Carola Zedler

Hausbau wie in der Steinzeit

Welzow. Das Archäotechnische Zentrum Welzow (ATZ) ist für seine experimentelle Erforschung der Menschheitsgeschichte bekannt. Wie haben unsere Vorfahren gelebt, wie haben sie gejagt, gekocht, ihre Gärten angelegt und ihre Häuser gebaut? Das alles lässt sich am besten erfahren, wenn man versucht, es ihnen mit gleichem Material und möglichst gleichen Werkzeugen nachzutun.

Die experimentelle Archäologie verbindet das ATZ Welzow unter anderem mit dem Dümmer Museum Lembruch in Niedersachsen. Hier konnte nach etwa zweijähriger Bauzeit ein Haus aus der Jungsteinzeit in Originalgröße fertiggestellt werden. Es ist ein Nachbau des Hauses Nr. 4 aus dem ausgegrabenen Huntedorf am Nordufer des Dümmer Sees. Am Bau beteiligt waren die Experimental-Archäologen Dr. Hans Joachim Behnke (Leiter des ATZ Welzow), Thorsten Helmerking und Bernhard Haarmeyer.

Lediglich die Größe des Hauses war durch die Grabungsfunde bekannt. Die meisten handwerklichen Ausführungen sind deshalb eine Annäherung an die Bautätigkeit vor 5.000 Jahren, denn es war eine schriftlose Zeit. Alte Handwerkstechniken ohne Eisenwerkzeuge, Nägel und Drähte lebten bei den Bauarbeiten wieder auf und wurden zum wertvollen Erfahrungsschatz der beteiligten Archäologen.

 

Anleitung zum Hausbau im Buch dokumentiert

Dokumentiert und fotografisch festgehalten von der Museumsleiterin des Dümmer-Museums Sabine Hacke, entstand im Ergebnis auch ein Buch über das Projekt. Am 27. Januar wurde das Buch im ATZ Welzow vorgestellt, interessiert verfolgt von etwa 30 Besuchern.

Das Buch zeigt anhand zahlreicher Fotografien auf 80 Seiten, wie so ein neolithisches Haus gebaut werden kann. Manches ist nicht durch Ausgrabungen belegt, beispielsweise die Gestaltung des Dachfirstes. Die Archäologen haben deshalb Varianten mit Lehmschindeln oder Holz, mit Leder- und Aalhaut-Verbindungen getestet. Ihre Haltbarkeit wird sich in den nächsten Jahren erweisen.

Für Dr. Behnke vom ATZ ist der Bau des Hauses am Dümmer eine gute Schule für das etwas größere Projekt, das in Welzow geplant ist. Hier soll der 1:1 Nachbau einer Feldscheune aus dem 14. Jahrhundert entstehen, die am Standort des einstigen Dorfes Klein Görigk im Tagebaubereich Welzow-Süd ausgegraben wurde.

Gefunden wurden von diesem Gebäude lediglich die Pfostenlöcher und Wandgräbchen, die Rückschluss auf die Originalgröße geben. Ein kleines Modell ist bereits gebaut, das Projekt geplant, Weiden am Clara-See gepflanzt. Eiche, Kiefer, Weide und Hasel sollen als Baumaterial zum Einsatz kommen.


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