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Roberto Rink

Kritik am Waldbrandschutz

Sächsische Schweiz. Der Wanderführer Marco Angermann kritisiert in einem  »Offenen Brief« das Waldbrandschutzkonzept des Nationalparks.
Hohe Brandlast auf einem Einsatzweg an einer Löschwasserzisterne am Großen Zschand, Zustand vom Juni 2024.

Hohe Brandlast auf einem Einsatzweg an einer Löschwasserzisterne am Großen Zschand, Zustand vom Juni 2024.

Bild: M. Angermann

Nach den verheerenden Waldbränden, die im Sommer 2022 im Nationalpark Sächsische Schweiz wüteten, befassten sich die Nationalparkverwaltung, der Staatsbetrieb Sachsenforst und die Staatsregierung mit der Auswertung des Brandgeschehens. Dabei wurde der Waldbrandexperte Prof. Dr. Michael Müller neben der Auswertung auch mit der Erarbeitung eines Waldbrandschutzkonzeptes für die gesamte Nationalparkregion beauftragt, welches am 4. August 2023 fertiggestellt worden ist.

Skandalöses Waldbrandschutzkonzept?

Für den Wanderführer Marco Angermann aus Rosenthal-Bielatal stellt dieses Waldbrandschutzkonzept allerdings einen »Skandal« dar. In einem Rundschreiben von März 2024 stellt er Akteuren des Elbsandsteingebirges, darunter Bürgermeistern, Mitgliedern des Tourismusverbandes, Gastgebern und Gastwirten, seine Positionen dar. Angermann stößt sich dabei auch an der Aussage eines wissenschaftlichen Mitarbeiters: »Die gefährdeten Objekte und Siedlungen in der Sächsischen Schweiz sind ein wunder Punkt des Konzeptes.« Dabei müssen über 2.000 gefährdete Objekte auf 25 und die etwa 70 gefährdeten Siedlungen auf drei reduziert werden. Angermann vermutet darin, dass es hier das Anliegen des Auftraggebers – das Sächsische Umweltministerium – sei, den Schutzstatus des Nationalparks nicht zu gefährden.

Er spricht auch die Rolle des Totholzes an und betont, dass sich besonders aus trockenem Brennmaterial wie auch schon im Sommer 2022 Funkenflug entwickeln kann. Auch die neu angelegten »teuren« Zisternen seien laut Angermann von der Menge an Löschwasservorrat nur »ein Tropfen auf den heißen Stein«. Er sieht insgesamt das »Großraum-Naturschutzgebietskonzept« unpassend für die Region des Elbsandsteingebirges und fordert unter anderem eine Beräumung des Totholzes und einen aktiven Waldumbau.

Antwort des Landrats und des Nationalparks

Am 10. April 2024 antworte Landrat Michael Geisler auf den Rundbrief Angermanns.: »Die Situation des Waldbrandschutzes sei aber ebenso vielfältig wie die Natur der Sächsischen Schweiz.« Neben dem Gutachten von Prof. Dr. Müller dienen auch das Strategische Konzept zur Waldbrandbekämpfung im Freistaat und die Expertenkommission der Staatsregierung als Handlungsgrundlage für das weitere Vorgehen. Bei der Auflistung der gefährdeten Objekte und Siedlungen handle es sich zunächst um eine Priorisierung, der im Anschluss die übrigen Bereiche folgen werden. »Die drei durchgeführten Bürgerdialoge in Sebnitz, Bad Schandau und Hohnstein, haben wichtige Impulse für unsere weitere Arbeit geliefert.« Seit Januar 2024 ist die Landkreisverwaltung als untere Brandschutzbehörde für Brandverhütungsschauen im Wald zuständig.

Der Pressesprecher der Nationalpark- und Forstverwaltung Sächsische Schweiz, Hanspeter Mayr, verweist »auf die seit 2022 gemeinsam mit den zuständigen Behörden im Landratsamt und örtlich zuständigen Brandschutzbehörden/Feuerwehren abgestimmten und ergriffenen intensiven Maßnahmen zum vorbeugenden Waldbrandschutz«. Die schnelle Verfügbarkeit von Löschwasser sei dafür ein wichtiger Schritt. »Auf der Grundlage des Gutachtens konnte die Nationalpark- und Forstverwaltung den Umgang mit dem Totholz intensiv und vor Ort mit den Feuerwehren abstimmen.« Seit 2022 sind insgesamt 53 Kilometer Wege von anfallendem Holz geräumt und Schutzkorridore um Siedlungen hergestellt worden. Zudem ist laut Mayr »die kritisierte Reduzierung der gefährdeten Objekte im Nationalpark nicht erfolgt« und ergänzt, dass die Maßnahmen auf weitere Objekte ausgedehnt werden.

Am 11. Juni 2024 antwortete Marco Angermann auf die Reaktion des Landrats mit einem »Offenen Brief«, auf welchen er bisher keine weiteren Antworten und auch keine Anfragen seitens der Medien erhalten habe.


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