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Vicky muss leben

Vor neun Wochen hat sich das Leben der jungen Frau schlagartig verändert. Am 23. Januar erhält sie die Diagnose: Akute Lymphatische Leukämie (ALL). Zwei Tage später wird ihr Sohn geboren.
Vicky mit ihrem Sonnenschein Niko. Wer der jungen Mama helfen will, sollte sich an der DKMS-Typisierungsaktion am 14. April im Hygiene Museum beteiligen. Foto: Pönisch

Vicky mit ihrem Sonnenschein Niko. Wer der jungen Mama helfen will, sollte sich an der DKMS-Typisierungsaktion am 14. April im Hygiene Museum beteiligen. Foto: Pönisch

Vicky (30) würde jetzt gern Kinderwagen schiebend durch Bannewitz spazieren. Sich auf‘s Babyschwimmen mit ihrem Sohn freuen. Freundinnen und Kollegen stolz den kleinen Niko präsentieren. Überlegen, was sie für ihn alles mitnehmen muss, wenn es in den geplanten Urlaub geht. Das Babyjahr genießen. Würde. Hätte. Könnte. Stattdessen ist da diese blöde Krankheit, die einfach so aus dem Nichts kam. Sichtbar erst durch einen, dann einen zweiten geschwollenen Lymphknoten im Halsbereich. Schon die erste Blutuntersuchung sah nicht gut aus, die Ergebnisse des großen Blutbildes ein paar Tage später bestätigten den Verdacht: Leukämie. Akut. Sofort ins Krankenhaus. Das war am 23. Januar. Jetzt musste alles sehr schnell gehen. Denn Vicky war hochschwanger, der kleine Mann in ihrem Bauch sollte am 7. Februar zur Welt kommen. Doch so lange wollten die Ärzte nicht warten, die Geburt wurde eingeleitet, Niko kam zwei Tage später in der Uniklinik gesund und munter zur Welt. Schon zwei Tage später lag seine Mama auf der Onkologiestation und bekam ihre ersten Chemotabletten.

»Jammern hilft nicht. Da müssen wir jetzt einfach durch«

Das ist jetzt neun Wochen her. Acht davon konnten Vicky, ihr Mann Marius und Niko in einem Familienzimmer gemeinsam verbringen. Wenigstens das. Hier »feierten« sie Mitte Februar auch Vickys 30. Geburtstag. Mittlerweile hat sie mehrere Chemotherapien erhalten und ihre schönen dunklen langen Haare verloren. Was sie nicht verloren hat ist ihr grenzenloser Optimismus. »Jammern hilft ja nicht. Da müssen wir jetzt einfach durch.« Sie sei in kein tiefes Loch gefallen, habe keine Depression, dazu sei gar keine Zeit gewesen bisher. Für die jungen Eltern galt es rund um den Neuankömmling schließlich allerhand zu organisieren – von der Anmeldung über Kindergeld und Kinderarzt bis hin zum Kitaplatz. Und Papa Marius, der eigentlich jetzt Schichtleiter in der SG CNC Bearbeitungs GmbH hätte werden sollen, befindet sich nun im Babyjahr. Seit 1. April ist er mit Niko allein zu Hause. Kontakt zu ihrem Sohn wird Vicky in den nächsten drei Wochen nicht haben dürfen, denn der Junior erhält seine ersten Impfungen, was Mamas Immunsystem überfordert.

Große DKMS-Spenderaktion am 14. April im Hygiene Museum

Aufgeben ist natürlich keine Option für die hübsche junge Frau. Weil bis jetzt kein genetischer Zwilling für eine Stammzellenspende gefunden wurde, hat sie vom Krankenbett aus bei der Deutschen Knochenmark Spenderdatei (DKMS) eine Typisierungsaktion angeregt und ist dort sofort auf offene Ohren gestoßen. Denn ein Aspekt macht die Suche nach einem Spender für Vicky etwas schwerer: Ihr deutsch-griechisches Erbgut. Der Termin für die Typisierung steht inzwischen fest. Die Aktion findet am 14. April von 11 bis 16 Uhr im Hygiene Museum statt. »Alle Freunde, die Familie und meine Kollegen bei der Sächsischen Aufbaubank organisieren mit«, erzählt Vicky freudestrahlend. Denn um Räumlichkeiten, Flyer und Plakate müssen sich die jungen Eltern und ihre Freunde, die die Aktion tatkräftig unterstützen, erst einmal selbst kümmern. Und dann heißt es wieder warten. Hoffen. Optimistisch sein. »Es wird alles gut«. Das ist ein Satz, den Vicky oft sagt. Schließlich ist da noch ihr Mann und der kleine Sohn, mit dem sie irgendwann endlich (nicht nur) durch Bannewitz spazieren will. WochenKurier wird über die DKMS-Aktion weiter berichten.

Wissenswertes rund um die Aktion

* Akute Lymphatische Leukämie (ALL) ist eine bösartige Erkrankung des blutbildenden Systems (Blutkrebs) * ALL ist die häufigste Form der Leukämie im Kindesalter, bei Erwachsenen tritt sie eher selten auf * Ursache der Erkrankung sind bösartige, genetische Veränderungen im Knochenmark, die im Laufe des Lebens erworben werden, aber nicht vererbbar sind * Aller 25 Minuten erhält ein Patient in Deutschland die Diagnose Blutkrebs; nur ein Drittel findet innerhalb der Familie einen Spender


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