Raum für Trauernde in Heidenau
Wohin mit meiner Trauer? Wer einen geliebten Menschen verliert, für den ändert sich von gleich auf jetzt alles, die hinterlassene Leere ist dabei kaum wieder zu füllen. In den ersten Wochen nach dem Abschied lastet ein immenser Druck auf den Hinterbliebenen. Oft steht man neben der Spur und muss dennoch weiter funktionieren. Daher ist es umso wichtiger, sich seiner Trauer zu stellen, über seine Gefühle zu sprechen und auch gehört zu werden.
Der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. bietet schon seit einiger Zeit einen kostenfreien Trauerkreis bei Lacrima auf der Seidnitzer Straße 4a in Dresden an. Hier werden Trauernde einfühlsam auf diesem schweren Weg begleitet.
Treff an jedem ersten Montag im Monat
Seit Mai 2024 gibt es nun auch einen Trauertreff für erwachsene Trauernde im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge. Jeden ersten Montag im Monat stehen die Türen in der Bahnhofstraße 8 in Heidenau Trauernden offen, um hier in einem geschützten Raum der Gemeinschaft zusammenzukommen. Die Räumlichkeiten werden von der Wohnungsbau- und Wohnungsverwaltungsgesellschaft Heidenau mbH kostenlos zur Verfügung gestellt. Ab 16 Uhr unterstützen ehrenamtliche Mitarbeiterinnen des Hospizdienstes Dohna-Heidenau-Osterzgebirge der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. für rund anderthalb Stunden die Trauernden. Aktuell nutzen vier Trauernde dieses kostenlose Angebot.
»Die Erfahrung zeigt, dass Gemeinsamkeit die Einsamkeit überwinden kann«, so Robert Dietsche, Trauerbegleiter bei den Johannitern: »Wenn der Tod in die Familie kommt, dann wird man oft hilflos und verzweifelt zurückgelassen. Umso wichtiger ist es, dass man sich Hilfe sucht.« Eine solche Hilfe bietet der Trauerkreis bei den Johannitern.
Der erste Schritt muss dabei vom Betroffenen ausgehen. »Man muss sich natürlich darauf einlassen können und es ist klar, dass dies eine große Überwindung kostet«, sagt Dietsche, der seit 2018 bei Lacrima Trauernde betreut – zunächst ehrenamtlich und seit 2020 hauptamtlich.
Beim Erstgespräch unter vier Augen nimmt sich Dietsche alle Zeit, um dem Trauernden möglichst viel Raum für seine Gefühle und Gedanken zu lassen. Die Hinterbliebenen sollen spüren, dass man bei ihnen ist. »In allen Gesprächen versuche ich dabei rauszuhören, wo positive Anknüpfungspunkte und schon kleine Hilfen vorhanden sind. Das Positive soll dabei bewusst aktiviert werden«, erläutert Dietsche.
In der Trauergruppe können Trauernde gemeinsam zurück in ein verändertes Leben finden. Der Austausch über das gemeinsame Schicksal schafft eine Verbindung, die bei der Überwindung der Einsamkeit und der Trauer hinweghilft. Robert Dietsche gibt den Trauernden dabei methodische Impulse mit an die Hand. So zündet beispielsweise jeder zum Beginn jeden Treffens seine eigene Kerze an und sagt, für wen diese brennen soll. »Wir müssen die Trauer auch zulassen. Das Schlimmste wäre es, wenn sich die Betroffenen sozial abkapseln und alleine zurückbleiben. Eine Ursache dafür ist die Verdrängung der Trauer«, sagt Dietsche.
Die Trauernden bleiben im Schnitt rund ein Jahr in den Trauerkreisen. Wichtig dabei ist, dass sie selbst spüren müssen, wie lange ihnen ein solcher Kreis guttut. »Am Ende wandelt sich Trauer in Dankbarkeit und positive Erinnerung«, nennt Dietsche ein wichtiges Ziel der Trauerkreise. Für die ehrenamtliche Tätigkeit der Trauerarbeit suchen die Johanniter aktuell nach engagierten Mitarbeitern.
Infos/Anmeldung: Robert Dietsche, Hospizdienst Dohna-Heidenau-Osterzgebirge, Tel. 0351 / 2091433, Mail: hospizdienst.osterzgebirge@johanniter.de