

Runde Jubiläen sind immer ein Anlass für ausgefallene Geschenke, erst recht, wenn eine Stadt ihren 775. Geburtstag feiert. Nun sind 775 Jahre eine beachtliche Zeit. Und eigentlich ist es schon verwunderlich, dass die Stadt bislang noch keine Amtskette vorzuweisen hat. „Es ist tatsächlich so. Auch Nachforschungen in Archiven haben keinen Anhaltspunkt ergeben, dass unsere Stadt jemals eine Amtskette besessen hätte“, bestätigt auch OB Mike Ruckh. Die Idee für eine Amtskette gab es bereits zur 750-Jahr-Feier, konnte damals aber nicht realisiert werden. Nun war es aber an der Zeit. Bundestagsabgeordneter Klaus Brähmig griff das Thema bereits im November 2015 wieder auf und setzte sich dafür ein, indem im Vorfeld Stifter für die Finanzierung der Amtskette gesucht und gefunden wurden. Denn so will es die Tradition bei der Anschaffung einer Amtskette. Diese Insignien der städtischen Selbstverwaltung werden von Unternehmen, in früheren Zeiten von Zünften gestiftet. Und die fanden sich auch in beachtlicher Zahl in Sebnitz und im Landkreis. Ortsansässige Firmen, wie z. B. die Hirsch-Apotheke Sebnitz, Ekkehard Schneider, die Kimmel Wilhelm GmbH & Co. KG Kunststoffe, Media-Call Sachsen e.K., Rainer Franke oder die Sparkasse und die Volksbank Pirna und Privatpersonen, angefangen von Familie Ruckh selbst über Familie Brähmig bis zur Sebnitzer Goldschmiedemeisterin Doreen Biedermann, die die Anfertigung der Amtskette von der Idee, über den Entwurf bis zur Fertigstellung übernommen hatte. Für sie auch ein absolutes Neuland, denn bisher hatte sie was Ketten angeht, nur mit Halsketten zu tun. Das Schmuckstück ist aus 925er Silber und wurde vergoldet. „Die Kette verfügt über ein schlichtes Design, die Form ist reduziert, der heutigen Zeit geradlinig und mit klaren Linien angepasst“, erläutert die Fachfrau. Medaillen mit den Wappen von Sebnitz, dem Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge und dem Freistaat Sachsen zieren die Kette. Ganz billig war die Kette natürlich nicht. Ein fünfstelliger Betrag musste von den insgeasmt 21 Stiftern schon aufgebracht werden. Kurz vor den Feierlichkeiten zur 775-Jahrfeier konnte OB Mike Ruckh nun die erste Amtskette in Empfang nehmen. „Es handelt sich hier nicht um die Amtskette für den aktuellen Bürgermeister. Die Kette gehört der Stadt und auch meine Nachfolger werden sie sicher mit Stolz tragen“, ist der OB überzeugt und bedankt sich nochmals bei den zahlreichen Spendern. Die Stadt folgt mit der Anschaffung einer Amtskette einer Tradition, wonach bereits in vergangenen Jahren stadttypische Symbole mit Spendenmitteln zu neuem Leben erweckt worden. So wurde 2001 die Postmeilensäule, die aus dem Jahr 1772 stammte, aber 1843 beseitigt wurde, ebenfalls aus Spendenmitteln finanziert und auf dem Sebnitzer Marktplatz wieder aufgestellt. Ebenfalls von großem ideellem Wert ist die alte Sebnitzer Traditionsfahne aus dem Jahr 1889. Die Fahne wurde durch die Stadt um 1890 von einem unbekannten Hersteller erworben. Der Sebnitzer Klaus Schneller, vielen bekannt als Fahnenträger der traditionellen städtischen Festumzüge, hatte die Fahne in seinem Besitz, seit er sie 1968 aus einem Schuttcontainer gerettet hatte. 2014 hat die Stadt die Fahne mit Hilfe von Spenden erworben und restauriert. Sie hat nun ihren festen Platz im Museum gefunden.