

Gut gereifter französischer Käse, luftgetrockneter spanischer Schinken, dazu vielleicht mehr als nur ein Glas italienischer Rotwein – was sich zunächst liest wie das klassische Rezept für einen gelungen Abend, kann für manche Menschen schlimmere Folgen haben als nur einen Kater am Morgen danach: „Histamin-Intoleranz“ lautet hier das Stichwort. Betroffen sind vor allem Frauen mittleren Alters, so wie unsere Leserin Marita L. Quadddeln am Oberschenkel, Juckreiz, Kopfschmerzen, Durchfall, Herzklopfen oder ein hochrotes Gesicht: Wenn Marita L. gleichzeitig unter gleich mehreren solcher Symptome leidet, dann weiß sle schon bestens Bescheid: Sie hat mal wieder nicht aufgepasst – auf sich, und das, was beim leckeren Abendessen oder dem besonders gesunden Frühstück so alles auf dem Teller lag beziehungsweise im Glas und der Tasse gelandet war. Besonders heimtückisch: Anders als bei einer „normalen“ Allergie lassen sich bei einer Histamin-Intoleranz die negative Auswirkungen nicht auf genau definierbare Auslöser zurückführen, die Betroffene dann mehr oder weniger einfach meiden könnten. Histamine sind nämlich so gut wie in allen Lebensmitteln enthalten – allerdings in völlig unterschiedlichen (und dazu in vorher leider nicht quantifizierbaren) Konzentrationen. Aber genau die Dosis an Histaminen im Körper ist bei den Betroffenen für das Auftreten der unangenehmen Symptome entscheidend. Und so kommt es, dass Marita L. abends den Tomatensalat vielleicht wunderbar verträgt, mehr als eine Tasse Kaffee zum Frühstück dann aber das innere Histamin-Fass zum Überlaufen bringt. Denn auch unser Körper selbst produziert die geheimnisvolle biologische Substanz: Als lebenswichtige Botenstoffe regeln Histamine den Schlaf-Wach-Rhythmus, kontrollieren unseren Appetit, halten den Blutdruck schön niedrig, fördern Lernfähigkeit und Gedächtnis und spielen auch bei unseren Gefühlen eine wichtige Rolles. Ein zu viel des Guten ist für allermeisten Menschen völlig unproblematisch – der Körper baut das, was er nicht braucht, einfach ab. Bei Menschen, die unter Histamin-Intoleranz leiden, scheinen diese Abbau-Mechanismen gestört. Die überschüssigen Botenstoffe, wenn man so will, verbreiten im Körper jede Menge Falschmeldungen. Weil Histamin-Intoleranz häufig mit anderen Unverträglichkeiten wie Laktose- und /oder Fructose-Intoleranz einhergeht, ist die genaue Diagnose schwierig bis unmöglich – zumal die Symptome individuell deutlich variieren und auch Anzeichen ganz anderer Erkrankungen sein könnten. Manche Ärzte lehnen deshalb eine Histamin-Toleranz als eigenständiges Krankheitsbild sogar ab. Für viele Experten auffallend ist, dass fast 80 Prozent der Betroffenen Frauen im Alter ziwschen 35 und 40 Jahren sind – häufig kommt es sogar vor, dass mit fortschreitendem Alter die Symptome auch wieder verschwinden. Marita L. trägt die sporadisch auftretenden Nebenwirkungen mittlerweile gelassen: „“Natürlich ist es unangenehm, wenn meine Histamine wieder mal verrückt spielen. Andererseits gibt es aber wahrlich schlimmere Krankheiten.“ (Autor: Harald Gruber/sbs)
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