

Birte Wiebeck und ihr Mann Martin konnten keine eigenen Kinder bekommen. Deshalb entschieden sie sich damals für Pflegekinder. »Da wir beide eine Behinderung hatten, war klar, dass wir auch behinderte Kinder aufnehmen wollten«, sagt Birte Wiebeck. Sie und ihr Ex-Mann sind sehbehindert und waren beide an einer Blindenschule. »Wenn wir unsere Kenntnisse - etwa in der Blindenschrift - nicht an sehbehinderte Kinder weitergeben würden, wären diese Fähigkeiten doch vergeudet.« Und so haben beide, nach ihrem Entschluss eine Pflegefamilie zu werden, eine Schulung als Anerkennung zur Pflegefamilie absolviert. Lebensgefährte Bernd Lingsteding ist jetzt seit sieben Jahren an der Seite von Birte Wiebeck und habe die Schulung nachgeholt. Über den Bundesverband behinderter Pflegekinder e.V., der die Jugendämter unterstützt, Pflegefamilien zu finden, kommen schließlich Pflegekinder und Pflegefamilien zueinander. Im Bundesverband werden Kinder anonym vorgestellt, auf die man sich dann bewerben kann. Ist das Kind schließlich in der Familie, gibt es weiterhin einen regen Austausch zwischen der Pflegefamilie und dem Jugendamt sowie den Vormündern. Wichtig: Ein Pflegekind in der Familie aufzunehmen ist nicht mit einer Adoption gleichzusetzen. Für viele Sachen haben Pflegefamilien jedoch eine Vollmacht, denn bei einem Kind, was schwer behindert ist, muss man Sachen manchmal auch schnell entscheiden können, informiert Birte Wiebeck. Sie hat übrigens für ihren Dienst an der Gesellschaft und als einstige Vorsitzende des Bundesverbandes behinderter Pflegekinder e.V. im November 2018 das Bundesverdienstkreuz am Bande erhalten. Insgesamt leben aktuell drei Kinder bei ihr und Bernd Lingsteding. Ein 3-jähriges Mädchen, ein 5-jähriger und ein 6-jähriger Junge. »Wir sind ihre Herzeltern«, sagt Birte Wiebeck und fügt an, dass sie für Vincent inzwischen auch das Sorgerecht haben. Wie sie berichtet, sind alle drei Kinder schwer hirngeschädigt und haben eine geringe Lebenserwartung. Sie leiden unter Epilepsie, Spastik und Blindheit. Sie können nicht selbstständig essen oder laufen. Vincent, erzählt Birte Wiebeck, ist ohne Großhirn geboren und hatte Anfangs eine Lebenserwartung von sechs Monaten, dann von zwei Jahren - jetzt ist er fünf Jahre alt. Ein Intensivpflegedienst unterstützt Birte Wiebeck und Bernd Lingsteding zu Hause bei der Pflege der Kinder. »Das ist wichtig und gut, sonst würden wir selbst auch nicht zur Ruhe kommen. Aber es bedeutet auch, dass es im Haus kaum ein Privatleben gibt, da immer Pflegekräfte vor Ort sind«, sagt sie. Ihre Kinder geben ihnen viel zurückgeben - sie lachen gern, sind fröhliche Kinder. »Auf der anderen Seite geben wir ihnen bei uns zu Hause die Liebe und Aufmerksamkeit, die sie auf einer Pflegestation in diesem Umfang nicht erfahren würden«, erzählt Bernd Lingsteding, der als Fahrer bei den Johannitern im Regionalverband Harburg tätig ist. Vor den drei aktuellen Kindern hatten sie bereits drei Kinder aufgenommen - zwei von ihnen sind bereits verstorben, einer lebt jetzt in einer ambulant betreuten Wohngruppe. Natürlich sei der Tod eines Kindes schwer, doch wenn es bei ihnen einziehe, sei ihnen bewusst, das es so kommen werde. »Wir wünschen uns für unsere Kinder ein zufriedendes und schmerzfreies Leben, mit viel Liebe und Fürsorge - so lange es geht.« Der Aufenhalt in der Burger »Pusteblume« ist für sie der erste Urlaub in diesem Jahr. Ohnehin reisen sie sehr gern - auch wenn es mit viel Aufwand verbunden ist. So gab es bereits eine Kreuzfahrt nach Norwegen sowie eine Fahrt ins Disneyland - jeweils mit allen Kindern inklusive Pflegepersonal. Im Mai 2021 ist eine Kreuzfahrt in der Ostsee geplant, im Herbst eine Fahrt nach Bozen. Dort haben sie ein Haus von einem Blindenhilfswerk gebucht.