Bravo, ein Treffer!
Ob ich mal schießen wolle? So könne ich einen genauen Eindruck bekommen, wie sich das anfühlt, wenn man sich am Schießstand auf ein Ziel konzentrieren müsse. Benedikt Krainz reicht mir eine großkalibrige Pistole, beschreibt mir deren Funktionsweise, rät mir, sie vorsichtig zu laden. Dann ist es soweit. Vor mir, in 25 Metern Entfernung, hängt die Zielscheibe. Meine Ohren sind von einem Kopfhörer geschützt, ich stehe aufrecht, die Pistole mit beiden Händen festumklammert, ich atme tief durch. Schaue zu Benedikt Krainz. Der nickt, kann losgehen. Ich drücke vorsichtig ab, der Rückstoß ist heftig. Irgendwo auf der Schießbahn spritzt Sand auf. Von den nächsten vier Kugeln findet nur eine die Zielscheibe. Warum schießt der Mensch eigentlich? Antwort von Krainz: Weil es Spaß macht. Aber was ist so besonders an diesem Spaß? Die Konzentration, das Alleinsein beim Zielen und Abdrücken, diese Entspannung nach dem Schuss, die etwas Erlösendes hat. All das wird es wohl sein, warum es die Mitglieder der Kamenzer Schützengesellschaft regelmäßig zum Training auf den in Bernbruch gelegenen Schießplatz zieht. In den zurückliegenden Monaten, während des Dauerlockdowns, sah das jedoch anders aus. Da war hier kaum etwas los. Der 52-jährige Benedikt Krainz, der im Verein für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist, spricht von einer »unangenehmen Zeit«. Meisterschaften entfielen, Trainingstermine wurden abgesagt, Feste, bei denen der Verein sonst immer dabei war, fielen aus. Trotzdem wuchs die Mitgliederzahl: 2019 lag sie bei 122, im Februar 2021 bei 136. Krainz rechnet damit, dass in diesem Sommer die 140er Marke übersprungen wird. Er erklärt, warum. Wer eine erlaubnispflichtige Waffe besitzt, muss ein regelmäßiges Training mit dieser nachweisen. In einem Verein wie der Schützengesellschaft. Heißt: Monatliches Schießtraining im Jahr. Wer seine Waffe respektive den Waffenschein behalten will, muss übungstechnisch ständig am Ball sein, sprich, regelmäßig dem Schießstand einen Besuch abstatten. Und hat man eine Sportschützen-Waffenbesitzkarte, wird diese von den Behörden regelmäßig geprüft, muss man nachweisen, dass man Mitglied in einem Verein wie der Schützengesellschaft ist. Mit ein Grund, warum sich auch bei der Kamenzer Schützengesellschaft in der Corona-Zeit niemand abgemeldet hat.