro Quadratmeter, so dass sie für 7 Euro pro Quadratmeter Kaltmiete angeboten werden können. Darauf kommen noch mindestens 3 Euro Betriebskosten. Was für Dresdner Verhältnisse günstig klingt, ist für Betroffene "immer noch irre viel Geld", so WiD-Geschäftsführer Steffen Jäckel.
Trotzdem ist der Run enorm. WiD (Wohnen in Dresden) und Sozialamt suchen die Bewerber aus. Jäckel gibt durchaus zu, es gibt einen "Verdrängungskampf am Wohnungsmarkt" und nennt es das "Windhund-Prinzip". Nun bekommt nicht automatisch derjenige zuerst, der sich zuerst meldet. Kriterien wie soziale Bedürftigkeit, Lebenssituation, innerhäusliche Gewalt, Behinderungen all das wird vom Sozialamt laut Kristin Kaufmann in einer "Punktewolke" zusammengefasst - die größten Notfälle werden zur WiD in die Fröbelstraße geschickt.
Kümmern müssen sich Betroffene in jedem Fall - auch wenn sie keine Wohnung ergattern. Immerhin haben sie dann einen der nötigen Nachweise, dass sie aktiv geworden sind - sonst kann es Ärger mit der Erstattung der Kosten der Unterkunft (KdU) geben. Wer auf KdU keinen Anspruch hat, sollte unbedingt Wohngeld beantragen, so Kaufmann. Das bewerbe man gerade intensiv.
WiD-Chef Steffen Jäckel findet klare Worte: "Wir brauchen eine echte Investitionszulage von etwa 1.000 Euro je Quadratmeter." Das Objekt an der Fröbelstraße wurde noch für 2700 Euro pro Quadratmeter gebaut, weil die Ausschreibungen vor zwei Jahren stattfanden. Inzwischen liegen die Baupreise pro Quadratmeter bei gut 4000 Euro.
Die Forderung der Linken-Politikerin Kaufmann: Der Freistaat muss hier Geld in die Hand nehmen. Diskutiert wurde auch eine Einlage der Landeshauptstadt Dresden in die Gesellschaft. Mit der jetzt verhängten Haushaltsperre geht das allerdings nicht. "Und warum haben wir die? Weil wir so hohe Kosten für die Begleitung und Unterbringung von Flüchtlingen haben", so Kristin Kaufmann. Unter anderem. Dazu kommen noch all die anderen Krisen.
Dabei hat Dresden durchaus auch Wohnungsleerstand: in Apartments über 12 Euro, teilweise bis 18-20 Euro Kaltmiete. Nicht erschwinglich für die meisten. So bleibt der Bedarf nach preiswertem Wohnen und er wächst noch an. "Es kommen immer mehr Zugewanderte und es gehen immer weniger aus den überfüllten Heimen", so Kaufmann.
Die Zugereisten ins Umland zu verteilen, geht nicht. Denn Dresden muss die zugewiesenen Flüchtlinge innerhalb der Stadtgrenzen unterbringen. Da greift die Wohnsitzauflage. Es sei denn, sie finden eine auskömmliche sozialversicherungspflichtige Arbeit. Wer das nicht schafft, bleibt im Heim oder braucht eine Sozialwohnung.
WiD-Chef Steffen Jäckel findet, "wir sind nicht weit weg von einer Lösung". Man müsste das Instrument der "Förderrichtlinie preiswerter Mietwohnraum" ausweiten - ohne Kappung der Investitionskosten und auch für Neubau, nicht nur Sanierung. Denn mit der Sanierung "ruinöser Substanz" gewinne man zwar mehr Standard, aber nicht eine neue Wohnung, denn die sind bereits bewohnt.
Genügend Baufelder gebe es durchaus in der Stadt. "Fünf Projekte könnten wir sofort bauen, wenn die Finanzierung stimmen würde." Über 330 Sozialwohnungen für eine Loch von 32,5 Millionen klafft: in der Florian-Geyer-Straße, an der Stauffenbergallee, am Käthe-Kollwitz-Ufer, an der Paunsdorfer Straße (mit Kinder-Sozialdienst und Intensivwohngruppe) und an der Schönaer Straße in Niedersedlitz. Auf das Haus an der Fröbelstraße ist er stolz: praktisch, funktional, modern, ohne Stigma. Ein kompletter Massivbau aus Porenbeton oben und Kalk-Sandstein sowie Mineral unten. Offene, lichte Gänge, farbliche Flure, alles ordentlich. Und hoffentlich nicht das letzte.